Der Kreis Esslingen soll wieder einen Kindernotarztwagen bekommen. Das Modell in Esslingen soll allerdings über das Heck beladen werden. Foto: Heinz Heiss

Um Neugeborenen im Kreis Esslingen im Ernstfall schnellstmöglich und sicher helfen zu können, hat Harald Weith einen Förderverein gegründet und sammelt Spenden für einen Baby-Notarztwagen.

Kreis Esslingen - Im Notfall zählt jede Sekunde. Wenn der Rettungsdienst oder Notarzt gerufen wird, ist Zeit ein entscheidender Faktor. Momentan geht beim Transport von Neugeborenen im Kreis Esslingen jedoch Zeit verloren, weil das passende Spezialfahrzeug vor Jahren aus Altersgründen ausgemustert wurde. Deshalb hat der langjährige Rettungsassistent Harald Weith 2020 einen Förderverein gegründet, um wieder einen Babynotarztwagen im Landkreis in Betrieb nehmen zu können. Dieser wird nun von der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung unterstützt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Zusammenhalt und Solidarität mehr denn je gefragt

Immerhin müssen mit steigender Tendenz etwa 150 Neugeborene im Jahr in einem solchen Fahrzeug transportiert werden. „Aktuell muss bei einem normalen Rettungswagen (RTW) die Trage herausgenommen werden, wenn ein entsprechender Einsatz rein kommt,“ sagt Weith. Dann müsse das Fahrzeug von der Rettungswache beim Klinikum Esslingen die kurze Strecke zum Kinderkrankenhaus fahren, um dort eine Spezialtrage mit Inkubator aufzunehmen. Zudem kommen auch ein Kindernotarzt und eine entsprechend ausgebildete Krankenschwester an Bord. Erst dann kann die Fahrt zum Einsatzort angegangen werden. Dazu komme noch, dass das Fahrzeug nur mit angepasster Geschwindigkeit fahren kann, wenn ein Neugeborenes im Inkubator transportiert und behandelt wird. Bei unebenen Straßen könnten sonst Verletzungen auftreten, erklärt Weith. Gerade bei den teils längeren Strecken im Kreis Esslingen sei ein Babynotarztwagen daher wichtig.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wenn der Bandscheibenvorfall zu Obdachlosigkeit führt

Wagen soll stets einsatzbereit sein

Der kann stets einsatzbereit an der Wache stehen. Das bereits vorhandene Personal des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) müsse nur noch den Fahrzeugschlüssel nehmen und mit dem Notfallpersonal an Bord losfahren. Der Umbau des Wagens vor jedem Einsatz könne so gespart werden. Auch das Fahrzeug selbst sichert eine optimale Versorgung der Neugeborenen, die häufig aufgrund einer Frühgeburt oder beispielsweise wegen Atemnot bei der Geburt dringend behandelt werden müssen. „In solchen Fällen wird bei Hausgeburten, aber auch wenn die Geburtsklinik nicht über eine spezielle Kinderklinik verfügt, oftmals ein Transport nötig“, erklärt Weith das Einsatzgebiet des neuen Baby-Notarztwagens. In der Regel endet ein solcher Transport im Landkreis dann an der Kinderklinik des Klinikums Esslingen. Wenn dort keine Kapazitäten frei sind, seien jedoch auch Transporte nach Stuttgart oder Tübingen nötig. Die Neugeborenen müssen also über weite Strecken transportiert werden.

Sanftes Bremssystem

Durch Hilfsmittel, wie etwa ein technisch unterstütztes, sanfteres Bremssystem oder ein anderes Fahrgestell mit angepasster Federung wird die Sicherheit während der Fahrt gewährleistet. „Zudem ist auch die Ausstattung im Inneren des Fahrzeugs speziell auf Neugeborene ausgelegt“, sagt Weith: „Schließlich sind Neugeborene nicht einfach kleine Erwachsene.“

Der Förderverein für einen Baby-Notarztwagen für den Landkreis Esslingen möchte über Spenden nicht nur die 150 000 Euro teure Anschaffung des Fahrzeugs finanzieren, sondern das Fahrzeug über Mitgliederbeiträge von 35 Euro pro Jahr auch langfristig instandhalten.

Durch Spenden konnte das Fahrzeug bereits bestellt werden. Insbesondere der Verein „Star Care“ sei sehr großzügig gewesen, berichtet Weith. Zudem haben auch Firmen aus dem Kreis ihren Teil dazu beigetragen. Insbesondere einige mittelständische Unternehmen und viele Privatleute hätten den Verein großzügig unterstützt.

Das Engagement und das Spendenaufkommen im Kreis ist laut Weith sehr hoch. Zudem erhalte man viele positive Rückmeldungen, weil das Geld im Kreis bleibe. Noch ist jedoch die Anschaffung zweier Inkubatoren notwendig, wie Weith ergänzt: „Das Kind wird direkt samt Inkubator in die Kinderklinik gebracht und dort weiter versorgt. Wenn nun ein weiterer Notfall auftritt, muss ein weiterer Inkubator für den Notarztwagen bereitstehen, bis der erste gereinigt und aufbereitet ist, quasi als Reserve.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Landfrauen verkaufen Selbstgemachtes für den guten Zweck

Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung

Spezialfahrzeug
Im Landkreis gibt es bereits einen besonderen Rettungswagen für Menschen, die unter extremen Übergewicht leiden. Wie Harald Weith erklärt, liegt das daran, dass es keine anderen Möglichkeiten gibt, Betroffene zu transportiere. Die Krankentragen, die in herkömmlichen RTWs verbaut sind, sind nur bis zu einer bestimmten Gewichtsgrenze zugelassen. Mit mehr Gewicht könnte eine sichere Fahrt nicht gewährleistet werden. Um jedoch auch Menschen mit Adipositas im Notfall transportieren zu können, muss ein spezielles Fahrzeug mit angepasster Trage zur Verfügung stehen. Dieses ist auch gesetzlich vorgeschrieben, ein Baby-Notarztwagen ist es nicht.

Spendenkonten
Die EZ sammelt im Rahmen der Weihnachtsspendenaktion auch dieses Jahr wieder Spenden für zahlreiche Projekte und Einzelschicksale. Spendenkonten sind: KSK Esslingen, IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36; BW Bank, IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53; Volksbank Mittlerer Neckar, IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00.