Wer kein Deutsch spricht, erhält auf WG-Anfragen seltener eine Antwort, sagt Sarjo Jatta, ein Mann aus Gambia, der in Stuttgart-Hohenheim studiert. Steckt dahinter auch Rassismus?
Seit gut zwei Wochen lebt Sarjo Jatta in Stuttgart. Und seitdem schläft er auf der Couch eines Bekannten. Bei der Suche nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft oder einem Wohnheim hatte er bisher keinen Erfolg, obwohl er rund 20 Anfragen über das Portal WG-gesucht.de verschickt hat. Er ist überzeugt, dass für ihn die Suche schwieriger sei als für Kommilitonen, die Deutsch sprechen: „Weil ich Mails auf Englisch schreibe, bekomme ich keine Antwort“, sagt er. Der 36-Jährige, der aus Gambia in Zentralafrika stammt, will seinen Master in Earth and Climate System Science (dt.: Erd- und Klimawissenschaft) an der Universität Hohenheim absolvieren. Und weil er so große Probleme hat, einen Wohnplatz zu finden, hat er sich an die Initiative „WG hilft!“ des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) in Hohenheim gewandt.
Das Problem sei der Wohnungsmarkt, heißt es
Über diese Aktion werden freie Gäste- oder WG-Zimmer übergangsweise an Studenten vermittelt, ebenso Schlafcouchs und Gästematratzen. So sollen Studierende die ersten Wochen überbrücken können. Laut Jan Gfrerer, einem AStA-Mitglied, kommen rund zwei Drittel der Studierenden, die sich bei der Initiative meldeten, aus dem Ausland. Bei dem übrigen Drittel handele es sich um Erstsemester, die neu in der Stadt seien und im Vorfeld nicht zu mehreren Besichtigungen fahren konnten.
Dass Menschen aus dem Ausland seltener zu WG-Besichtigungen eingeladen würden, hat nach Ansicht von Jan Gfrerer nichts mit Rassismus zu tun, sondern vor allem mit dem „extrem angespannten Wohnungsmarkt in Stuttgart“. Und einige WGs hätten wohl aus Bequemlichkeit lieber Mitbewohner, die Deutsch sprechen, sagt Gfrerer. „Manche WGs präferieren aber auch internationale Studierende, weil sie wissen, wie schwer sie es haben.“
Die meisten Nichteuropäer, die zum Studium nach Baden-Württemberg ziehen, können sich auch kaum ein teures WG-Zimmer leisten, weil sie bereits 1500 Euro Studiengebühren pro Semester bezahlen müssen. „Zugleich haben sie durch ihr Studium fast einen Vollzeitjob, weil sie hier so viele Credit Points, also Leistungsnachweise, erbringen müssen“, so Gfrerer. Da werde ein Nebenjob zur Herausforderung.
Auf die Frage, ob Sarjo Jatta lieber in einem Wohnheim oder in einer WG leben würde, winkt der Masterstudent ab: „Ich habe keine Wahl.“ Hauptsache er finde zeitnah einen eigenen Platz zum Wohnen, sagt er.