Quartiersmanager Kurt Hilsenbeck will die Lukaskirche zum Ort der Begegnung machen. Foto:  

Das Projekt „Quartier Weil“ soll alte und neue Einwohner im Stadtteil zusammenbringen. In der Lukaskirche entsteht ein neuer Treffpunkt.

Esslingen - Die Corona-Zeit war furchtbar“, sagt Gisela Schrull. Die 77-Jährige wohnt seit zwei Jahren in Esslingen-Weil. Zwar hat sie auch Freunde im Stadtteil, der Kontakt zur Nachbarschaft ist in der Pandemie aber schwieriger geworden. Das soll das Projekt „Quartier Weil“ des Kreisdiakonieverbands mit der evangelischen Kirchengemeinde ändern. In der kleinen Lukaskirche, die aus Kostengründen bereits beinahe vor dem Aus gestanden hatte, entsteht derzeit ein neuer Treffpunkt. Sie wird nicht mehr nur für Gottesdienste genutzt, sondern auch als Ort der Begegnung. Seit November wird einmal pro Woche ein günstiger Mittagstisch angeboten, den Gisela Schrull und weitere Einwohner an einem Dienstag vor Weihnachten besuchen. Es gibt zwei Drei-Gänge-Menüs mit und ohne Fleisch, serviert von Ehrenamtlichen im weihnachtlich dekorierten Kirchenschiff.

Quartiersmanager Kurt Hilsenbeck und andere Projektpartner haben noch viele weitere Ideen. Für deren Umsetzung hoffen sie auf Unterstützung aus der EZ-Weihnachtsspendenaktion. Weil sei ein Sackgassenstadtteil, erklärt Hilsenbeck, der seit Jahresbeginn im Quartier unterwegs ist. Außer dem Neckarcenter gebe es hier kaum etwas. Vor allem keinen öffentlichen Ort, an dem Alteingesessene, die oft alleine in ihren Wohnungen leben, und die vielen jungen Familien, die nach und nach das Neubaugebiet Salucci-Höfe beziehen, aufeinander treffen können. „Unser Ziel ist, die Weiler zusammenzubringen“, sagt Hilsenbeck. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft sollen Weil als ihre Heimat begreifen und aktiv an der Gemeinschaft teilhaben. Hilsenbecks Stelle wird über drei Jahre von der Fernsehlotterie und dem evangelischen Kirchenbezirk finanziert. In den vergangenen Monaten hat er mehrere Quartiersgespräche mit Akteuren im Stadtteil initiiert. Dabei wurden Vorschläge für das kommende Jahr erarbeitet, die angesichts der anhaltenden Pandemie unter Vorbehalt stehen. So soll im April ein Willkommensfest für alle Weiler und insbesondere die bis zu 600 Menschen stattfinden, die die Salucci-Höfe beziehen. Dabei können sich auf einem Parkdeck des Neckarcenters die Akteure des Stadtteils mit ihren Angeboten vorstellen. Weiterhin sind ein Digi-Walk, ein Rundgang durch Weil mit Unterstützung einer App sowie ein Straßenfest im Sommer angedacht.

Wenig Raum für Begegnungen in Weil

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Darüber hinaus sollen verschiedene regelmäßige Angebote aufgebaut werden. So gibt es im Quartiersbüro eine Werkzeugkiste, die sich die Weiler für den Einzug in die neue Wohnung ausleihen können. Eine Dialoggruppe Deutsch ist angedacht, in der Menschen mit Migrationshintergrund die Sprache erlernen oder ihren Wortschatz stärken können. „Dafür suchen wir noch Ehrenamtliche“, so Hilsenbeck. Es gibt im Umfeld der Kirche bis zur Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite freies WLAN. Begegnungen sollen auch auf den Ver-Weil-Bänken vor dem Gebäude möglich sein. Und Hilsenbeck ist regelmäßig vor Ort im Quartiersbüro, hat ein offenes Ohr für allerlei Fragen.

Mittagstisch hat sich etabliert

Bereits etabliert hat sich der Mittagstisch. Etwa 25 bis 30 Essen kocht der Altenhilfeträger „Dienste für Menschen“ jede Woche und liefert sie in die Lukaskirche. Gäste sind derzeit vor allem Seniorinnen und Senioren, die sich eine Woche vorab anmelden müssen. „Ich bin froh, dass wieder ein bisschen mehr Zusammenhalt aufgebaut werden soll“, sagt etwa Marianne Dej, die mit ihrem Mann Gerhard (90) seit November das Angebot wahrnimmt. Die alteingesessenen Weiler würden immer weniger, sagt die 80-Jährige und beschreibt den Mittagstisch als neuen Treffpunkt. In Zukunft kann sich Hilsenbeck vorstellen, das Essensangebot noch auszuweiten auf einen weiteren Tag in der Woche. Allerdings ist das „Quartier Weil“ auf Spendengelder angewiesen, um Projekte realisieren zu können – so fehlt unter anderem eine adäquate Ausstattung der Küche für den Mittagstisch. Dafür hofft das Projekt auf Hilfe aus der EZ-Weihnachtsspendenaktion.

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