Pünktliche Ankunft als Ausnahmefall? Die S-Bahn Stuttgart hat derzeit große Probleme. Foto: imago//Arnulf Hettrich

Die Nutzer der Stuttgarter S-Bahn machen im Internet ihrem Ärger über die Verspätungen Luft. Ein Lokführer versucht es derweil mit Humor.

Trotz der anhaltenden S-Bahn-Probleme im Stuttgarter Netz gibt es immer noch Zugführer, die ihren Humor nicht verloren haben. „Wir haben 16 Minuten Verspätung“, erfuhren Fahrgäste einer S 4 im Donnerstagabend auf dem Weg von Stuttgart nach Marbach per Lautsprecherdurchsage. „Dafür gibt es Millionen Gründe, aber wenn ich die alle aufzähle, sitzen wir morgen noch hier.“

Dann berichtete er von den Anschlusszügen, die man erfreulicherweise in Ludwigsburg trotzdem noch erreiche: Ein Metropolexpress nach Osterburken mit mehr als 90 Minuten Verspätung, der deshalb auch nur noch bis Bad Friedrichshall fährt und ein Regionalzug nach Heilbronn, der mindestens 70 Minuten zu spät abfahre. Es gebe also Grund zur Dankbarkeit, fand der Zugführer. „Wenn Sie sehen, was bei den Kollegen von Abellio und SWEG los ist, haben Sie doch Glück gehabt.“

„Das entschleunigt“, schreibt eine Nutzerin unter einen Instagram-Post der Stuttgarter Zeitung zu den vielen Verspätungen.„Mich wundert gar nichts mehr“, findet ein anderer, „nur falls ich mal pünktlich ankommen sollte…“

„Ist nicht jeder Tag ein Chaostag?“

Tatsächlich häufen sich derzeit die „Chaostage“, an denen mindestens jede fünfte S-Bahn mit sechs Minuten oder mehr Verspätung unterwegs ist. Das schadet dem Ansehen der S-Bahn. „Ist nicht jeder Tag bei der S-Bahn Chaostag???“, fragt ein User. Sechs Minuten Verspätung bedeuten oft, dass man Anschlussverbindungen, zu spät zur Arbeit oder nach Hause kommt. Oder warten muss.

„Das ist einfach unerträglich... Vor allem jetzt im Winter wenn man eine Stunde auf dem zugigen Bahnsteig steht“, schreibt ein Nutzer auf Instagram. Und ein weiterer: „Wie oft ich meine Tochter fahren muss, weil mal wieder keine S-Bahn kommt, kann ich schon gar nicht mehr zählen.“ Ein User schreibt: „Ohne Blick in die App sollte man nicht los. Was hier an Lebenszeit für Warten drauf geht, ist nicht mehr auszuhalten.“

Was die S-Bahn sagt

Ein Sprecher der S-Bahn verweist darauf, dass die Bahn nicht an allen Verspätungen selbst schuld ist. Polizeieinsätze oder wie am Dienstag ein liegengebliebener Regionalzug von Go-Ahead hat sie nicht im Griff. Defekte Weichen und Signale dagegen schon, und die Probleme an den neuen Alstom-Zügen werden schon seit dem Vorjahr in einer Plochinger Werkstatt bearbeitet.

Die Probleme an Zügen und Infrastruktur sind nicht neu. Gleichwohl haben sich die Pünktlichkeitswerte im Herbst auffällig stark verschlechtert. Ein User hat daher einen Tipp für die Zeitung: „Schreibt doch einfach wenn eine Bahn pünktlich ist, dann ist das übersichtlicher.“