Begutachtet lichte Baumkronen im Wald bei Stuttgart-Degerloch : der baden-württembergische Forstminister Peter Hauk (CDU). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Obwohl das Frühjahr 2023 feucht war, bedeutet dies keine echte Erholung für den Wald in Baden-Württemberg. Und zu den Bäumen, die am stärksten unter der Klimakrise leiden, gehören auch die, die mehr als die Hälfte der Fläche einnehmen.

Nein, idyllisch ist es beim Besuch von Forstminister Peter Hauk (CDU) an diesem völlig verregneten Mittag im Wald bei Stuttgart-Degerloch nicht. Aber das passt zu seinem Thema, dem Zustand des Walds in Baden-Württemberg. Trotz des feuchten Frühjahrs konnten sich die Bäume kaum erholen: Bei Erhebungen wiesen im Sommer 44 Prozent der Waldfläche „deutliche Schäden“ auf, 2022 waren es 46 Prozent.

Wie steht es derzeit um den Wald?

Seit 2018 gab es wegen der Klimaerwärmung keine Verschnaufphasen mehr für die Bäume, sagt Hauk. Und das werde sich in den kommenden 30 Jahren auch nicht bessern. Aufgrund der Extremtemperaturen und Trockenheit stünden die Bäume „unter Dauerstress“. Das führe dazu, dass sie anfälliger gegenüber Schadstoffen, Käfern und Pilzen seien. Bleibe es auch im Winter warm, gebe es bei Pilzen ein „ungehemmtes Wachstum“.

Welchen Bäumen geht es sehr schlecht?

Kiefern seien ein „echtes Sorgenkind“, sagt Hauk, in der Rheinebene etwa gebe es kaum mehr welche, aber die Esche sei „dem Untergang geweiht“. Buchen und Fichten, die deutlich mehr als die Hälfte der Waldfläche in Baden-Württemberg einnehmen, zeigten seit Jahren große Schäden. Fichten setzen vor allem die Borkenkäfer zu, die wegen der milden Winter überlebten. Bei Buchen sei davon auszugehen, dass diese von 2050 an nicht mehr im Neckar- oder Rheintal wachsen können, wo es besonders warm ist.

Gibt es überhaupt noch Hoffnung?

Der Wald im Land wird nicht so schnell aussterben aber sich verändern. „Wir müssen klimaresilientere Bäume anbauen in Bestände hinein, die dem Klimawandel voraussichtlich nicht standhalten“, sagt Hauk. Spitzahorn, Esskastanie, Nussbäume oder Eichen könnten höhere Temperaturen und Dürre besser wegstecken. Positiv ist auch: Die jährlichen Erhebungen zeigen, dass jüngere Bäume weniger Schäden haben als Ältere. Umweltverbände und Politiker sind sich einig: Der Wald ist Betroffener der Klimakrise – aber zugleich Teil der Lösung. Das „Sorgenkind Wald“ gerät so nicht aus dem Blick.