Zum symbolischen Akt stehen zahlreiche Spaten am Murrtalviadukt bereit. Foto: Gottfried Stoppel

Mit einem symbolischen Spatenstich hat am Montag der Bau des zweiten Murrtalviadukts in Backnang begonnen. Das Regierungspräsidium Stuttgart will nun mit dem kompletten Ausbau bis 2028/29 fertig sein.

Gut vier Jahre ist in Sachen vierspuriger Ausbau der B 14 von Nellmersbach nach Backnang – zumindest sichtbar – nichts passiert. Nun soll es am hinteren Ende weitergehen. Am Montagnachmittag haben der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Michael Theurer (FDP) und die Regierungspräsidentin Susanne Bay (Grüne) den symbolischen ersten Spatenstich zum Bau des zweiten Murrtalviadukts gesetzt.

Große Bedeutung für die Raumschaft

Die Bedeutung für die Raumschaft spiegelte sich in dem eigens von der örtlichen Feuerwehr aufgestellten Zelt fest. Nicht nur die heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten waren der Einladung des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart, das das Projekt im Auftrag des Bundes umsetzt, gefolgt. Vom Landrat über den IHK-Geschäftsführer bis zum Polizeipräsidenten war so ziemlich alles gekommen, was im Kreis Rang und Namen hat.

Die jetzt offiziell eingeläutete Maßnahme ist freilich nur ein kleines Puzzleteil für das laut dem Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich in der Raumschaft „zentralen Infrastrukturprojekts“. Die Brücke mit ihren gut 107 Meter Spannweite umfassenden Bögen soll das Bauwerk komplettieren, dessen westliche Hälfte bereits vor elf Jahren fertiggestellt worden ist.

Kurz vor Weihnachten war dazu nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren der Bietergemeinschaft Wolff & Müller Ingenieurbau sowie Wolff & Müller Tief- und Straßenbau mit Sitzen in Stuttgart und Waldenburg der Zuschlag erteilt worden. Der Bund muss 23,7 Millionen Euro investieren, um den nur wenige hundert Meter langen Teilabschnitt unmittelbar vor dem Anschluss an den Autobahnzubringer in Richtung Mundelsheim fertigzustellen. Das RP geht von einer Bauzeit von zwei Jahren aus. Die Brücke soll in Seitenlage montiert werden, so dass die Maßnahme weitgehend ohne Verkehrseinschränkungen vonstatten gehen könne.

Auch mit dem letzten Stück bis zum Bauende Backnang-West soll nach Möglichkeit noch in diesem Jahr begonnen werden, so die Regierungspräsidentin. Zurzeit laufe dazu das europaweite Ausschreibungsverfahren. Mit einem Baustart sei im Herbst zu rechnen, so dass auch dieser Abschnitt in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Murrtalviadukt bis 2027 fertiggestellt werden könnte.

Probleme an anderen Stellen

Probleme bereiten hingegen noch andere Teile der bisher bis zur Kreuzung bei Waldrems fertiggestellten Ausbaustrecke. So ist etwa der Bau zweier Bahnbrücken, der ursprünglich ebenfalls in diesem Jahr angegangen werden sollte, bereits zum zweiten Mal verschoben worden – zuletzt ins Jahr 2027.

Auch bei den geplanten Tunnelbauten in Waldrems und Maubach gibt es Verzögerungen. Wegen unerwartet schwieriger geologischer und hydrogeologischer Gegebenheiten muss dort neu geplant werden. So sind unter anderem zusätzliche Verankerungen für die Baugrubensicherung notwendig und ein System mit einer geschlossenen Tunnelsohle. Zwischen den beiden Tunneln ist laut Erkenntnissen des Regierungspräsidiums Stuttgart, das die Maßnahme im Auftrag des Bundes umsetzt, ein zusätzliches Trogbauwerk notwendig geworden, das wiederum zusätzliche Fluchttreppenhäuser benötigt. Zudem muss der Tunnel Maubach aus statischen Gründen tiefergelegt werden. Und nicht zuletzt sind noch nicht alle für die Gesamtmaßnahme nötigen Grundstücke erworben.

Und so ist die endgültige Fertigstellung des Gesamtprojekts, mit dessen Erkundung der heutige Landesverkehrsminister nach eigenen Angaben als Bundestagsabgeordneter vor mehr als 20 Jahren zusammen mit dem SPD-Kollegen Christian Lange betraut worden war, zeitlich weiter nach hinten verschoben worden. Bis wann wird die unendliche Geschichte abgeschlossen sein? Winfried Hermann will sich lieber nicht noch einmal so weit aus dem Fenster lehnen wie vor fünf Jahren. Im Rahmen einer Baustellentour durch die Region, die ihn auch ans Ausbauende nach Waldrems geführt hatte, gab er sich da zuversichtlich: Trotz der Verzögerung durch Probleme bei der Tunnelplanung dort werde der vierspurige Ausbau der B 14 bis Backnang-West wie vorgesehen fertiggestellt werden – bis zum Jahr 2026. Susanne Bay hingegen nennt mutig erneut ein Datum: „Die Fertigstellung des gesamten zweibahnigen, vierspurigen Neubaus der B 14 zwischen Nellmersbach und Backnang/West wird für das Jahr 2028/2029 angestrebt.“