Die Planeten unseres Sonnensystems mit der Erde (Mitte), Neptun (oben rechts) und Uranus (oben links). Foto: Imago/Pond5 Images

Bisher wurde angenommen, dass der Planet Neptun in einem kräftigen, tiefen Blau leuchtet. Eine neue Analyse zeigt nun, wie der ferne Eisriese und sein planetarischer Verwandter Uranus tatsächlich aussehen.

Die Planeten Uranus und Neptun haben beide einen hellen blaugrünen Farbton, wobei Neptun nur ein klein wenig stärker zum Blauen tendiert. Das zeigt eine neue Analyse von Aufnahmen der Raumsonde Voyager 2 durch ein internationales Forschungsteam.

Durch die ursprüngliche Bildbearbeitung in den 1980er Jahren wurde Neptun bislang hingegen oft in einem kräftigen Blau dargestellt. Die Farbe von Uranus verändert sich außerdem jahreszeitlich durch einen Dunst aus Methan-Eis, berichten die Wissenschaftler in ihrer Studie „New images reveal what Neptune and Uranus really look like“ im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“.

Vorbeiflug an Uranus und Neptun

Voyager 2 war als bislang einziges irdisches Raumfahrzeug am 24. Januar 1986 an Uranus und am 25. August 1989 an Neptun vorbeigeflogen und hatte erstmals hochaufgelöste Bilder dieser beiden äußeren Planeten des Sonnensystems zur Erde gefunkt.

„Der Unterschied in der Farbe von Uranus und Neptun ist aber viel geringer als es die damals veröffentlichten Bilder zeigen“, schreiben Patrick Irwin von der Universität Oxford und seine Kollegen. „Denn insbesondere bei den Aufnahmen von Neptun wurden die Kontraste enorm verstärkt, um schwache dunkle Strukturen hervorzuheben.“

Uranus (links) und Neptun, so wie sie farblich von Voyager aufgenommen wurden (oben) und wie sie in der neuen Studie (unten) aussehen. Foto: Patrick Irwin/University of Oxford/Nasa/CC BY 4.0
 
Uranus Foto: Imago//Pond5 Images
Neptun Foto: Imago/Chromeorange

Das führte zugleich zu dem kräftigen Blauton, was den Wissenschaftlern damals durchaus bewusst war, aber, wie Irwin und seine Kollegen feststellen, inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Die falsche Vorstellung, Neptun sei blau, bleibe selbst in Fachkreisen hartnäckig verbreitet. Deshalb hat sich das Team die alten Aufnahmen noch einmal vorgenommen und mit moderneren Messungen am Weltraumteleskop Hubble und am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile abgeglichen.

Schwacher blaugrüner Schimmer

HST/STIS-Bilder von Uranus und Neptun aus den Jahren 2002 beziehungsweise 2003, die von den Autoren der Studie farbgetreu nachbearbeitet wurden. Foto: Patrick Irwin/dpa

Voyager 2 hatte keine echten Farbfotos geliefert, sondern eine Reihe von Bildern mit unterschiedlichen Farbfiltern aufgenommen. Diese zu einem Bild in Echtfarbe zu kombinieren ist jedoch keine einfache Aufgabe – insbesondere, wenn es zugleich darum geht, schwache Details sichtbar zu machen.

Im Gegensatz dazu liefern die heutigen Teleskope Spektren, aus der sich die Farbe besser ermitteln lässt. Allerdings ist aufgrund der großen Entfernung der beiden Planeten von der Erde die Auflösung viel geringer als bei den Nahaufnahmen von Voyager 2.

Die Kombination der alten und der neuen Daten zeigt nun, wie ähnlich sich die Farben der beiden Planeten sind. Beide zeigen lediglich einen schwachen blaugrünen Schimmer, der bei Neptun kaum wahrnehmbar blauer ist.

Uranus verändert jahreszeitlich seine Farbe

Mit ihrer Studie konnten Irwin und seine Kollegen gleich noch das Rätsel lösen, warum Uranus im Laufe seines 84 Jahre dauernden Umlaufs um die Sonne seine Farbe jahreszeitlich verändert. Dazu verglichen die Forscher ihre Analysen mit Archivaufnahme der Lowell-Sternwarte in den USA aus den Jahren 1950 bis 2016.

Wie sich zeigte, ist Uranus jeweils ein wenig grüner, wenn einer seiner Pole in Richtung Sonne zeigt. Offenbar bildet sich über dem jeweiligen Pol eine Art Dunstschleier aus Methan-Eispartikeln, die für die grünliche Verfärbung sorgen, erklären die Wissenschaftler.

Info: Neptun und Uranus

Planeten
Ein Planet ist ein Himmelskörper, der sich in einer Umlaufbahn um eine Sonne befindet und genug Masse besitzt, dass seine eigene Schwerkraft ihn in eine nahezu runde Form zwingt. Er hat die Umgebung seiner Umlaufbahn von anderen Himmelskörpern freigeräumt. Die International Astronomical Union (IAU) in Paris zählt in unserem Sonnensystem acht Planeten (in der Reihenfolge der Entfernung zur Sonne): Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Die Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun (auch jupiterähnliche Planeten genannt) bestehen überwiegend aus leichten Elementen wie Wasserstoff und Helium bestehen und nur einen geringen Anteil an schwererem Material wie Gesteine,und Metalle aufweisen.

Neptun
Neptun ist der achte und äußerste Planet unseres Sonnensystems und befindet sich rund 30 Astronomische Einheiten (AE) von der Sonne entfernt. Eine astronomische Einheit entspricht dem Abstand zwischen Sonne und Erde – circa 150 Millionen Kilometer. Neptun wurde im Jahr 1846 aufgrund von Berechnungen aus Bahnstörungen des Uranus durch den französischen Mathematiker Urbain Le Verrier von dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Galle entdeckt. Neptun ist durchschnittlich 4,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt.

Uranus
Uranus ist von der Sonne aus mit einer Entfernung von 2,9 Milliarden Kilometern der siebte Planet im Sonnensystem und wird zu den Eisriesen gerechnet. Er wurde am 13. März 1781 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist nach dem griechischen Himmelsgott Uranos benannt. Sein Durchmesser ist mit über 51 000 Kilometern etwa viermal so groß wie der Durchmesser der Erde, das Volumen ist etwa 64-mal so groß wie das der Erde. Physikalisch ist Uranus mit dem Neptun vergleichbar.