Im Zuge der Stara stellen die Kinder Quallen aus Pappmaché her. Foto: /Jürgen Bach

Die Stadtranderholung in Leonberg hat schon lange Tradition. Seit 1972 betreuen Ehrenamtliche Kinder in den Ferien. Das Konzept der Stara hat sich mittlerweile etwas gewandelt – der Kern ist aber erhalten geblieben.

Das Basteln von Gipsmasken hat bei der Stadtranderholung (Stara) in Leonberg schon eine gewisse Tradition. Ruhig liegen die Kinder da, während sie den Gips auf das Gesicht aufgetragen bekommen. „Das gibt es eigentlich schon immer bei der Stara“, erzählt Minu Pöhler aus dem Team für die pädagogische Leitung des diesjährigen Angebots.

Und die Tradition der Stadtranderholung in Leonberg ist wahrlich lange: Seit 1972 werden Kinder im Zuge der Stara in den Sommerferien von Ehrenamtlichen betreut. Die Stadtranderholung wolle Kindern, die nicht in den Urlaub fahren, Freizeitaktivitäten bieten und ihnen ermöglichen, mit anderen zu spielen, erklärt Pöhler.

Eine Freizeit ohne elektronisches Spielzeug

„Wir wollen Kindern eine naturnahe, unbeschwerte Ferienfreizeit bieten – ohne Leistungsanforderungen“, erklärt Thomas Brenner, Geschäftsführer des Kreisverbands Böblingen-Tübingen der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Hier wird auf elektronisches Spielzeug verzichtet, was einen Kontrapunkt dazu darstellt, wie der kindliche Alltag sonst vermutlich aussieht.“

Während die AWO in vergangenen Jahren die Stara zusammen mit der Stadt Leonberg auf die Beine gestellt hat, hat der Kreisverband in diesem Jahr erstmals allein die organisatorische Gesamtleitung übernommen.

Ein vielfältiges Programm aus Basteln und Spielen

Zwei Mal wird nun jeweils eine Woche lang Betreuung für Kinder aus Leonberg und Umgebung auf dem Gelände um die Staigwaldhalle in Warmbronn geboten. In der ersten Woche nehmen 130 Kinder an dem Angebot teil, in der zweiten sind es 100. Für die Teilnehmer, die zwischen sechs und zwölf Jahre alt sind, gibt es täglich von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr unterschiedlichste Workshops: Es wird gebastelt, zum Beispiel Armbänder oder Quallen aus Pappmaché, oder bei Spiel- und Spaßangeboten getobt.

Dabei ist auch nach fünf Jahrzehnten der Kerngedanke der Stara derselbe: „Eine Ferienfreizeit stadtnah anzubieten“, erklärt Thomas Brenner. Außerdem sei die Stara nach wie vor sehr preiswert. „Für das Freizeitangebot hier spielt der Geldbeutel keine Rolle“, schildert Brenner.

Wie sich das Konzept der Stara gewandelt hat

Das Konzept einer Stadtranderholung hat sich in der Zwischenzeit auch veränder. In Böblingen gebe es die Stara schon seit über 70 Jahren, erzählt Brenner. Früher sei es darum gegangen, Kinder aus beengten Wohnsituation herauszuholen oder dass sich die Kinder sattessen können. „Das hat sich in unserer Wohlstandsgesellschaft gewandelt.“ Mittlerweile sollen vor allem berufstätige Eltern unterstützt werden.

Auch Ansätze für die Betreuung der Kinder in Leonberg sind nicht mehr dieselben wie noch in den 70ern: Heute stehen mehr die individuellen Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund. Auch wenn die Kinder in Gruppen eingeteilt sind, können sie selbst entscheiden, an welchen Workshops sie teilnehmen wollen, erklärt Katharina Geschel aus dem Team für die pädagogische Leitung.

Individuelle Bedürfnisse stehen im Vordergrund

Und während es früher zum Beispiel für alle Pflicht war, sich nach dem Mittagessen hinzulegen, können sich die Kinder heute selbstständig in eines der großen Zelte zurückziehen, wenn sie Ruhe brauchen. Das Kind stehe bei der Stara an erster Stelle, fasst Geschel zusammen. „Es kann kommen wie es ist, sich entfalten und viel Spaß haben.“

Die Stadtranderholung soll gleichzeitig auch die soziale Kompetenz der Kinder fördern: Im Zuge des Angebots entstehe ein sozialer Mix, den es sonst so nicht gebe, erzählt Thomas Brenner. In diesem Jahr sind auch einige geflüchtete ukrainische Kinder dabei, die meisten von ihnen sprechen kein Deutsch. „Hier findet auf niederschwelliger Ebene Integration statt“, so Brenner.

Engagement der Jugendlichen ein Wesenselement

Trotz der Sprachbarrieren werden die ukrainischen Kinder vom Leonberger Nachwuchs gut aufgenommen, wie Katharina Geschel erzählt:„Die deutschsprachigen Kinder nehmen sie an die Hand und kommunizieren mit Händen und Füßen.“

Das ehrenamtliche Engagement von jungen Menschen wie Katharina Geschel und Minu Pöhler hat schon seit den Anfängen der Stadtranderholung große Bedeutung: Thomas Brenner nennt es ein „Wesenselement“. Häufig haben die jungen Betreuer selbst an den Freizeiten teilgenommen: „Wenn man als Kind dabei war, ist es eigentlich klar, dass man mal Betreuer wird“, schildert Geschel. „Der Geist der Stara wird über Generationen weitergegeben“, fügt Pöhler hinzu.