Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Es ist vollbracht: Die Evangelische Kirchengemeinde hat den zweiten Teil ihres Immobilienkonzepts beschlossen. Damit wird der Sparkurs fortgeführt, den man vor einigen Jahren eingeschlagen hat, weil sinkende Mitgliederzahlen und hohe Unterhaltskosten für Gebäude zu einem strukturellen Defizit von rund 500 000 Euro geführt hatten. Der Weg zum jüngsten Beschluss war steinig und von vielen kontroversen Diskussionen begleitet. Doch in der Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats am Donnerstagabend wurde allen neun Punkten mit großer Mehrheit zugestimmt. Das Konzept sieht die Aufgabe von mehreren Räumen und Gebäuden vor. Allerdings sind die Einschnitte weniger hart als ursprünglich geplant.

Denn gleich drei Gebäude, die eigentlich abgegeben werden sollten, will die Kirche nun doch behalten - zumindest vorerst. So soll das Gemeindezentrum Hainbachtal, das eigentlich auf der Streichliste stand, nach heftigen Protesten nun doch erhalten werden. Auch die Kirche samt Gemeinderäumen in Sirnau und die Lukaskirche in Weil werden vorerst nicht verkauft. Allerdings soll das nur so bleiben, wenn die Gemeinden hier mindestens 50 Prozent der laufenden Kosten beisteuern, etwa durch die Vermietung von Räumen an externe Nutzer.

Im Hainbachtal kommt die Entscheidung gut an: „Wir freuen uns und sind erleichtert“, sagt Regina Liebe-Tumbrink, Kirchengemeinderätin der Gemeinde St. Bernhardt zum Hohenkreuz, zu der auch das Gemeindehaus Hainbachtal gehört. Zusammen mit vielen anderen Gemeindemitgliedern hatte sich Liebe-Tumbrink vehement für den Erhalt des Hainbachtals eingesetzt. Nun müssen auch hier die Einnahmen erhöht werden - offenbar gibt es schon feste Spendenzusagen, zudem sind höhere Mieteinnahmen anvisiert. Allerdings ist die Folge des Erhalts, dass nun das Gemeindehaus St. Bernhardt aufgegeben werden muss. Enno Knospe, Pfarrer in St. Bernhardt, sagt: „Ich halte das für richtig. Für die Gemeindemitglieder hier ist das zwar schmerzlich, aber es ist unvermeidlich, weil Einsparungen gemacht werden müssen.“

Weniger versöhnlich zeigt man sich in der Oberesslinger Gemeinde. Hier sollen die Gemeindeflächen im Untergeschoss des Gartenstadthauses aufgegeben werden. Damit sei man überproportional vom Spardiktat betroffen, monierten Oberesslinger Kirchengemeinderäte am Donnerstag. Man habe schließlich schon die Kirche abgerissen und das Lerchenäcker-Gemeindehaus abgegeben, zudem habe man viele Rücklagen und Spendenmittel der Gemeinde in den Bau des Kinderhauses gesteckt, in dem jetzt die Gemeinderäume untergebracht sind. Dennoch wurde dieser Punkt mit großer Mehrheit beschlossen, ebenso die Aufgabe des Pfarrhauses Gartenstadt. Die Gemeindearbeit in Oberesslingen soll sich künftig auf das Ertinger Haus konzentrieren, das dafür erweitert werden soll.

Mittelfristig soll auch das Gebäude im Brunnenwiesenweg 5 aufgegeben werden, in dem sich derzeit noch eine Kindergartengruppe befindet. Spätestens in drei Jahren will man Zustand und Wert des Hauses erfassen und entscheiden, ob es verkauft, in Erbpacht vergeben oder vermietet werden soll.

Mit dem Immobilienkonzept wähnt man sich auf einem guten Weg: „Wir bewegen uns, das ist gut“, sagt der Dekan Bernd Weißenborn. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Konsolidierung schaffen.“ Durch die nun beschlossenen Schritte spare man rund 90 000 Euro im Jahr ein, sagt Siegfried Bessey, Vorsitzender des Gesamtkirchengemeinderats. Allerdings reiche das noch nicht, um das strukturelle Defizit zu tilgen. Man müsse noch weitere 100 000 bis 200 000 Euro einsparen.

Dabei ist unter anderem die Stadtkirchengemeinde gefragt. Denn sie taucht im aktuellen Immobilienkonzept bislang nicht auf - was bei den Mitgliedern anderer Teilgemeinden in Esslingen durchaus für Unmut sorgt. In der Kirchengemeinderatssitzung am Donnerstag wurde von mehreren Seiten unmissverständlich ein Beitrag aus der Innenstadt zum Sparkonzept gefordert. Wie genau dieser aussehen kann, soll in zwei Arbeitsgruppen bis zum Jahresende überlegt werden. Zudem beschäftigt sich eine weitere Arbeitsgruppe mit der künftigen Nutzung des Waldheims.

Im Zuge eines ersten Immobilienkonzepts hatte die Kirche bereits mehrere Wohnungen und Gebäude veräußert. Im Herbst war zudem der Verkauf von vier Gemeindehäusern beschlossen worden. Insgesamt bringt man es auf rund 15 Gebäude, die aufgegeben wurden oder werden sollen - von etwa 80 Immobilien, die sich im Besitz der Kirche befinden. Allerdings müssen alle Objekte des jetzt beschlossenen Konzepts noch einmal geprüft werden, dann wird einzeln über ihre Zukunft entschieden.