In Zentren mit hohen Lebenshaltungskosten haben die Menschen weniger von ihrer Rente. Foto: dpa/Jan Woitas

Hohe Mieten und geringe Alterseinkünfte – dieses ungünstige Verhältnis benachteiligt viele Rentner in Baden-Württemberg. Das Gefälle bei der Rentenkaufkraft ist fast nirgends so groß wie im Südwesten. Insofern gibt es auch Lichtblicke.

Um bis zu 70 Prozent schwankt die Kaufkraft der Renten im bundesweiten Vergleich. Im Osten können sich die Senioren mehr von ihren Alterseinkünften leisten als im Süden, was auch an den abweichenden Wohnkosten liegt. Dies zeigt eine Studie des Forschungsinstituts Prognos.

Demnach haben Rentnerinnen und Rentner im Eifelkreis Bitburg-Prüm bundesweit die ungünstigste Kombination aus durchschnittlichem regionalen Rentenzahlbetrag und regionalem Preisniveau. Ihnen stehen preisbereinigt nur 856 Euro zur Verfügung. In der thüringischen Stadt Gera – rechnerisch der Ort mit dem bundesweit höchsten ökonomischen Lebensstandard für Rentner – liegt die Rentenkaufkraft bei 1437 Euro.

Vor allem die Mietpreise schlagen ins Kontor

Sowohl der regionale Rentenzahlbetrag als auch das Preisniveau am Wohnort werde berücksichtigt, sagt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut. Vor allem die Mietpreise sorgten dafür, dass die Lebenshaltungskosten regional auseinanderklafften – damit der Wert der Rente. „Am härtesten trifft es diejenigen, bei denen niedrige Rentenansprüche und hohe Lebenshaltungskosten zusammenkommen.“

Am negativsten ist das Zusammenspiel aus regionaler Rentenhöhe und Kaufkraft in Süddeutschland. Hinter dem Eifelkreis sind Garmisch-Patenkirchen, das Berchtesgadener Land sowie die Städte Regensburg und Freiburg mit je 862 Euro die Regionen mit der geringsten Kaufkraft. An der Spitze stehen allesamt Kreise in den neuen Bundesländern. „Im Osten treffen höhere Renten auf niedrigere Lebenshaltungskosten“, sagt Ehrentraut. Auch ländliche und norddeutsche Regionen stellten häufig günstige Wohnregionen für Ältere dar.

Erhebliche Unterschiede lassen sich auch in Baden-Württemberg feststellen. Rentner im Zollernalbkreis verfügen mit 1108 Euro monatlich über die höchste Kaufkraft. Auf den weiteren Plätzen folgen der Enzkreis (1095) sowie die Landkreise Rottweil (1093) und Heidenheim (1083). Insgesamt ist die Kombination aus regionalem Rentenzahlbetrag und Preisniveau in Baden-Württemberg eher ungünstig: Nur in 14 der 44 Stadt- und Landkreise liegt die Rentenkaufkraft über dem Bundesdurchschnitt von 1036 Euro.

Zwei Kreise stechen positiv heraus

Von einer nennenswerten Aufwertung ihrer Rente profitieren allenfalls die Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis (plus 4,8 Prozent) oder im Main-Tauber-Kreis (4,2). In Freiburg ist das Leben besonders teuer. Das ergibt – zusammen mit relativ geringen Altersbezügen – die landesweit niedrigste Rentenkauf mit 862 Euro, dicht gefolgt von Lörrach (864). Dahinter rangiert Waldshut (871); dort sind die Rentenzahlbeträge landesweit am niedrigsten, der Kaufkrafteffekt spielt dagegen keine Rolle. Anders in Stuttgart: Dort sind die Renten zwar mit am höchsten, allerdings werden sie so stark entwertet wie nirgendwo sonst im Bundesland. Mit einer Kaufkraft von 962 Euro rangiert die Landeshauptstadt im unteren Mittelfeld.

Riesengefälle in Baden-Württemberg

Mit Freiburg, Lörrach und Waldshut zählen gleich drei Gebiete aus dem Südwesten zu den zehn Regionen Deutschlands, in denen der Rentenwert am niedrigsten ist. Der Unterschied in der Rentenkaufkraft zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht beträgt in Baden-Württemberg gut 28 Prozent – es ist nach Bayern das zweitgrößte Gefälle in einem Bundesland.

Für die Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) hatte Prognos die Rentenhöhen und die Lebenshaltungskosten von bundesweit 400 Landkreisen und kreisfreien Städten verglichen. Zur Berechnung des Preisniveaus wertete das Institut die Angebotsmieten aus, weil Wohnkosten den größten Posten der Lebenshaltung darstellen.