Nathanael Haug am nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Foto: privat

Wie verändert sich das Klima und sind Skandinavier glücklicher? Der Esslinger Schüler Nathanael Haug hat mit anderen Jugendlichen an einer Expedition zum Nordkap teilgenommen und viel gelernt.

Nathanael Haug geht in die elfte Klasse des Esslinger Georgii-Gymnasiums und belegt als Leistungsfächer die MINT-Fächer Mathe, Chemie und Physik. Keine Frage, dass eine MINT-Forschungsexpedition zum Nordkap wie gemacht für ihn ist. Seit 2011 bietet das Institut für Jugendmanagement in Heidelberg diese und ähnliche Reisen für interessierte Jugendliche an, die deutschlandweit ausgeschrieben werden. Bedingung für eine erfolgreiche Bewerbung um einen der 40 Plätze ist neben einer robusten Gesundheit auch, dass die Teilnehmer einen Teil des Reisebudgets über Sponsorengelder bestreiten. Nathanael Haug hat unter anderem seinen Kieferorthopäden, Geschäftsleute aus dem Ort und Bekannte angesprochen. Am Ende hat der 17-jährige rund 1900 Euro gesammelt und konnte die Reise so fast komplett finanzieren.

Zwölf Tage lang war er vor Pfingsten mit einer Gruppe Jugendlicher und vier Betreuern in Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark unterwegs. „Mal raus aus dem Klassenzimmer und selbst nachschauen, wie Dinge funktionieren. Das war eine tolle Erfahrung“, sagt er. Die Reise durch vier skandinavische Länder hat die Gruppe schließlich bis ans Nordkap, dem nördlichsten Teil des europäischen Festlandes, geführt. „Die Landschaft ist extrem schön“, schwärmt der Esslinger.

Täglich über 500 Kilometer Wegstrecke

Die Gruppe, die in Heidelberg gestartet ist, war vor allem mit dem Bus und mit Linienfähren unterwegs. Durchschnittlich über 500 Kilometer haben die Teilnehmer jeden Tag zurückgelegt. Neben Nationalparks haben sie auch etliche skandinavische Städte besucht wie Stockholm, Helsinki, Turku, Kopenhagen oder Rovaniemi, wo sie den Polarkreis überquerten. Bei ihren Forschungen wollten die Jugendlichen vor allem beobachten, wie sich Flora, Fauna und Klima Richtung Norden verändern oder welche Auswirkungen die Umweltverschmutzung hat. Aber es ging nicht nur um typische MINT-Themen, sondern auf dem Programm standen auch Sprache, Wirtschaft oder Einstellung der Menschen in den verschiedenen Ländern und Regionen.

Forschung in den Buspausen

Konkrete Forschungsfragen haben die Teilnehmer selbst herausgearbeitet und sich Methoden überlegt, wie sich das ermitteln lässt. So ging es etwa um die Frage, wie Gewässer genutzt werden oder wie sich ihr PH-Wert verändert. Auch wie sehr die Menschen ihrem jeweiligen politischen System vertrauen, welchen Einfluss Traditionen haben oder wie sie den Fortschritt der Digitalisierung bewerten, wollten die Nachwuchsforscher herausfinden. „Wir haben so ganz praktisch kennengelernt, wie Forschung funktioniert“, berichtet Nathanael Haug. Um an Informationen und Daten zu kommen, haben die Jugendlichen, die mit vier Betreuern unterwegs waren, buchstäblich jede Gelegenheit genutzt. Wenn der Bus einen Halt einlegte, schwärmten die Teilnehmer mit ihren Fragebögen aus, um Passanten zu interviewen. Die meisten hätten sehr gut englisch gesprochen, falls nicht, sei schnell jemand bereit gewesen, um beim Übersetzen zu helfen. „Die Menschen sind viel offener als hier“, sagt der Berkheimer Schüler.

Labor im Kofferraum

Bei den Zwischenstopps und während der Fährfahrten wurden zudem Proben genommen. Der Reisebus des jungen Forschungsteams hatte dafür eine einfache Laborausrüstung mit Testkits, Wasserprobekästen und Messgeräten an Bord. Während der Fahrt oder abends im Hotel analysierten die Teilnehmer ihre Ergebnisse und schrieben die Berichte.

Nathanael Haug wird an seiner Schule noch mindestens drei Vorträge über die Reise zum Nordkap halten. Das ist Vorgabe des Veranstalters und es ist gleichzeitig eine gute Übung: Öffentlichkeitsarbeit wird auch in der echten Forschung immer wichtiger.