Natürlich sei Stuttgart ihre Heimat, sagen die Klassenkameraden Furkan Yumurtaoglu und Fabrizio Campanile. Dennoch begegnet ihnen Rassismus in ihrem Leben ständig. Zwei Stimmen aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.
„Vielleicht ist Rassismus für manche Normalität geworden“, sagt Fabrizio Campanile. Neu seien Sprüche oder Blicke jedenfalls nicht, meint sein Klassenkamerad Furkan Yumurtaoglu.
„Als ich noch in der Jugend Fußball gespielt habe, wurde ein Kumpel auf dem Platz beleidigt, weil er schwarz ist“, erzählt der 21-Jährige, der inzwischen in der Landesliga kickt. „Leute haben mal Affengeräusche gemacht, wenn ein schwarzer Spieler am Ball war“, sagt Fabrizio Campanile. Er spielt in der Oberliga.
Wie sich Fremdenfeindlichkeit politisch verschärft hat, habe er kaum verfolgt: „Ich bin jung, habe mich nicht viel mit Politik beschäftigt“, sagt der 16-Jährige.
Fast alle Freunde fühlen sich vom Vertreibungsplan betroffen
Seitdem die „Correctiv“-Recherche bekannt wurde, sei das anders. Fühlen sich viele seiner Freunde betroffen? „Ich kann nicht glauben, dass die alle vertreiben wollen.“
Wie Fabrizio Campanile, dessen Großeltern in Italien geboren sind und Furkan Yumurtaoglu, dessen Eltern aus der Türkei nach Stuttgart gezogen sind, hätten die meisten ihrer Mitschüler am Cotta-Berufskolleg einen Migrationshintergrund: „Die kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Ist schön, dass man was voneinander lernen kann.“
Manchmal telefoniert Furkan auf Türkisch, wenn beide unterwegs sind. „Mittlerweile verstehe ich alles“, sagt Fabrizio.
Aktuelle Debatte
Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.
„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.