Noch nicht das große Geschäft macht der Einzelhandel – trotz Lockerungen. Foto: dpa

Die Lockerungen bei den Corona-Auflagen haben dem Handel noch nicht sehr viel gebracht. Eine Umfrage der IHK Region Stuttgart zeigt, dass die Kauflaune im Einzelhandel nach wie vor gedämpft ist.

Kreis Esslingen - Längst nicht so gut, wie sich das viele Geschäftsleute erhofft hatten, läuft es nach den Lockerungen im Einzelhandel. Der große Ansturm auf die Innenstädte ist ausgeblieben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, an der 39 Einzelhändler und 41 Großhändler teilgenommen haben. Genau diese gedämpfte Kauffreude beobachtet auch Alexander Kögel, Inhaber des gleichnamigen Modehauses und Sprecher der Cityinitiative Esslingen. Er mache nur etwas mehr als 50 Prozent seines normalen Umsatzes, sagt er auf EZ-Anfrage. Ähnlich gehe es vielen seiner Kollegen. „Die Öffnung der Gastronomie hat uns schon was gebracht, denn es kommen wieder mehr Leute in die Stadt.“ Doch die Umsätze ließen zu wünschen übrig. Bei ihm im Geschäft spüre er beispielsweise, dass viele Festivitäten nach wie vor nicht stattfinden dürfen. Deshalb würden Artikel wie Anzüge kaum gekauft. „Und das ist mit das Teuerste, was wir im Laden haben.“

Kleiner Lichtblick

Auch der Großhandel klage über weniger Nachfrage als vor der Krisenzeit, berichtet IHK-Präsidentin Marjoke Breuning. Dies wirkt sich in beiden Teilbereichen negativ auf die Beschäftigungsplanung aus. 38 Prozent der Handelsbetriebe geben an, Personal abbauen zu müssen. Knapp 60 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen und nur zwei Prozent wollen Personal aufbauen. Ein kleiner Lichtblick: Seit März 2020 ist der Anteil der Personal abbauenden Betriebe um fünf Prozentpunkte zurückgegangen.

Immerhin hat sich die Zahl der Betriebe, die für das gesamte Jahr 2020 mit zweistelligen Umsatzeinbrüchen rechnen, von 88 auf 82 Prozent verringert. Durch die geringere Kundenanzahl, den Stillstand und die damit entgangenen Umsatzerlöse verzeichnen über 72 Prozent einen Eigenkapitalrückgang – denn die Betriebskosten laufen weiter.

Weniger Investitionen

Fast die Hälfte der Betriebe ist gezwungen, Investitionspläne zu kürzen. „Viele Innenstädte sind wie leer gefegt. Wenn die Kunden weiter ausbleiben, laufen wir Gefahr, dass die Einkaufsstraßen auch nach der Corona-Krise nicht mehr so wie früher frequentiert werden“, sagt Breuning. Mehr als jeder zweite Betrieb rechnet damit, frühestens 2021 zum Normalzustand der Vorkrisenzeit zurückkehren zu können. 47 Prozent der Unternehmer reagieren mit Rationalisierung auf die Krise. 39 Prozent setzen verstärkt auf Maßnahmen der Digitalisierung. „Einige Einzelhändler, die im stationären Einzelhandel sehr erfolgreich waren, sind gezwungen, ihre Ware jetzt auch im Internet anzubieten“, sagt Breuning. Ob sie dabei im Wettbewerb mit bekannten Online-Riesen genauso erfolgreich sein werden wie mit dem stationären Geschäft, bleibe jedoch offen.

Zwar konnten die Großhandelsbetriebe weiterarbeiten, dennoch spüren 71 Prozent eine geringere Nachfrage. Daneben sorgen auch logistische Engpässe für Schwierigkeiten bei über 41 Prozent der Großhändler. Rund 30 Prozent berichten über fehlende Waren. „Für alle Branchen ist es wichtig, dass globale Lieferketten wieder anlaufen und funktionieren“, so die IHK-Präsidentin. Die IHK Region Stuttgart hat hierzu mit dem Wirtschaftsministerium eine Kontaktstelle eingerichtet.