Vor welchen Herausforderungen stehen die Schulen? Was muss sich ändern? Darüber wurde jetzt in Esslingen diskutiert. Einige Probleme kennt man aus der freien Wirtschaft.
Schule muss sich ändern und eine neue Kultur des Lernens ermöglichen. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Studie des Cornelsen Verlags. Bundesweit wurden dafür über 2000 Schulleitungen befragt. Die Kernaussagen dieser Umfrage waren Aufhänger für eine Podiumsdiskussion im Esslinger CVJM-Haus. Dazu eingeladen hatte das Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg, Landesbüro der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Entsprechend gab es den ein oder anderen Seitenhieb auf die grün-schwarze Koalition im Land. Allen voran vom SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag und früheren Kultusminister, Andreas Stoch. Die Regierung verwalte vor allem den Status quo, kritisierte er. „Wir brauchen aber den Geist des Aufbruchs, sonst werden wir unseren Kindern nicht gerecht“, appellierte er. Man müsse für mehr Chancengleichheit früher in die Bildungsentwicklung einsteigen.
Dass noch immer das Elternhaus maßgeblichen Einfluss auf den Bildungserfolg hat, sieht auch die Studie als zentrale Herausforderung. Eine große Rolle komme deshalb den Ganztagsschulen zu. Als weiteres wichtiges Thema wird wie schon in der Vorjahresstudie die Digitalisierung genannt. Baden-Württemberg sei Spitzenreiter beim Abrufen des Digitalpakts gewesen, betonte Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag. Jetzt gehe es darum, die Lehrkräfteausstattung fortzusetzen. Das könne man nicht den Schulträgern überlassen. „Wo bliebe da die Bildungsgerechtigkeit“, warf er in die Runde. Über die digitale Ausstattung hinaus müsse es aber auch mehr Fortbildung geben, sagte Sarah Fichtner vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie Berlin. In ihrem Eingangsvortrag fasste sie die Studienergebnisse zusammen. Demnach sei fehlendes Personal aus Rektorensicht die allergrößte Baustelle in den Schulen. Ändern müsse sich auch das Lehramtsstudium. „Die Ausbildung ist weit weg von dem, was wir brauchen“, bestätigte Jochen Nossek, Schulleiter der Backnanger Gemeinschaftsschule in der Taus, Lehrkräfte müssten zu Coaches und Lernbegleitern werden.
Lehrerausbildung in der Kritik
Schulen sollen weniger Wissen und mehr Kompetenzen vermitteln
Die Studie spricht sich zudem dafür aus, dass verstärkt Sozial- und Lebenskompetenzen vermittelt werden und der Fächerkanon sowie Prüfungen überdacht werden. Das begrüßte Felix Haug. „Die Schule hat mir nicht alles mitgegeben“, sagte der Vorsitzende des Esslinger Jugendgemeinderats, der kürzlich Abi geschrieben hat. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass Künstliche Intelligenz im Unterricht integriert werden müsse. Dass KI in der Studie nicht vorkommt, zeige den raschen Wandel der Bildungsanforderungen: Während der Erhebung von März bis Juli 2022 gab es ChatGPT noch nicht. Letztlich müsse Schule ein Lern- und Lebensort sein, den man gern besucht, resümierte Ricarda Kaiser, die als stellvertretende GEW-Landesvorsitzende moderierte.