Gefangen im Netz der Spinne – wird es eine Rettung geben? Foto: Werner Kuhnle

Das Theater Inklusiv Ludwigsburg feiert am 17. Februar im Kunstzentrum Karlskaserne Premiere mit der Parabel „Ein Fall für Wanze“.

Es mutet kess und gleichzeitig ein wenig unheimlich an, wie die zweibeinige schwarze Spinne ihren Sprechgesang mit kreiselnden, hypnotisierenden Bewegungen kombiniert. Hinter ihr, auf eine Leinwand projiziert, ein großes Spinnennetz. Auch die Klangkulisse trägt nicht gerade dazu bei, Entwarnung zu geben, wenn das Krabbeltier laut über ein nächstes Opfer sinniert. Das sirrende Geräusch, wenn ein nasser Finger über Glas kreist, traktiert die Nerven ebenfalls. Doch noch ist alles im Probenmodus. Erst am 17. Februar wird das 17-köpfige Ensemble vom Theater Inklusiv Ludwigsburg (TIL) im Premierenfieber sein und mit großer Hingabe das Stück „Ein Fall für die Wanze“ aufführen.

Zehn weitere Termine, darunter auch für Schulen, werden innerhalb des Veranstaltungsrahmens der Jungen Bühne im Kunstzentrum Karlskaserne folgen. „Sie ist unser kontinuierlicher Förderer was Raum- und Sachunterstützung betrifft“, sagt Peter Neu vom Produktions- und vom Vorstandsteam. Finanziell wird der Verein TIL – ein buntes, inklusives Generationentheater – von der Stadt Ludwigsburg unterstützt. Das Pressegespräch wie auch die Probensequenzen zeigen rasch: hier wird mit Herzblut und betont individuell gearbeitet. Alle, auch die sieben Menschen mit Behinderung, die dem Schauspielerteam angehören, sind mit Feuereifer bei der Sache.

Sammy-Miles Geiger etwa war bei seinem letzten Stück noch Schüler; heute zählt der studierte Rhetoriker 30 Jahre und macht erneut mit. Und selbst wenn es bei den Proben hier und da holpert und der Ablauf ein bisschen ins Stolpern kommt: bei der bunt gemischten Truppe geht es um den Anspruch „Kunst zu machen und einen gelungenen künstlerischen Ausdruck zu finden“, sagt Neu. „Es sind opulente Darbietungen, kein Theater für Arme.“

Die künstlerische Leiterin, Gabriele Sponner, die „Ein Fall für die Wanze“ für das Theater bearbeitet hat, weiß inzwischen, dass es „spätestens im Beisein des Publikums den erhofften Flow gibt – bei den jetzt anstehenden fünf Hauptproben werden wir weiter darauf hinarbeiten“. Die erfahrene Theatermacherin hat sich im Umgang mit gewissen Eigenwilligkeiten ihrer Schützlinge große Gelassenheit zugelegt. „Viel beobachten, viel lassen“, heißt ihre Devise.

Gekoppelt mit der Erfahrung, dass „sich die Stücke wie auch die Kostüme, mit der Zeit an die Individuen anpassen, nicht umgekehrt“. Es geht eben ein wenig anders zu beim TIL, das im Jahr 2011 entstanden ist und seitdem mit einem festen, etwa zehnköpfigen Kern an Mimen sowie wechselnden Teilnehmern arbeitet.

Das Stück erzählt eine spannende Geschichte über Individualität und Mut und überzeugt durch charaktervolle Rollen, die beim Spielen sichtlich Spaß machen. Inmitten von Wiese, Gänseblümchen und Grashüpfern gehen nämlich merkwürdige Dinge vor sich: es gibt Abtrünnige, die sich ihrer eigenen Individualität bewusst werden und als Ohrwurm Eddie verschwindet, merkt Wanze schnell, dass dies kein Routinefall wird. Eher ein packender Fall aus dem Insektenmilieu – verboten spannend.

Die erst zehnjährige Schülerin Camille Walesch spielt dabei, neben zwei weiteren Rollen, die Wespenkönigin. „Richtig schön böse. Eine fiese, brutale Rolle“, sagt Sponner. Die Leiterin ist von dem bezaubernden, Generationen übergreifenden Stück regelrecht begeistert und bringt es so auf den Punkt: „Die Kostüme knallen, das reduzierte Bühnenbild arbeitet mit Projektionen und Schattenbildern. Es ist eine witzige Parabel auf das Leben, aber eben auch ernst!“

Karten unter: jungebuehne@ludwigsburg-karlskaserne.de oder theater-inklusiv-lb.de