Dunkle Wolken über einem Kreuz einer Kirche: Einem der Missbrauchsopfer muss Schadenersatz gezahlt werden (Symbolbild). Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ein Gericht sieht es als erwiesen an, dass der Geistliche über Jahre hinweg Minderjährige missbrauchte. Doch die Kirche wollte den Skandal offenbar vertuschen - mit einem dubiosen «Stipendien»-Angebot.

Enna - Wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige ist ein katholischer Pfarrer auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Ein Gericht in der Stadt Enna sah es als erwiesen an, dass der heute 42-jährige Geistliche über mehrere Jahre hinweg Kinder und Jugendliche missbrauchte. Zudem wurde die katholische Kirche dazu verurteilt, einem der Opfer Schadenersatz zu zahlen. Die Höhe des Betrags muss in einem gesonderten Verfahren festgelegt werden.

Der Fall wurde im Jahr 2020 durch einen Mann an die Öffentlichkeit gebracht, der zum Zeitpunkt der Taten in den Jahren 2009 bis 2013 noch ein Kind war. Er hatte zunächst einen Brief an Papst Franziskus geschrieben. Der Vatikan erklärte sich nach italienischen Medienberichten jedoch für nicht zuständig, weil der jetzt verurteilte Pfarrer in der fraglichen Zeit noch keine Priesterweihe erhalten habe, sondern erst in der Ausbildung gewesen sei.

Nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bot der zuständige Bischof der Familie des Opfers jedoch 25.000 Euro in bar aus der Caritas-Kasse als "Stipendium" an. Der Geistliche wurde mit der Begründung, er sei "schwer krank", von Sizilien in eine Gemeinde auf dem italienischen Festland versetzt. Das Missbrauchsopfer ging dann jedoch zur Polizei, was schließlich zu dem Prozess führte.