Vertreter der Organisationen nahmen die Spenden in Empfang. Foto: Roberto Bulgrin

Für die Rohräcker Förderschule gibt es ein neues Fahrzeug, von Gewalt betroffene Frauen erhalten Unterstützung und zahlreiche Familien können sich dringend benötigte Dinge anschaffen – all das macht die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung möglich.

Armut kennt keine Feiertage und so wird das Fest der Freude für viele Menschen zum Fest der Sorge, denn die Armut in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, wie aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Im Landkreis Esslingen suchen diese Menschen nach Unterstützung bei unterschiedlichen Ämtern, Vereinen und Organisationen. Um ihnen die bestmögliche Hilfe anbieten zu können, erhielten diese Ämter und Organisationen Spenden aus der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung, hinter der der Verein „Gemeinsam helfen“ steht. Vergangene Woche nahmen Vertreterinnen und Vertreter die Spenden im Gebäude der Eßlinger Zeitung in Empfang.

Freuen konnte sich der Förderverein der Rohräcker Förderschule, der das Geld in ein neues behindertengerechtes Fahrzeug investiert. „Unser alter Bus Emma ist wirklich im Dauereinsatz“, erzählt Laura Riester vom Förderverein, „wir machen viele Ausflüge damit“. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern geht es zum Beispiel zum Äpfel pflücken auf die Streuobstwiesen oder zum Max-Eyth-See, um Boot zu fahren. Außerdem sei der Verleih ein wichtiger Aspekt, „denn nicht alle Familien haben ein behindertengerechtes Auto“, so Riester. Einen Namen gibt es für den Fahrzeugzuwachs noch nicht, „aber den Kindern wird schon wieder was einfallen“, ist sich Riester sicher.

Gestiegene Kosten in nahezu allen Bereichen schmälerten die Geldbörsen vieler Menschen in diesem Jahr – auch die, die man eigentlich zur Mittelschicht zählen würde. „Wir erleben eine Art neue Zielgruppe, die zu uns kommt und Unterstützung benötigt“, gibt Petra Gauch Einblicke in ihre Arbeit. Sie war als Vertreterin des Caritas-Zentrums Esslingen zu Gast bei der Spendenübergabe. Das vergangene Jahr habe gezeigt, wie sich schwierige Lebensumstände verschärfen und Menschen in große Not kommen können, die zuvor ein gesichertes Leben führten, sagt sie. Deshalb seien Orte des Zuhörens für Rat suchende Menschen umso wichtiger.

Vier dieser Orte des Zuhörens gibt es im Kreis Esslingen. Mit den Spenden werden Einzelpersonen und Familien unterstützt, die dort Hilfe suchen. Etwa eine ältere Frau, die von Erwerbsminderung und Wohngeld lebt. Weil sie sich keine Sportkleidung kaufen kann, überlegte die Frau, ihre bevorstehende Reha abzusagen. Durch Spenden konnten der Frau ein Paar Sportschuhe finanziert werden.

„Leid der Menschen wird immer größer“

Auch die evangelische Kirche nahm eine Spende in Empfang. Bernd Weißenborn, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Esslingen, betonte, dass Menschen in sowohl seelischer als auch materieller Not das ganze Jahr über bei der Kirche Hilfe suchten. Sie könnten nun unterstützt werden. Raphael Maier von der katholischen Kirche berichtete ebenfalls davon, dass das Leid der Menschen immer größer werde. Mit seinem Projekt „Notanker II“ leistet der Kreisdiakonieverband direkte finanzielle Hilfe. Beispielsweise führten die Spenden dazu, dass der Verband die Zusatzkosten der Krankenkasse für einen älteren Herrn übernehmen konnte, erzählte Eberhard Haußmann, der Geschäftsführer des Verbands. Auch der Verein Wildwasser freute sich über die finanzielle Unterstützung. Hier wird das Geld in Beratungsangebote für von Gewalt betroffene Frauen fließen, teilte Isabelle Schall mit.

Sabine Schaadt von der Heimstatt Esslingen, Martina Bernert vom Amt für Soziales und Sport der Stadt Esslingen und Ilona Röhm vom Amt für Soziale Dienste und Psychologische Beratung des Landkreises berichteten von einigen Einzelschicksalen, die mithilfe der Spenden gemildert werden können. „Zahlreiche alleinerziehende Frauen suchen Unterstützung bei uns. Ihnen fehlt das Nötigste“, so Röhm. Nicht selten komme es vor, dass die Frauen auf Essen verzichten, damit sie das Essen ihren Kindern geben könnten. Mit dem gespendeten Geld können sich diese Frauen nun zum Beispiel mit einer Babyerstausstattung eindecken.

In das Leben von wohnungslosen Menschen gab Schaadt Einblicke: „Wir erleben häufig, dass das Geld vom Jobcenter nicht ausreicht.“ Vor allem im Winter fehle dann das Geld für warme Kleidung.

Weitere Spenden werden benötigt

All diese Menschen können sich nun über die Weihnachtsspenden freuen. „Wir schauen in so viele glückliche Gesichter“, sagt Röhm. Und auch wenn Norbert Kindler, der Schatzmeister des Vereins „Gemeinsam helfen“, die Solidarität der Menschen im Landkreis Esslingen hervorhebt, werden immer noch dringend Spenden benötigt, fasst die Vereinsvorsitzende Patricia Oesterle den aktuellen Spendenstand zusammen. Auch nach den Feiertagen kann noch gespendet werden. Im Januar wird es eine weitere Spendenübergabe geben. Dann erhalten andere Organisationen Spenden.