Die Bürgerenergie Alfdorf, die Stadt Welzheim und die Gemeinde Alfdorf gehen mit kühnen Visionen an die Öffentlichkeit. Wie stehen die Chancen für das Projekt?
Er wirkt wie ein Solitär in der waldigen Landschaft – doch womöglich endet das Alleinstellungsmerkmal demnächst: Seit fast 20 Jahren dreht sich der windige Riese am Aichstruter Wasserturm, als erstes Windrad im Rems-Murr-Kreis überhaupt. Errichtet und betrieben wird es durch einige Welzheimer Windkraftpioniere in Eigeninitiative.
Kurz vor Weihnachten 2004 errichtet
Auch aus vielen Kilometern Entfernung ist das fast 100 Meter hohe Windrad zu sehen, das kurz vor Weihnachten 2004 bei minus fünf Grad in die Höhe gestemmt wurde. Doch mit heute üblichen Dimensionen ist das nicht vergleichbar, wie es die Schlagzeile „Das Windrädle im Welzheimer Wald“ in unserer Zeitung vom Dezember 2017 auf den Punkt bringt. Windräder der neuesten Generation, wie sie etwa die Stadtwerke Fellbach auf der Schwäbischen Alb errichten wollen, kommen auf eine Nabenhöhe von 169 Meter und einen Rotordurchmesser von 117 Meter.
Womöglich geht’s in ähnlich himmlische Gefilde bald auch in Welzheimer Wald. Denn am dortigen Horizont scheinen ganz vage neue Windkraftanlagen in Sicht – jedenfalls gibt es erste Überlegungen zu einer verbesserten Nutzung der Windhöffigkeit im Schwäbischen Wald. Schon in den vergangenen Jahren hat die Stadt Welzheim durchgängig die Haltung vertreten, dass dort auch zusätzliche neue Anlagen errichtet werden könnten. Durch den neu gegründeten Verein Bürgerenergie Alfdorf, der die Themen Photovoltaik und Windkraft vorantreiben möchte, kam nun die Initiative zustande, eine für Mensch und Natur gut geeignete Fläche für einen Windpark im Raum Alfdorf zu finden.
Je zur Hälfte auf Welzheimer und Alfdorfer Markung
Mit Unterstützung eines erfahrenen Unternehmens, das bereits zahlreiche Windkraftanlagen projektiert hat und auch betreibt, wurde eine Flächenanalyse gemacht und ein Gebiet zwischen Aichstrut und Burgholz identifiziert. Im Westen wird es begrenzt vom bestehenden Windrad und verläuft von dort aus in Richtung Osten. Die Fläche liegt etwa zur Hälfte auf Welzheimer beziehungsweise auf Alfdorfer Markung.
In einer gemeinsamen Mitteilung der Bürgerenergie Alfdorf, der Stadt Welzheim und der Gemeinde Alfdorf heißt es dazu: „Im maximalen Fall könnten vier neue moderne Windräder entstehen.“ Die erste Voraussetzung, damit aus einer solchen Idee Realität werden kann, ist die Bereitschaft der Grundstückseigentümer. Um über die Idee zu informieren und ein Stimmungsbild einzuholen, haben die beiden Gemeinden zusammen mit der Bürgerenergie Alfdorf diese bereits zu einem Treffen eingeladen.
Bürgerinnen und Bürger sollen sich bald äußern können
Parallel dazu wollen der Verein und die Gemeinden die Öffentlichkeit informieren sowie die kommunalpolitische Meinungs- und Willensbildung betreiben. Die Haltung der Stadt Welzheim beziehungsweise der Gemeinde Alfdorf zu einem solchen Projekt werde durch Gemeinderatsbeschlüsse nach einer umfassenden Information und Diskussion in der Öffentlichkeit erfolgen, heißt es.
Wichtig ist den beiden Bürgermeistern Thomas Bernlöhr und Ronald Krötz, „dass es zwar Aufgeschlossenheit und Offenheit zu der Idee gibt, jedoch keine Vorentscheidungen getroffen sind“. Vielmehr wolle man alle Beteiligten „frühzeitig und transparent über den jeweiligen Stand informieren“.
Die Abstände zu Modell- und Segelflugplatz sind zu prüfen
Während der konkreten Annäherung an ein Projekt sind eine Vielzahl von Kriterien zu klären: neben des positiven Signals der Grundstückseigentümer der betroffenen Flächen auch die Abstände zur der Wohnbebauung, artenschutzrechtliche Belange, Verkehrsfragen, Forst- und Landwirtschaftsfragen, die Abstände zu Modell- und Segelflugplatz, Anlagentechnik und vieles weitere mehr. Die meisten dieser Fragen können heute noch nicht beantwortet werden. Sie müssen untersucht und in der richtigen Reihenfolge bearbeitet werden, so dass alle Beteiligten sich entlang ihrer Rechte und Interessen in den Prozess einbringen können.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist, im Fall einer Realisierung des Projekts auch Beteiligungsmöglichkeiten für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, damit ein möglichst großer Teil der Wertschöpfung in der Region bleibt.