Das Stuttgarter Architekturbüro Haas Cook Zemmrich Studio 2050 hat mit seinem Entwurf für neue Wohnungen im Quartier „Der Neue Stöckach“ auf dem EnBW-Areal im Stuttgarter Osten einen Preis gewonnen. Doch was passiert nun mit dem Siegerentwurf?
So interessant könnte „Der Neue Stöckach“ im Stuttgarter Osten aussehen – ein Quartier mit begrünten Fassaden, luftigen Wohnbauten, Außengastronomie für Kulinarikfreunde, Flaneure, Fahrradfahrer, reges Treiben. So sieht zumindest der Entwurf vom Stuttgarter Architekturbüro Haas Cook Zemmrich Studio 2050 aus.
Das Preisgericht zur Entwurfsstudie „Nachverdichtung in Holzbau am Beispiel des Neuen Stöckach“ – ausgelobt von der Landeshauptstadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit der EnBW und der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) – hat getagt. Und die Jury prämiert die innovative Holzbau-Entwurfsstudie des Stuttgarter Büros.
Der Beitrag des Architekturbüros Haas Cook Zemmrich Studio 2050 in Zusammenarbeit mit Rubner Holzbau, knp.Bauphysik, Transsolar und C4 Engineers basiere in hohem Maße auf den folgenden Kriterien, so das Preisgericht: „Maximaler Bestandserhalt, Nutzung von Sekundärbaustoffen, einfach reproduzierbare Innovationen, Dauerhaftigkeit der Konstruktion und eine minimale Haustechnik.“
Kluger Umgang mit dem Bestand
Die ausgezeichnete Arbeit wurde von der Jury insbesondere wegen des „übergeordneten Gestaltungskonzepts, dem Umgang mit dem Bestandsgebäude und ihrer großen Robustheit“ prämiert.
Dicht gefolgt ging der zweite Preis an das Atelier Kaiser Shen für ihren sensiblen und stimmigen Entwurf. Die Architekten haben jüngst für ein mit Strohballen gedämmtes Holzwohnhaus in einem Dorf bei Heilbronn einen Architekturpreis erhalten.
VON M Architekten, die kürzlich für einen Wohnungsbau mit dem Preis „Beispielhaftes Bauen in Stuttgart“ 2023 der Architektenkammer Baden-Württemberg gekürt wurden und deren Fuchshofstraße in Ludwigsburg die Hugo-Häring-Auszeichung 2023 erhalten hat, wurden für ihre klare Konzeption mit einem großen Angebot an Gemeinschaftsflächen mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Unklar, wann gebaut wird
Leider bedeutet die Verkündung eines Wettbewerbssiegers nicht, dass schon bald die Bagger rollen. Denn immer noch ist unklar, was mit dem EnBW-Gelände in Stuttgart passiert. Das ehemalige Bürogebäude soll künftig für Wohnzwecke mit ergänzenden Gewerbeeinheiten in den unteren Geschossen genutzt werden; zudem wurde in der Rahmenplanung zur Quartiersentwicklung für das Gebäude eine Aufstockung um ein Geschoss vorgesehen.
Doch das Vorhaben liegt ja auf Eis. Nach einer auf den „aktuellen immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen begründeten Projektpause“, so ist von der Stadt zu erfahren, sei geplant, „den Gewinnerbeitrag für eine weitere Projektbearbeitung zu prüfen.“
Ob etwas oder ob nichts passiert, ob Geflüchtete vorübergehend im Bestand Zuflucht finden, wie das Linksbündnis im Stuttgarter Gemeinderat gefordert hat, wer wann was bauen wird – das bleibt also alles offen. Die Entwürfe indes sind schon mal im Rathaus zu bewundern, die Wohnungssuchenden in Stuttgart dürften sich freuen, wenn baldmöglichst auch Taten folgen sollten.
Info
Ausstellung
Alle fünf Beiträge der Studie werden im Stuttgarter Rathausfoyer vom 24. Oktober an bis zum 6. November zu den regulären Öffnungszeiten ausgestellt. Die Jury sowie die Vertreterinnen und Vertreter der LHS, EnBW und IBA’27 sehen in den Entwurfsarbeiten „zukunftsweisende, auf andere Projekte übertragbare Beiträge für den Bestandsumbau und die Nachverdichtung im Holzbau“.
Wettbewerb
Die Entwurfsstudie wurde von der Holzbau-Offensive BW des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gefördert. Die teilnehmenden Arbeitsgemeinschaften entwickelten exemplarische Entwürfe für das Bestandsgebäude Stöckachstraße. Diese zeigen, wie der Baustoff Holz effizient im Bestandsumbau verwendet werden kann.