Und sie bewegt sich doch: Die katholische Kirche lässt jetzt unter bestimmten Voraussetzungen die Segnung homosexueller Paare zu. Die Nachricht aus dem Vatikan trifft in Deutschland vielfach auf Beifall. Nicht nur in der Kirche.
Die vatikanische Entscheidung, auch homosexuelle Paare unter bestimmten Voraussetzung segnen zu lassen, hat in Deutschland ein positives Echo ausgelöst. Katholische Bischöfe und Laien zeigten sich erfreut über Rechtssicherheit. Auch Vertreter der Politik sprechen von einem wichtigen Schritt, mahnen aber weitere an.
„Ein richtiges Weihnachtsgeschenk“
Der vom Vatikan gesetzte Rahmen gebe den geweihten Amtsträgern in der Kirche die nötige Handlungssicherheit, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einer ersten Reaktion am Montag. Durch die Erlaubnis könne die Kirche künftig auf Paare eingehen, „die um einen Segen für ihre Partnerschaft bitten, auch wenn sie nicht in jeder Hinsicht nach den Normen der Kirche leben“, so Bätzing. „Es ist gut, dass nun dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen gehoben wird.“
Ähnlich äußerten sich der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Die Erklärung aus Rom versuche „einen pastoralen Balanceakt, der zum einen die Lehre der christlichen Ehe nicht vernachlässigt und zum anderen den Wert der Beziehungen von Menschen auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen hebt“, sagte Timmerevers der Katholischen Nachrichten-Agentur. Für Heße ist die Entscheidung ein „richtiges Weihnachtsgeschenk“ sowie „Ausdruck des Respekts vor der Lebenswirklichkeit und der Lebensentscheidung von Menschen, die füreinander da sein wollen“.
Nach Worten der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, würdigt der Vatikan die Bemühungen des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, Synodaler Weg. Dennoch wünsche sie sich noch mehr, sagte Stetter-Karp dem Kölner Portal domradio.de. Als Beispiel nannte sie etwa den Zugang von Frauen zum Priesteramt.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nannte die Erklärung einen Schritt in die „Schritt in die richtige Richtung, der lange überfällig war“. Dennoch beinhalte das Dokument weiterhin eine diskriminierende Haltung, so der Bundesvorsitzende Gregor Podschun.
Segen darf nicht im gottesdienstlichen Rahmen erfolgen
Die Grundsatzerklärung der vatikanischen Glaubensbehörde mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) erlaubt es katholischen Priestern nunmehr, unverheiratete und homosexuelle Paare zu segnen. Dabei müsse aber eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden. So dürfe der Segen nicht in einem gottesdienstlichen Rahmen erfolgen, heißt es in dem Dokument. Die vatikanische Glaubensbehörde hatte es am Montag mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Franziskus veröffentlicht.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, mahnte, dass die katholische Kirche in vielen Ländern der Welt weiterhin „eine unrühmliche Rolle“ bei der Diskriminierung und Verfolgung von Homosexuellen spiele. Ausdrücklich nannte er Ghana, Uganda und Polen. Die Erklärung sei längst überfällig. Eine Unterscheidung in „reguläre“ und „irreguläre“ Paare, die die Kirche dennoch weiterhin vornehme, nannte Lehmann diskriminierend.
„Der liebe Gott freut sich über jedes Paar, das Verantwortung füreinander übernimmt“
Aus Sicht der religionspolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Sandra Bubendorfer-Licht, setzt der Vatikan „ein gutes und richtiges Signal“ vor Weihnachten. „Queere Menschen sind eine Bereicherung für Kirchen und Religionsgemeinschaften und dürfen nicht länger diskriminiert werden.“
Der Vizevorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Jens Spahn begrüßte die Entscheidung ebenfalls. „Der liebe Gott freut sich über jedes Paar, das Verantwortung füreinander übernimmt. Es wurde Zeit, dass der Vatikan das auch so sieht“, erklärte der bekennende Katholik ebenfalls auf X. Spahn äußerte sich erstmals 2012 öffentlich über seine Homosexualität.