Am Dienstag war zeitweise quasi keine einzige S-Bahn pünktlich unterwegs. (Symbolbild) Foto: imago//Arnulf Hettrich

Am Dienstag wurden im Stuttgarter S-Bahn-Netz so viele Verspätungen wie noch nie im laufenden Jahr gemessen. Am 15. „Chaostag“ war zeitweise kein einziger Zug pünktlich.

S-Bahn-Kunden müssen im Herbst 2023 weiter starke Nerven haben. Besonders gefordert war die Geduld am Dienstag, dem fünfzehnten „Chaostag“ im laufenden Jahr und dem achten seit Ende der Sommerferien, wie unsere Auswertung von Daten des Portals „S-Bahn-Chaos“ ergibt.

In mehreren Wellen bauten sich teils extreme Verspätungen auf. Gegen 20 Uhr hatten 98 Prozent aller im Netz fahrenden Züge eine Verspätung von drei Minuten oder mehr – es war also quasi kein Zug pünktlich unterwegs. Noch ein Horrortag für die Fahrgäste und diejenigen, die bei der Bahn die verschiedenen Störungen des Tags irgendwie zu managen hatten.

In Bad Cannstatt war eine Weiche defekt und nur ein Gleis befahrbar. S-Bahnen, Regional- und Fernzüge mussten sich dieses eine Gleis teilen. „Das hat zu einer großen Instabilität geführt“, sagt ein S-Bahn-Sprecher. Mehr als 20 Züge fielen ganz oder teilweise aus. Das ist mit dem „Verkehrskonzept“ gemeint, auf das die S-Bahn via X (vormals Twitter) hingewiesen hat.

Bei Neuenstadt-Hohenacker war am Dienstag zudem ein Zug von Go-Ahead liegen geblieben, der evakuiert werden musste. Darunter litt insbesondere die Linie S3. Für den „Chaostag“ am Dienstag sei die Störung in Bad Cannstatt aber deutlich gravierender gewesen.

Der Sprecher bestätigte, dass es ein außergewöhnlich schlechter Tag für die Stuttgarter S-Bahn war. „Wir können den Ärger der Fahrgäste nachvollziehen und entschuldigen uns dafür“.

Seit den Sommerferien wurden damit acht „Chaostage“ gezählt – so definieren wir Tage, an denen im Schnitt mindestens einer von fünf Zügen mit mindestens sechs Minuten Verspätung unterwegs ist, die sogenannte Sechs-Minuten-Pünktlichkeitsquote also unter achtzig Prozent fällt. Am Dienstag betrug der Anteil der stark verspäteten Züge knapp 43 Prozent, nur 57 Prozent blieben im Tagesschnitt innerhalb der Sechs-Minuten-Grenze, das ist der schlechteste Wert im laufenden Jahr.

Nochmals deutlich höher war der Anteil der Züge mit mindestens drei Minuten Verspätung mit rund zwei Dritteln im Tagesschnitt.

Den achten „Chaostagen“ seit Ferienende stehen sieben in der deutlich längeren Periode von Januar bis September 2023 gegenüber. Die Betriebssituation hat sich seit dem Sommer also deutlich verschlechtert. Das habe meist mit Bauarbeiten oder Störungen an der Infrastruktur zu tun, erklärt der S-Bahn-Sprecher. Hinzu komme die „höhere Störungsanfälligkeit der Neufahrzeuge“ mit Problemen etwa an Schiebetritten oder Türen. „Das sorgt vor allem auf der Stammstrecke zu Verzögerungen“.