Niklas Luginsland zählt zu den beliebtesten „FIFA“-Spielern Foto: privat

Niklas Luginsland ist kleinwüchsig und sitzt mit der Glasknochenkrankheit im Rollstuhl. Doch in den vergangenen Jahren hat sich der 25-Jährige, der in Nürtingen Sportmanagement studiert, deutschlandweit einen Namen als „FIFA“-E-Sport-Profi gemacht.

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Esslingen - Einmal für den Verein seines Herzens zu spielen, im Trikot der Lieblingsmannschaft Tore zu schießen, von den Fans bejubelt zu werden und Titel zu gewinnen – es gibt wohl kaum einen Fußballfan, der dieses Szenario nicht schon einmal selig lächelnd vor seinem inneren Auge an sich vorbeiziehen lassen hat.

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Für Niklas Luginsland wurde es im Jahr 2018 Realität. Denn im August wurde der damals 22-Jährige Profi beim VfB Stuttgart – und zwar im E-Sport-Bereich. Luginsland wurde Teil der „FIFA“-Mannschaft des VfB, dem Verein, dem er sich seit seiner frühen Kindheit verschrieben hat. Einer Kindheit, die für den in Altensteig im Landkreis Calw aufgewachsenen Studenten jedoch alles andere als einfach war. Denn Luginsland ist kleinwüchsig und sitzt mit der seltenen Glasknochenkrankheit im Rollstuhl. Früher gehörten Knochenbrüche zu seinem Alltag, mittlerweile kommt der 25-Jährige, auch dank eines regelmäßigen Fitnessprogramms, aber deutlich besser mit der Erkrankung zurecht. „Mein letzter Bruch ist vier oder fünf Jahre her. Und das Wichtigste ist: Ich kann heute ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen. Darüber bin ich sehr froh“, sagt Luginsland.

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Konsole statt Bolzplatz

Ein zentraler Bestandteil seines Lebens ist seit seinem sechsten Lebensjahr das Spielen von Konsolen- und Computerspielen. „Ich war schon immer sehr fußballinteressiert“, erklärt Luginsland. Wegen seiner Krankheit sei für ihn jedoch das Kicken auf dem Bolzplatz mit Freunden weggefallen. „Deshalb hat das Ganze bei mir eben auf dem Bildschirm stattgefunden.“

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Im Alter von sechs Jahren bekam der passionierte Zocker sein erstes Spiel aus der „FIFA“-Reihe geschenkt. „Das Online-Gaming war damals noch nicht so populär wie heute. Stattdessen hat man im Karrieremodus sein Team von Titel zu Titel geführt oder an einer Konsole gegen Freunde gespielt“, erinnert sich der 25-Jährige. Meist gewann er dabei seine Spiele und merkte schnell, dass er seiner eigenen Aussage nach „recht gut“ war. Eine vorsichtige Untertreibung, wie sich herausstellen sollte. Mit 17 Jahren begann „nik-lugi“, wie sich Luginsland in der Gamer-Szene nennt, an Turnieren teilzunehmen.

Auszeichnung für „Twitch“-Streams

Von diesem Zeitpunkt an nahm Luginslands E-Sport-Laufbahn gehörig an Fahrt auf. Bei einem Turnier entstand der Kontakt zu einer professionellen E-Sport-Agentur, 2018 folgte die Anfrage des VfB Stuttgart, für den er bis zum Ende des E-Sport-Engagements des Klubs im Jahr 2020 aktiv war und sich zu einem der beliebtesten „FIFA“-Spieler Deutschlands entwickelte.

Das zeigte sich zuletzt im Februar bei der Verleihung der „EarlyGame“-Awards zugunsten der Laureus Sport for Good Stiftung. Dabei wurde „nik-lugi“, der mittlerweile bei „Leno eSports“, dem Team von Arsenal-London-Torhüter Bernd Leno unter Vertrag steht, im Rahmen eines Community-Votings der Preis „Upcoming Streamer of the Year“ verliehen. 

Anmeldung zur eSports-EM noch bis Sonntag möglich

„Der Award ist eine tolle Bestätigung für mich, dass das, was ich in meinen Streams zeige, gut bei den Zuschauern ankommt“, sagt Luginsland, der an der Hochschule Nürtingen Public Management Leadership und Sportmanagement im Master studiert.

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Weil „Leno e-Sports“ seit Oktober 2020 mit dem Zweitligisten 1. FC Heidenheim 1846 kooperiert, feierte Luginsland jüngst einen weiteren großen Erfolg. Bei seiner erstmaligen Teilnahme an der Virtual Bundesliga Club Championship setzte sich das Heidenheimer Team um Luginsland im Finale gegen den FC St. Pauli durch und wurde deutscher Meister im eFootball. „Absolut überragende Teamleistung, und ich bin stolz auf unsere herausragenden Leistung. Ich denke ich konnte die Jungs am Finalwochenende ordentlich pushen", schrieb Luginsland dazu auf Instagram.

Etwa vier bis fünf Stunden täglich verbringt der 25-Jährige auf der Streaming-Plattform „Twitch“, wo er seine Online-Spiele live überträgt und kommentiert. „Es ist ein Halbtagsjob“, sagt Luginsland. Für alle, die auch eine Karriere als E-Sport-Profi anstreben, hat er einen Tipp: „Turniere spielen, und zwar so viele wie möglich.“ Eine Gelegenheit dazu bietet sich allen Zockern aus der Region bei der Esslinger eSports-EM, die die EZ vom 3. bis 6. Juni zusammen mit den Stadtwerken Esslingen veranstaltet. Die Anmeldung ist noch bis Sonntag, 25. April, möglich – hier geht es zum Anmeldeformular.