Chinas Präsident erhebt das Glas auf die Seidenstraße. Foto: dpa/Nicolas Asfouri

China feiert das Projekt Seidenstraße – mit 140 Ländern. Vieles kam anders als geplant, der Welthandel könnte sich radikal ändern, kommentiert Christian Gottschalk.

Als Xi Jinping vor zehn Jahren das Projekt der Neuen Seidenstraße ins Leben rief, war die Welt eine andere. Die Idee des nahezu grenzenlosen Welthandels unter wohlwollender chinesischer Anleitung hat mehrere herbe Dämpfer erlitten. Der Handelskrieg mit den USA und der russische Angriff auf die Ukraine sind nur die beiden offensichtlichsten davon. Doch tot ist eines der Lieblingsprojekte des chinesischen Staatschefs deshalb nicht. Es zeigt vielmehr die chinesische Wandlungsfähigkeit.

Die Mehrheit der Länder zu Gast in China

Zur Feier des zehnjährigen Bestehens sind Vertreter aus 140 Ländern nach Peking gekommen. Das ist eine klare Mehrheit der globalen Staatenlenker. Das Projekt selbst mutiert dabei zu einem alternativen Weltmodell. China, das größte aller Entwicklungsländer, bietet den Ländern, die auf der Schattenseite des Globus stehen, Rat, Tat und Hilfe. Natürlich, diese Sichtweise muss man nicht teilen – sie ist aber unter den betroffenen Staaten weit verbreitet.

Anstelle eines globalen, einheitlichen Handels besteht nun die Gefahr, dass sich die Welt analog der militärischen und politischen Zusammenarbeit auch in Handelsblöcke aufteilen wird, die ihre Claims abstecken. Das EU-Projekt Global Gateway und die beim jüngsten G20-Gipfel beschlossene Kooperation zwischen Indien, Europa und den USA sind klare Konkurrenzansagen an China.