Das heutige Patrizierzimmer war das Wohnzimmer der Familie Schreiber. Foto: Roberto Bulgrin

Seit ungefähr 800 Jahren steht das Gelbe Haus in Esslingen. Einst haben sich dort eine Polizeidirektion, ein Verlag und eine Buchhandlung befunden. Heute beherbergt das Gebäude das Stadtmuseum. Jetzt wird dort eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Hauses präsentiert.

Der Verlag J. F. Schreiber ist weit über die Stadtgrenzen von Esslingen hinaus für seine Papiertheater und Bilderbücher bekannt. Im 19. Jahrhundert zog Jakob Ferdinand Schreiber in das Gelbe Haus am Hafenmarkt in Esslingen ein. Heute befindet sich dort das Stadtmuseum. In der Ausstellung „Ein Abriss. 800 Jahre Gelbes Haus“ soll nun die wechselvolle Geschichte des Gebäudes dargestellt werden. Vom 28. Januar bis zum 3. November können Besucher einen Einblick in die Vergangenheit des mitten in der Innenstadt gelegenen Hauses bekommen.

Über die Jahre hinweg hatte das Gebäude verschiedene Funktionen: Seit 1988 dient es als Museum, aber vorher befanden sich in dem Gebäude außer dem Firmensitz des Verlags J. F. Schreiber zeitweise die Polizeidirektion und eine Buchhandlung. Gebaut wurde das Haus Schätzungen zufolge zwischen 1259 und 1269. Genaue Daten gibt es aber nicht. Das Haus selbst gilt als größtes und wichtigstes Exponat der Ausstellung. Ausgestellt werden Kunstwerke, Möbelstücke, Konstruktionszeichnungen und Gegenstände der früheren Bewohner. „Bis heute weiß man nicht, wer das Haus gebaut hat“, sagt Kai Engelmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Städtischen Museen und Kurator der Ausstellung. Man könne aber davon ausgehen, dass der Auftraggeber sehr reich und mächtig war, da Stein als Baumaterial sehr teuer war. Wer das Haus bewohnte, sei erst ab dem 16. Jahrhundert nachvollziehbar. Der erste namentlich dokumentierte Bewohner war Matthias Hörwarth ab 1552. Im Gelben Haus lebten Angehörige der Oberschicht oder Amtsträger. Bei einem Stadtbrand im Jahre 1701 brannte das Gebäude neben dem Gelben Haus bis auf den Keller hinunter. Der damalige Bewohner, Bürgermeister Paul Burgermeister, ließ das Haus durch das noch bestehende Gebäude Hafenmarkt 7 ersetzen.

Gemälde der Familie Schreiber gesucht

Über viele Jahrzehnte lebte die Verlagsfamilie Schreiber im Gelben Haus. Im heutigen Patrizierzimmer, dem früheren Wohnzimmer der Familie, hängen noch originale Gemälde. Eine der Malereien sei jedoch bis heute nicht auffindbar und werde vom Museum gesucht, sagt Kai Engelmann. An der Stelle des Gemäldes hängt nun ein Foto des Werks, daneben eine kleine Vermisstenanzeige. Eine Besonderheit des Hauses ist, dass der Wohnturm noch in Gänze erhalten ist. Von dem großen Garten, den Haftzellen der Polizeidirektion, einem Maschinenhaus für eine Dampfmaschine oder den Viehställen ist heute indes keine Spur mehr im Museumsinnenhof. Mit Leihgaben aus anderen Museen oder Objekten aus dem Eigenbestand konnte aber Einiges rekonstruiert werden.

Ausstellung soll mit der Stadt verbinden

„Vorher galt das Haus in erster Linie nur als Hülle für das Stadtmuseum, doch jetzt bedeutet es als Exponat viel mehr“, sagt Hansjörg Albrecht, Leiter der Städtischen Museen. Für ihn ist es wichtig, die Geschichte der Stadt zu präsentieren. Mit der Schau solle eine Verbundenheit zur Stadt und ihren Bewohnern entstehen und der Hafenmarkt als Ort der Kultur verstanden werden. Im Rahmen der Ausstellung bietet das Stadtmuseum Führungen hinter die Kulissen des Museums, Vorstellungen und Kurse rund um die Bewohner des Gelben Hauses an.

Die Eröffnung der Ausstellung mit anschließender Kuratorenführung findet an diesem Sonntag, 28. Januar, um 11 Uhr statt.