Momentan gehen nur wenige Finger in den Schulen hoch. Foto: Archiv (dpa/Marijan Murat)

Eine Krankheitswelle rollt durch die Schulen im Landkreis Ludwigsburg. Alleine am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium fehlten zuletzt rund 600 Kinder.

Volker Müller ist auch angeschlagen, hält aber durch. „Es ist nur eine leichte Erkältung“, sagt der Leiter des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG). Viele seiner Schüler und etliche Mitglieder des Kollegiums hatten weniger Glück. Sie sind von einer veritablen Krankheitswelle erfasst worden, die gerade durch die Schulen im Landkreis Ludwigsburg fegt.

Ein Viertel der Schüler fehlt

„In der vergangenen Woche haben über die Woche verteilt rund 600 Schüler gefehlt“, berichtet Müller. Das entspreche rund einem Viertel aller Kinder und Jugendlichen am FSG, dem größten Gymnasium in Baden-Württemberg. Von den Lehrern habe es 20 bis 25 so schwer erwischt, dass sie nicht mehr zum Unterricht erscheinen konnten. Nicht ganz so dramatisch, aber immer noch schlimm ist auch die Lage am Ernst-Sigle-Gymnasium in Kornwestheim. Am Montag vergangener Woche hätten rund 100 Kinder und Jugendliche krankheitsbedingt passen müssen und damit etwa zwölf Prozent aller Schüler, sagt Leiter Christoph Mühlthaler. „Das ist der höchste Krankenstand, den wir je hatten, seit ich an der Schule bin. Und das sind 17 Jahre“, ordnet er die Zahlen ein. Auch im Kollegium schlugen die Krankheitserreger zu. Etwa zehn Prozent der Lehrer seien ausgefallen, berichtet Mühlthaler.

„In den vergangenen beiden Wochen hatten wir tatsächlich ganz heftige Krankheitszahlen“, bestätigt Bernhard Bleil, geschäftsführender Schulleiter für die Ludwigsburger Schulen – ausgenommen die Gymnasien. Was seine eigene Einrichtung, die Eberhard-Ludwig-Schule, betrifft, habe in der vorvergangenen Woche über die fünf Unterrichtstage verteilt ungefähr die Hälfte der Kinder und Jugendlichen gefehlt. „Wir waren zeitweise zu dritt damit beschäftigt, die Krankmeldungen zu verarbeiten“, sagt Bleil. Normalerweise werde das von einer Person erledigt. Er streicht außerdem heraus, dass die Verläufe mitunter schwer gewesen seien. Kinder hätten teils hohes Fieber bekommen, Eltern sich besorgt gezeigt.

Corona-Infektionen haben bei all dem im Prinzip aber keine Rolle gespielt, wie die drei Schulleiter unisono berichten. „Bei uns wurde schon lange kein aktiver Fall mehr gemeldet“, erklärt Christoph Mühlthaler. Vielmehr grassierten die Grippe und grippale Infekte, die Schüler litten unter starken Erkältungen, konstatiert sein Marbacher Kollege Volker Müller. „Das ist zu einem so frühen Zeitpunkt atypisch“, fügt er hinzu, verweist aber wie medizinische Fachleute darauf, dass den Heranwachsenden infolge der Coronamaßnahmen der vergangenen Jahre aktuell ein Stück weit einfach auch die immunologische Widerstandsfähigkeit abgehe.

Besserung in Sicht

Klar sei, dass all das Folgen für den Unterricht hatte und weiter hat. Es habe erhebliche Einschnitte gegeben, abhängig auch davon, ob in einer Klasse gleich mehrere Fachlehrer das Bett hüten mussten. Priorität genössen in solchen Fällen bei der Abdeckung des Unterrichts die fünften und sechsten Klassen, weil hier auch die Frage der Betreuung hineinspiele. Die gute Nachricht: Das Schlimmste scheint überstanden. „Es ist jetzt wieder etwas besser“, sagte Müller am Montag. Inzwischen seien noch etwa 400 bis 500 Schüler unpässlich, dazu etwa 15 Lehrkräfte. Eine „graduelle Entspannung“ vermeldet auch sein Kollege Bernhard Bleil. „Diese Woche hat ein bisschen besser begonnen“, bestätigt überdies Christoph Mühlthaler vom Ernst-Sigle-Gymnasium, der zudem das Gefühl hat, dass sich so mancher im Hinblick auf die nahende Auszeit über Weihnachten die wenigen verbliebenen Tage bis dahin noch durchkämpft.