Jürgen Stamm (hier in seiner Wirkungszeit bei der IG Metall) ist gestorben. Foto: IG Metall

Der frühere Erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, Jürgen Stamm, ist gestorben – lediglich vier Monate nach seiner Ehefrau Sybille Stamm, der einstigen Landesbezirksleiterin von Verdi Baden-Württemberg.

Der frühere Erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, Jürgen Stamm, ist tot. Er starb 80-jährig bereits am vorigen Sonntag, wie die Gewerkschaft am Donnerstag bekannt gab. Erst Mitte Dezember war seine Ehefrau Sybille Stamm, die erste Landesbezirksleiterin von Verdi in Baden-Württemberg, im Alter von 78 Jahren in Stuttgart gestorben.

Mit scharfem Verstand und kritischem Geist

1999 war Stamm zum ersten Geschäftsführer der zweitgrößten Verwaltungsstelle in Deutschland, die heute noch rund 87 000 Mitglieder hat, gewählt worden. Dieses Amt übte er bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 2005 aus. Zudem prägte er die Gesamtorganisation als ehrenamtliches Vorstandsmitglied mit scharfem Verstand und kritischem Geist. Als einflussreicher Funktionär hatte er auch in der Hochphase des Machtkampfs zwischen Klaus Zwickel, Berthold Huber und Jürgen Peters ein gewichtiges Wort mitzureden. Bereits 1992 war er zum Zweiten Bevollmächtigten der Geschäftsstelle Stuttgart gewählt worden.

Eingetreten war Stamm 1964 in die IG Metall. Nachdem er als Geschäftsführer der Gewerkschaft der Musikerzieher und konzertierenden Künstler wegweisende Tarifverträge erstritten hatte, wechselte er 1983 zur größten Gewerkschaft nach Stuttgart.

1986 übernahm Stamm die Betreuung des Betriebsrats und der Vertrauensleute im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim, wo er die „Plakat-Gruppe“ erfolgreich in die IG Metall integrierte und eine geeinte Vertretung der Beschäftigten vorantrieb. Bundesweit bekannt wurde er 1998 durch den Tarifabschluss für die Daimler-Dienstleistungstochter Debis, womit die IG Metall erstmals einen Tarifvertrag mit einem bedeutenden Unternehmen der Informationstechnologie vereinbaren konnte.

Vom Tode seiner Frau tief getroffen

Stamm sei ein geradliniger, eloquenter und durchsetzungsfähiger Gewerkschafter mit Kampfbereitschaft und Gerechtigkeitssinn gewesen, würdigt ihn die IG Metall. Auch im Ruhestand setzte er sich gemeinsam mit seiner bei Verdi engagierten Ehefrau für Verteilungsgerechtigkeit ein. Erst nach dem Wechsel in die Rente war er auch in die WASG, einen Vorläufer der Linkspartei, eingetreten. Der Tod von Sybille Stamm vor vier Monaten hätte ihn tief und nachhaltig getroffen, heißt es von beiden Gewerkschaften.