Finn Bender (links) und Fabian Umbuch lassen sich am Stand von Balluff von Marius Maier beraten Foto: Roberto Bulgrin

Am Wochenende nutzten zahlreiche junge Menschen im Neckar-Forum in Esslingen die Gelegenheit, Informationen über Ausbildungsplätze zu sammeln. Für einige von ihnen ist es gar nicht mehr weit bis zum Beginn ins Berufsleben.

Mehr als 50 Aussteller aus unterschiedlichen Branchen haben sich am Wochenende im Esslinger Neckar-Forum auf der Karrieremesse präsentiert. Viele Hundert Jugendliche kamen, um sich darüber zu informieren, wie ihr Lebensweg nach der Schule weitergehen könnte.

Viele sind zusammen mit ihren Eltern da, viele sind nicht mehr weit entfernt von einem Schulabschluss. Aber auch Jüngere schauen sich um, wie etwa Jonathan Jagemann aus Plochingen, der in der siebten Klasse ist und mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester unterwegs ist. Er hat sich noch nicht auf eine Richtung festgelegt, ergreift einfach nur die Gelegenheit, sich ein wenig umzuschauen. Zum Beispiel am Stand der Polizei. Hier gibt Markus Ebert gerade zwei älteren Jugendlichen Auskunft, die bald ihr Abitur machen wollen. Sie interessieren sich für eine Laufbahn bei der Schutzpolizei, worüber Ebert sich freut.

Viele Jugendliche haben sich noch nicht festgelegt

Denn die Schutzpolizei sei weniger gefragt und erscheine auf den ersten Blick nicht so attraktiv wie die Kriminalpolizei oder ein Sondereinsatzkommando. An diesen Bereichen gebe es viel mehr Interesse, sicher auch, weil sie teilweise in Spielfilmen romantisiert oder gar glorifiziert werden. „Toll, dass sich junge Leute dafür interessieren, und nicht nur Sondereinsatzkommando und Hubschrauberstaffel machen wollen“, sagt Ebert. Und Jonathan gibt er mit: „Gut, dass du dich schon so frühzeitig umschaust.“ Jonathan hört aufmerksam zu, bleibt aber weiter offen, was seinen eigenen Weg betrifft. Er hat auch noch viel Zeit, um sich für die weiteren Schritte zu entscheiden. Bei Vivian Faber aus Baltmannsweiler liegt der Fall etwas anders. Sie besucht die neunte Klasse der Realschule Oberesslingen und ist mit ihrer Mutter und zwei Freundinnen gekommen. In der Schule wurde sie auf die Messe hingewiesen, die Neuntklässlerin hat es dann wiederum ihrer Mutter und ihren Freundinnen erzählt. So bildete sich eine kleine Karriere-Reisegruppe, was den Spaßfaktor erhöht. „Mit den Freundinnen zusammen ist es schon besser als alleine“, sagt sie.

Vivian experimentiert schon eine Weile zu Hause mit einem Chemiekasten, ihr Interesse ist eher technischer Art. Hängen geblieben ist sie unter anderem an den Ständen von Zeller + Gmelin. Das mittelständische Familienunternehmen, das 1866 in Eislingen gegründet wurde, produziert hochwertige Schmierstoffe sowie Druckfarben und Chemieprodukte. In Eislingen arbeiten mehr als 500 Beschäftigte, weltweit hat das Unternehmen rund 1000 Mitarbeitende. Auf der Webseite werden gleich neun Ausbildungsrichtungen genannt. „Ich wurde sehr gut beraten“, sagt Vivian. „Darüber, was sie machen, wie die Ausbildung läuft, was ich brauche, um mich zu bewerben.“ Allerdings geht die Tendenz bei ihr eher in Richtung Gymnasium und Studium. Ihre Noten sind gut, sehr gut sogar, wie ihre Mutter nicht ganz ohne Stolz ergänzt.

„Es hat sich gelohnt, hierhin zu kommen.“

Geradezu begeistert von der Messe ist Beyza Baygün aus Esslingen. Sie schaut sich mit ihrer Schwester auf der gesamten Messe um, besonders aber bei den Gesundheitsberufen. Am Stand der Medius-Kliniken vertieft sie sich in ein Gespräch mit Mitarbeiterinnen aus der Anästhesie sowie Auszubildenden der Pflegeschule. Die Medius-Kliniken beschäftigen mehr als 3500 Mitarbeiter an drei Standorten. Jährlich werden dort mehr als 50 000 Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 170 000 ambulant behandelt. Großes Interesse hat Beyza an einer Ausbildung als Operationstechnische Assistentin (OTA), die Ärzte im Operationssaal unterstützen. „Menschenleben zu retten, würde mir ein sehr gutes Gefühl geben“, erklärt sie ihre Motivation. „Es wird wohl in diese Richtung gehen.“ Sie tummelt sich eine ganze Weile auf der Messe. „Perfekt“ nennt sie den Umstand, dass es Veranstaltungen wie diese gibt. „Das ist richtig toll. Es hat sich gelohnt, hierher zu kommen.“

Fabian Umbuch und Finn Bender aus Denkendorf schlendern zusammen mit ihren Eltern über die Messe. Sie besuchen beide die Albert-Schweitzer-Schule, haben sich aber zufällig im Neckar-Forum getroffen. Die beiden Schüler zieht es unter anderem an den Stand von Balluff, einem familiengeführten Unternehmen aus Neuhausen. Balluff ist ein Sensor- und Automatisierungsspezialist, fast 4000 Menschen arbeiten für die Firma.

Wie an vielen anderen Ständen gibt es auch hier auch die Möglichkeit, ein bisschen herumzuspielen – in dem Fall wird die Reaktionsfähigkeit der Jugendlichen getestet. Fabian und Finn bestehen den Test und gewinnen eine Schachtel Pfefferminz. Finns Überlegungen gehen in Richtung Fachinformatik. Was ihm an der Karrieremesse gefällt: „Ich weiß jetzt mehr, wie bestimmte Ausbildungen verlaufen und auch, wie die nächsten Schritte aussehen. Zum Beispiel, wie ich mich bewerbe.“

Die Karrieremesse

Die Messe
 Die Messe „Karriere“ ist die wichtigste Ausbildungs- und Studienmesse in und um Esslingen. Unternehmen aus der Umgebung machen dort auf sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam. Schülerinnen und Schüler von Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen sowie Eltern und Lehrkräfte erhalten dort einen Überblick über die unterschiedlichen Ausbildungsberufe und Studiengänge.

Kooperationspartner
 Bei der Messe kooperiert die Eßlinger Zeitung mit der Bundesagentur für Arbeit, der IHK Region Stuttgart und dem Landkreis Esslingen.

Chancen
Derzeit sind mehr als 64 000 Ausbildungsstellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. „Eine Ausbildung öffnet das Tor zu vielen zukunftsfähigen Berufen und bietet damit beste Karrierechancen“, sagte am Wochenende die baden-württembergische Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.