Die USA liefern der Ukraine umstrittene Uran-Munition für Panzer. Das bereits im Irak-Krieg eingesetzte Produkt hat zwar eine hohe Durchschlagskraft, ist aber extrem giftig. Wir erklären, was Uran-Geschosse militärisch und gesundheitlich so gefährlich macht.
Die USA werden der Ukraine erstmals panzerbrechende Uran-Munition liefern, wie das US-Verteidigungsministerium am Mittwoch (6. September) erklärte. Geplant ist ein neues Rüstungspaket für die Ukraine im Umfang von 175 Millionen Dollar (rund 163 Millionen Euro). Darin enthalten ist Munition vom Kaliber 120 Millimeter mit abgereichertem Uran für die im Januar zugesagten US-Kampfpanzer vom Typ Abrams.
Die russische Botschaft in Washington verurteilte die Pläne der USA als „klares Zeichen der Unmenschlichkeit“ verurteilt.
Uran-Munition ist weit verbreitet
Großbritannien hatte bereits ,im Frühjahr angekündigt, der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland Uran-Munition zur Verfügung zu stellen. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte daraufhin, seine Streitkräfte ebenfalls mit solcher Munition zu beliefern.
Laut Experten besitzt neben den USA und Großbritannien auch Russland sowie 18 weitere Staaten Uran-Munition.
Militärs loben hohe Durchschlagskraft von Uran-Munition
Uran ist ein radioaktives Metall. Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand. Und es ist so hart, dass es beim Auftreffen auf ein Ziel seine Form nicht verändert.
Wegen seiner höheren Dichte als Stahl oder Blei hat abgereichertes Uran eine höhere Durchschlagskraft. Im Irak und im Kosovo-Krieg wurde Munition mit abgereichertem Uran abgeschossen. Aus Sicht der Militärs ist eine solche Munition eine sehr wirksame Waffe, weil sie wegen ihrer hohen Dichte gepanzerte Fahrzeuge zerschlagen kann.
Nicht verboten, aber höchst umstritten
Die Verwendung von Uran-Munition oder auch DU-Munition (englisch: „depleted uranium“) ist nach internationalem Recht nicht verboten. Jedoch wird im Genfer Protokoll allgemeiner die Verwendung von giftigen Stoffen im Krieg verboten.
Das Genfer Protokoll ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der am 17. Juli 1952 in Genf paraphiert wurde und mit vollem Titel lautet: „Protokoll über das Verbot der Verwendung von erstickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege“.
Giftig und möglicherweise krebserregend
Der Einsatz von Uran-Munition ist umstritten, weil das Metall giftig ist – sowohl für die Soldaten als auch für Menschen, die im Kriegsgebiet leben. Weniger die radiologische als vielmehr die chemisch toxische Wirkung vor allem auf die Nieren wird bei einer ausreichenden Aufnahme als das eigentliche Risiko angesehen.
Der durch die Explosion verbreitete Uranstaub steht im Verdacht, Krebs erregend zu sein, das Immunsystem zu schwächen und das Erbgut zu schädigen. Aus dem Irak gab es Medienberichte über Missbildungen, die auf die zuvor im Krieg verwendete Munition zurückgeführt wurden.
Nach einem Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses Gesundheit und Umweltrisiken der Europäischen Kommission (SCHER) von 2010 gibt es „keine Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken“ durch abgereichertes Uran. „Die Strahlenexposition durch abgereichertes Uran ist, gemessen an der natürlich vorhandenen Strahlung, sehr gering.“