Betreuungsgruppen etwa für Demenz-Kranke gehören zum Portfolio der vier Esslinger Krankenpflegenvereine. Sie bieten aber auch Besuchsdienste, Stadtranderholung, Spielenachmittage, Kulturveranstaltungen oder Fahrdienste an. Foto: Miteinander-Füreinander

Sie engagieren sich für Alte, Kranke und Einsame. Vier Esslinger Krankenpflegevereine möchten aber auch pflegende Angehörige entlasten. Sie wollen für Farbtupfer im oft grauen Alltag sorgen. Darum wurden sie für den Ehrenamtspreis nominiert.

Es ist immer das Gleiche. Tagaus, tagein ist es derselbe Blick aus dem Fenster. Nur das sichtbare kleine Stückchen Himmel ändert sich – ist mal voller Wolken, mal blau, mal trist, mal hell, mal dunkel. Der immer gleiche Blick aus dem Fenster – viele alte, kranke oder mobilitätseingeschränkte Menschen kennen ihn. In diesem oft grauen Alltag möchten vier Krankenpflegevereine für Farbtupfer sorgen. Sie sind in der Arbeitsgemeinschaft Krankenpflegevereine Esslingen (AG) zusammengefasst, die für den Ehrenamtspreis der Kreissparkasse und der Eßlinger Zeitung nominiert wurde.

Manfred Scherrieble hat einige Fotos vor sich liegen. „Dieses Bild beschreibt unsere Arbeit sehr gut“, meint der ehemalige Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Krankenpflegevereine dann und deutet auf eine der Aufnahmen: Ein junger Mann ist darauf zu sehen, der eine Seniorin im Rollstuhl durch eine Parkanlage schiebt. Ehrenamtliche seien sehr wichtig, ergänzt Pfarrer Christoph Schweizer als aktueller AG-Sprecher. In der Arbeitsgemeinschaft sind vier Vereine zusammengefasst – der Ökumenische Krankenpflegeverein Nord, Miteinander-Füreinander in Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und auf der Neckarhalde (RSKN), der Evangelische Krankenpflegevereine Stadtmitte sowie „Besuchen und Begegnen“, vormals Evangelischer Krankenpflegeverein Mettingen-Brühl-Weil.

Ein breites Portfolio

Sie würden in ihren Stadtteilen und darüber hinaus Betreuungen und Begleitungen für einsame, alte, psychisch belastete oder an Demenz erkrankte Menschen anbieten. Die insgesamt neun bezahlten Fachkräfte und die etwa 85 Ehrenamtlichen machen vor allem Besuchsdienste. Zu ihren Portfolios gehören aber auch unterschiedliche Schwerpunkte wie Spielenachmittage, Kulturelles, Ferientage, Exkursionen, Wanderungen, Stadtranderholung, Stadtspaziergänge oder professionell begleitete Betreuungsgruppen. Ein gemeinsames, stadtweites, inklusives Projekt ist die Fuge („Freiwillige unterstützen gerontopsychiatrisch erkrankte Esslingerinnen und Esslinger“).

Auf einem anderen Foto sitzen sich Menschen in zwei Reihen gegenüber, fassen sich an den Händen, schauen sich an, reden. Diese Aufnahme zeigt laut Manfred Scherrieble die Demenz-Gruppe, die „Miteinander-Füreinander“ betreut. Doch die vier Vereine tun noch mehr. Der Ökumenische Krankenpflegeverein Nord, so ergänzt Christoph Schweizer, hat zu Beginn der Corona-Pandemie ein Einkaufs-Hilfsnetz auf die Beine gestellt. Esslingen-Nord und „Miteinander-Füreinander“ organisierten zu Beginn der Pandemie Testzentren in ihren Stadtteilen, bevor privat betriebene Zentren diese Arbeit übernahmen. „Urlaub ohne Koffer“ ist dagegen eine Stadtranderholung für Senioren im Hotel Jägerhaus unter Federführung der beiden Krankenpflegevereine Nord und Stadtmitte. Die älteren Mitbürger werden von dem Fahrdienst des Roten Kreuzes abgeholt und verbringen einen organisierten Tag mit Mahlzeiten, gemeinsamem Singen, Gesprächen oder Spaziergängen.

Ehrenamtliche sind das Rückgrat

Alle vier Vereine leisten viel, meinen Manfred Scherrieble und Christoph Schweizer. Unterstützt werden die ehrenamtlich Engagierten laut dem ehemaligen und dem aktuellen AG-Sprecher von bezahlten Fachkräften. Altenpfleger, Krankenschwestern, Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten sind bei Gruppenangeboten mit dabei. Hauptamtliche helfen aber auch bei der Koordination und Organisation der Arbeit: „Sie nehmen Telefonate entgegen, beantworten die Anrufe, machen Erstbesuche zur Einschätzung der Lage und unterstützen Betroffene durch Beratungen.“

Auf einem dritten Foto ist ein Mann abgebildet, der einem Senior beim Einsteigen in ein Auto behilflich ist. Fahrdienste gehören mit zum Angebot, erklärt Manfred Scherrieble. Finanziert wird die Arbeit der vier Krankenpflegevereine seinen Worten zu Folge über die Mitgliedsbeiträge, Spenden, Stiftungen sowie Mittel des Landes, des Landkreises, der gesetzlichen Pflegeversicherung und der Stadt Esslingen. Corona habe die Arbeit erschwert, aber nicht ausgebremst. Die Vereine sind ohne Unterbrechung während der Pandemie tätig gewesen, versichert Manfred Scherrieble. Unter strengsten Hygieneregeln und Beachtung aller vorgeschriebenen Regeln seien viele Kontakte über Telefon oder Internet fortgesetzt worden. Manche Aktivitäten seien auch ins Freie verlegt worden.

Dennoch war es seinen Worten zu Folge nicht immer einfach, alle Ehrenamtlichen bei der Stange zu halten: Motivierende Unterstützung habe geleistet werden müssen. Dann deutet Manfred Scherrieble noch einmal auf ein Foto: Es zeigt zwei Personen im Gespräch miteinander. Verbindende Menschlichkeit ist ein Teil des selbst gesetzten Auftrags der vier Krankenpflegevereine.

Der Ehrenamtspreis

Initiatoren
Der Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ wird von der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in Zusammenarbeit mit der Eßlinger Zeitung ausgeschrieben. Mit der Auszeichnung sollen der Gedanke der Wertschätzung und Unterstützung ehrenamtlich Tätiger gefördert werden. Die Preisträger werden von einer Jury aus Vertretern der Kreissparkasse und der Redaktion ermittelt.

Preisträger
Die Stiftung der Sparkasse stellt ein Preisgeld von 20 000 Euro zur Verfügung. Die Gewinner werden zu einer Abschlussveranstaltung im Herbst eingeladen, sofern die Pandemie dies zulässt.

Nominierte
Zu den Nominierten gehört die Arbeitsgemeinschaft Krankenpflegevereine Esslingen, in der vier Vereine organisiert sind. Im Falle einer Berücksichtigung bei der Vergabe des Ehrenamtspreises möchte die Arbeitsgemeinschaft die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeitenden mit dem Geld fördern.