Ein Esel steht auf einer Waldweide im Stadtwald. Er ist Teil des Waldweideprojektes der Stadt Walldorf. Foto: dpa/Uwe Anspach

Dass Nutztiere im Wald alles kahlfressen, ist vor über 100 Jahren verboten worden. Doch für seltene Flora und Fauna war der Hunger von Weidetieren mitunter gar nicht schlecht. Heute gibt es wieder Ausnahmen im Sinne des Artenschutzes.

Nach Herzenslust fressen, durch Wälder streifen und sich im Dreck wälzen: Die Esel Bella und Camilo tun das quasi im Auftrag der Gemeinde Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis). Diese hatte für das Duo eine Ausnahme vom seit mehr als 100 Jahren geltenden Verbot der Weidetierhaltung im Wald erwirkt, wie das Landratsamt jüngst mitteilte. Darunter versteht man die historische Haltung von Ziegen, Schafen, Eseln und Rindern im Wald, wo sie kostenlose Nahrung fanden.

Die Tiere fraßen alles von Gräsern bis zu Knospe und Rinde und schufen so „arme“ Standorte mit Lichtungen, wo sich seltene Flora und Fauna ansiedelte. Nach dem Verbot der Waldweide wurden diese Lebensräume seltener und mit ihnen die darauf angewiesenen Arten.

Diese wieder zurückzuholen, ist die Aufgabe der tierischen Artenschützer. Sie sollen die Vegetation kurz halten und so Lebensräume für die Wiederkehr licht- und wärmebedürftiger Arten wie in der Vogelwelt Ziegenmelker und Heidelerche entstehen lassen.

Mit Erfolg: Der Bestand an Brutvogelarten hat sich laut der Behörde verdoppelt. Pflanzen wie der Gelbe Enzian und das Kahle Ferkelkraut profitierten ebenfalls von den Veränderungen auf der fünf Hektar großen Fläche im Stadtwald. Die Gemeinde Walldorf freut sich, dass sie das ursprünglich mit Buchen und Linden unter hohen Kiefern bewachsene Areal nicht selbst mit der Hand oder Geräten pflegen muss. Und der Besitzer der Tiere spart Futter für das Eselpaar.