Die Waldbrände in Griechenland sind zwar weitgehend unter Kontrolle, die Brandgefahr ist aber immer noch groß. Das antike Olympia ist nur knapp einer Feuerkatastrophe entgangen.
Die Waldbrandsituation in Griechenland hat sich entspannt. Die Temperaturen gingen zurück, die Winde flauten in vielen Landesteilen ab. Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh. Der griechische Zivilschutz und die Feuerwehr warnten: In zahlreichen Regionen des Landes herrsche wegen der Trockenheit die zweithöchste Stufe der Brandgefahr.
„Die Löschflugzeuge haben uns gerettet“, sagt derweil Giorgos Georgiopoulos, Bürgermeister der Gemeinde Olympia. Am Wochenende war nahe der Ortschaft im Westen der Halbinsel Peloponnes ein Feuer ausgebrochen. Glück im Unglück: Weil es in der Umgebung weitere Brände gab und dort mehrere Löschflugzeuge im Einsatz waren, konnten die Feuerwehren einige der Flieger schnell nach Olympia umleiten und den Brand unter Kontrolle bringen. „Das war unser Glück“, sagte Bürgermeister Georgiopoulos am Sonntag, „sonst hätten die Flammen binnen einer halben Stunde unseren Ort erreicht.“
Feuerlöschsystem hat sich bewährt
In der antiken Stätte des alten Olympia, die unmittelbar an den Ort angrenzt, wurde das Feuerlöschsystem aktiviert. Es besteht aus einem weit verzweigten Rohrsystem und Sprinklern, die den gesamten Bereich im Brandfall mit Wasser besprühen. Es bewährte sich. Am Sonntag war das Feuer bei Olympia gelöscht. Der Bürgermeister spekulierte über Brandstiftung als Ursache. Konkrete Anhaltspunkte gibt es dafür aber nicht.
In den vergangenen zwei Wochen sind in Griechenland pro Tag durchschnittlich mehr als 60 Brände ausgebrochen. Vasilis Kikilias, der Minister für Klimakrise und Zivilschutz, sagte, in den meisten Fällen hätten „Menschen ihre Hände im Spiel“, entweder durch „kriminelle Nachlässigkeit oder Absicht“.
Brandstifter spekulieren darauf, dass eingeäscherte Flächen später zur Bebauung oder als landwirtschaftliche Anbaufläche freigegeben werden – auch wenn die Gesetze bestimmen, dass abgebrannte Wälder nicht als Bauland ausgewiesen werden dürfen, sondern unverzüglich wieder aufgeforstet werden müssen. In der Praxis ist das allerdings kaum möglich und geschieht auch in den meisten Fällen nicht.
In diesem Jahr sind in Griechenland bereits über 400 Quadratkilometer Land mit Millionen von Bäumen abgebrannt. Auch wenn Brandstiftung in manchen Fällen die Ursache gewesen sein dürfte, gehen Experten davon aus, dass die meisten Brände durch Unachtsamkeit entstehen. Griechenland erlebte in den vergangenen drei Wochen die längste Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mit Temperaturen von bis zu 47 Grad. Die Vegetation ist ausgedörrt. Wenn dann noch Wind weht, kann ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel oder der Funkenflug eines Holzkohlegrills einen Brand auslösen, der dann schnell außer Kontrolle gerät.
Reiseveranstalter fliegen wieder Touristen nach Rhodos
Bei den Bränden in Griechenland kamen in den vergangenen Wochen drei Einwohner ums Leben. Sie hatten Evakuierungsanweisungen missachtet. Zwei Piloten starben beim Absturz eines Löschflugzeuges. Auf der Ferieninsel Rhodos, wo über eine Woche lang heftige Feuerstürme tobten, konnten die Brände am Wochenende vollständig gelöscht werden. Der auf Rhodos ausgerufene Notstand wurde aufgehoben. Reiseveranstalter fliegen wieder Touristen auf die Insel. Ohnehin waren von den Feuern 90 Prozent der Hotels und Ferienanlagen im Norden und Westen der Insel nicht betroffen. Die Bilanz ist aber dennoch verheerend. Das zeigen Auswertungen von Satellitenbildern.
50 000 Olivenbäume verbrannt
Demnach sind 296,6 Quadratkilometer Wald, Buschland und landwirtschaftliche Anbauflächen abgebrannt. Das entspricht 14,7 Prozent der gesamten Fläche der Insel. Mehr als 50 000 Olivenbäume und Tausende Bienenvölker wurden vernichtet. 23 Quadratkilometer der verwüsteten Gebiete entfallen auf ausgewiesene Naturschutzgebiete. Unzählige Wildtiere verendeten in den Flammen, darunter zahlreiche der in Rhodos heimischen Hirsche und Rehe. In Griechenland sind im Juli nach Berechnungen des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus insgesamt rund 500 Quadratkilometer abgebrannt – so viel wie sonst in einem ganzen Jahr.
Auch andere Mittelmeerländer kämpfen mit Hitze und Bränden. Auf der italienischen Insel Sardinien wurde am 24. Juli ein neuer Hitzerekord für Europa gemessen: 48,2 Grad. Nach der Hitzewelle der zweiten Julihälfte gingen die Temperaturen in Griechenland am Wochenende auf die für die diese Jahreszeit üblichen 35 bis 36 Grad zurück. Die Feuergefahr bleibt aber groß. Im August wehen in vielen Teilen Griechenlands die Meltemia, starke bis stürmische Nordwinde. Sie können auch kleine Brandherde in kurzer Zeit zu riesigen Feuerstürmen anfachen.