Die Mehrwertsteuersätze von Gas und Fernwärme steigen wieder auf 19 Prozent. Deshalb zum 1. April den Zählerstand ablesen und an den Lieferanten übermitteln. Foto: Marijan Murat/dpa

Für Gas und Fernwärme müssen Verbraucher ab dem 1. April wieder tiefer in die Tasche greifen. Grund ist der steigende Mehrwertsteuersatz. Wir erklären, wie Kunden jetzt reagieren können und wie sich der Gasverbrauch senken lässt.

Zum 1. April steigen die Mehrwertsteuersätze von Gas und Fernwärme von 7 wieder auf 19 Prozent. Verbraucher müssen sich daher auf höhere Energiekosten einstellen.

Energierechtsexperte Rico Dulinski von der Verbraucherzentrale Brandenburg rät deshalb Kunden, die mit Gas oder Fernwärme versorgt werden, zum 1. April ihren Zählerstand abzulesen und diesen an den Lieferanten zu übermitteln. Nur so könne man sicherstellen, dass dieser die verbrauchte Energie auch zum korrekten Preis abrechnet – also Verbräuche vor dem 1. April zum ermäßigten, Verbräuche ab dem 1. April mit dem regulären Steuersatz.

Sinnvoll sei das grundsätzlich zum Ende einer Abrechnungsperiode, die meist am Jahresende liegt. Aber eben auch immer dann, wenn der Lieferant gewechselt wird oder sich die Preise ändern. „Hat der Lieferant keine Verbrauchsdaten, darf er die Verbräuche schätzen, was zu falschen Zuordnungen und im Ergebnis höheren Rechnungen führen kann“, erklärt Dulinski.

Preise vergleichen, Kündigungsmöglichkeiten prüfen

Alleine aufgrund der Anpassung des Mehrwertsteuersatzes haben Verbraucher nicht das Recht, ihren Energievertrag außerordentlich zu kündigen. Informiert der Anbieter aber gleichzeitig über Preisanpassungen, sollten Sie genauer hinschauen. Ändert sich der Arbeitspreis, können Sie von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und sich einen günstigeren Anbieter suchen.

Ein Schritt, der nur für Gaskunden infrage kommt, weil Fernwärmekunden neben ihrem lokalen Anbieter keine Auswahlmöglichkeit bleibt. Für Gaskunden aber kann es sich laut Dulinski gerade jetzt lohnen, Preise zu vergleichen und Kündigungsmöglichkeiten zu prüfen. „Da die Preise für Strom und Gas in letzter Zeit weiter gesunken sind, kann damit die Umsatzsteuererhöhung in einigen Fällen sogar überkompensiert werden.“

Familie muss rund 220 Euro Mehrkosten tragen

Dem Vergleichsportal Verivox zufolge verursacht die Mehrwertsteueranpassung bei einer Familie mit einem Gasverbrauch von 20 000 Kilowattstunden durchschnittlich 220 Euro Mehrkosten pro Jahr. Das Vergleichsportal Check24 rechnet bei einem Singlehaushalt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden im Schnitt mit einer um 52 Euro erhöhten Rechnung für das Jahr 2024.

Der Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme war ab Oktober 2022 vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Das sollte die hohen Energiepreise abfedern, die infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stark gestiegen waren.

Basisverbrauch Gas

Welcher Gasverbrauch ist fürs Duschen, Kochen und Heizen normal? Wie hoch ist der durchschnittliche Verbrauch – auch Basisverbrauch genannt? Hier die wichtigsten Daten, Fakten und Infos im Überblick:

Von welchen Faktoren hängt der Gasverbrauch ab?

Wie hoch der Gasverbrauch ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wohnfläche
  • Nutzungsverhalten des Haushaltes
  • Wärme: Wird Warmwasser mithilfe von Gas erwärmt, ist der Verbrauch dementsprechend höher.
  • Alter und der Stand der Technik der Gasheizung
  • vorhandene Dämmmaßnahmen
  • Fläche und Zahl der Außenwände
  • Alter und Art des Gebäudes

Wie hoch ist der Basisverbrauch Gas?

Die gemeinützige Beratungsgesellschaft co2online berechnet auf ihrem Internetportal in einem „Heizspiegel“ jedes Jahr die durchschnittlichen Heizkosten, den Verbrauch und die CO₂-Emissionen. Folgende Werte für den Basisverbrauch Gas wurden für verschiedene Wohneinheiten mit zentraler Gasheizung berechnet.

Abkürzungen: qm = Quadratmeter; kWh = Kilowattstunde (in dieser Einheit werden Strom-, aber auch Heizwärmekosten abgerechnet und mit Messeinrichtungen wie dem Stromzähler oder Wärmezähler erfasst).

Heizkostenabrechnung

Zwei Maßeinheiten sind wichtig, um den Gasverbrauch anzugeben:

  • Kilowattstunden (kWh)
  • Kubikmeter (m3)

Auf der Heizkostenabrechnung ist der Gasverbrauch in Kilowattstunden angegeben, beim Gaszähler im Haushalt allerdings in Kubikmetern. Verbraucher sollten sich beide Werte notieren und diese miteinander vergleichen. Dabei gilt: 1 kWh entspricht etwa 0,1 m3. Dementsprechend sind 1 m3 Gas etwa 10 kWh.

Info: Wozu braucht man Gas?

Energieträger
Nach Mineralöl ist Erdgas in Deutschland der zweitwichtigste Energieträger. Das brennbare, natürliche Gasgemisch lagert unterirdisch und kommt häufig zusammen mit Erdöl vor, da beide auf ähnliche Weise entstehen.

Chemie
Das Stoffgemisch ist ungiftig, farb- und geruchlos und besteht vor allem aus dem Treibhausgas Methan (CH4), das neben Kohlenstoffdioxid (CO2) erheblich zur Erderwärmung beiträgt – auch wenn Erdgas im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern wie Kohle oder Erdöl eine bessere Klimabilanz aufweist.

Notfallplan
Um die Gasversorgung in Deutschland bei einer schlechten Versorgungslage zu regeln, gibt es einen Notfallplan Gas. Dieser Plan sieht drei Stufen vor. Insbesondere private Haushalte, aber auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Feuerwehr und die Polizei sind in der dritten und höchsten Stufe, dem Notfall, besonders geschützt. So soll die Versorgung sichergestellt werden. Die drei Stufen teilen sich in Frühwarnstufe, die Alarmstufe und die Notfallstufe auf.