Schon seit drei Jahren hat Giovanni Matraxia einen Nachfolger für seinen Friseursalon in Stuttgart-Vaihingen gesucht. Jetzt hat er ihn gefunden: Barsan Khalaf, ein Geflüchteter aus dem Irak, wird den Laden übernehmen.
Als Giovanni Matraxia im September 2023 Barsan Khalaf zum ersten Mal getroffen hat, dachte er erst, dass er ihm die Haare schneiden sollte. „Er kam in der Mittagspause vorbei und ich habe auf das Pausenschild gezeigt“, erzählt der Italiener, der seit mehr als zehn Jahren den Friseursalon Gianni in Stuttgart-Vaihingen betreibt. Doch der junge Iraker, der selbst Friseur ist, fragte, ob er bei ihm arbeiten kann. „Du kannst gleich einsteigen und den Salon für dich alleine haben“, sagte Matraxia scherzhaft. Denn der 64-Jährige suchte seit drei Jahren einen Nachfolger für seinen Laden.
Khalaf wollte dieser Nachfolger werden – und ist es nun auch. Seit März arbeitet er als Friseurmeister im Salon. Wenn Matraxia in Rente geht, wird der 27-jährige Iraker den Laden weiterführen. Für den langjährigen Friseur ist Khalaf ein Glücksgriff. „Ich habe ein gutes Gefühl. Er ist ein guter Mensch, der was kann“, sagt er.
Einen Nachfolger zu finden ist schwierig
Matraxia selbst machte 1974 seine Ausbildung zum Friseur in Stuttgart. Seit 33 Jahren ist er selbstständig. Der 64-Jährige hat erst drei Jahre ein Geschäft in Italien,dann bis 2012 einen Salon in Büsnau und ist jetzt in Vaihingen. Wie hart es im Friseurhandwerk ist, einen Nachfolger zu finden, weiß er aus eigener Hand. „Auch von der Handwerkskammer ist nichts gekommen.“ Neben dem Fachkräftemangel sei auch die Größe seines Ladens ein Problem gewesen: Sein Salon ist klein, Matraxia hat keine Angestellten. „Den meisten jungen Leuten war das zu klein, sie wollten ein größeres Geschäft mit Personal übernehmen“, meint er.
Bei Barsan Khalaf ist das anders. „Ich wollte schon immer in einem kleinen Laden arbeiten und mir dort etwas aufbauen“, sagt er, der zuvor in einem größeren Salon gearbeitet hat. Für ihn ging ein Traum in Erfüllung: Es sei schon immer sein Wunsch gewesen, sich einmal selbstständig zu machen. Sein Vater habe auch ein eigenes Geschäft, sagt Khalaf. Der 27-Jährige flüchtete 2015 nach Deutschland. Er begann schnell einen Sprachkurs und lernte Deutsch. Ein Praktikum bei einem Friseur weckte sein Interesse an dem Beruf. „Der viele Kontakt mit den Menschen war gut für meine Sprache“, erzählt er. „Früher war ich etwas schüchtern, dadurch wurde ich selbstbewusster.“ 2017 begann er eine Ausbildung in Stuttgart und machte später seinen Meister. Auf Giovanni Matraxias Salon wurde er durch einen Zufall aufmerksam: Eine Kundin erzählte ihm, dass ihr Mann sich im Gianni die Haare schneiden lässt.
Und es hat geklappt. Dass Khalaf der richtige Mann ist, um seinen Salon zu übernehmen, ist Matraxia nach ein, zwei Gesprächen klar gewesen. „Bei ihm hat mir imponiert, dass er gesagt hat, er will sich langsam etwas aufbauen“, erinnert er sich. Ende 2025 will Matraxia in Rente gehen und seinem Nachfolger den Salon alleine überlassen.