Auf dem Stauffenbergplatz und auf dem Wilhelmsplatz (rechts) wird für die Ukraine demonstriert. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt,

In der Stuttgarter Innenstadt demonstrieren unterschiedliche Organisationen gegen den Putin-Krieg. Viele hier lebende Ukrainer fordern regionale Unternehmen auf, den Handel mit Russland einzustellen. Kirchen und Jugendverbände gedenken der Opfer.

Zu einem kompletten Handelsstopp mit Russland hat eine Demonstration der ukrainischen Community mit mehr als 1000 Teilnehmern am Sonntag auf dem Wilhelmsplatz regionale Unternehmen wie Kärcher und Ritter Sport aufgefordert, zudem zum Boykott von Großkonzernen wie Nestlé, Danone, Barilla, Burger King oder den Metro-Konzern, die immer noch den vollständigen Rückzug aus Russland hinauszögern würden: „Damit füllen sie Putins Kriegskasse und helfen bei der Auslöschung eines demokratischen Staates“, appellierte die geflüchtete Tetiana. „Kein Handel mit Russland“ und „Stoppt den Krieg“ waren dann auch die zentralen Parolen, als der Demonstrationszug sich auf den Weg zum Schlossgarten machte, wo sich unterwegs zahlreiche Sonntagsspaziergänger spontan dem Zug anschlossen.

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Bei der sehr emotionalen Kundgebung, die mit dem Singen der ukrainischen Nationalhymne begann, trug auch die zehnjährige Katja, eben aus Kiew angekommen, ein Lied bei, das ein „schönes Haus auf grünem Hügel“ beschwor – das Kontrastprogramm zum Zeugnis einer 15-Jährigen, die das medial vermittelte Bild vom Krieg attackierte: „Im Fernsehen sieht man zerstörte Häuser. Wo aber sind die Leichen, die ich gesehen habe? Zeigt auch die Leichen, das ist der Krieg!“

Ilona Gerlach vom veranstaltenden Stuttgarter Verein Ukrainisches Atelier für Kultur & Sport rief zum Durchhalten auf und betonte angesichts der großen Teilnehmerzahl: „Wir sind nicht alleine!“ Zugleich bedankte sie sich „bei allen, die hinter uns stehen und helfen“. Mit Spenden und anderer Unterstützung. Eines sei klar: „Russland muss gestoppt und für seine Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Am Stauffenbergplatz fordern die Menschen: „Waffen nieder!“

Auf den Stauffenbergplatz hatten am Samstag die Gesellschaft Kultur des Friedens (GKF) und Pax Christi Stuttgart einmal mehr unter dem Motto „Stoppt den Krieg in der Ukraine“ geladen. Rund 100 Menschen kamen, hielten regenbogenfarbene Fahnen in die Höhe und Banner mit Aufschriften wie „Menschenrecht auf Frieden“, „Waffen nieder!“ oder Forderungen, Waffenlieferungen zu stoppen sowie Rückzugsverhandlungen zu beginnen. Die Bundeswehr dürfe nicht mit 100 Milliarden Euro aufgerüstet werden, wie von der Bundesregierung beschlossen. Das Geld müsse in Frieden, Entwicklungshilfe, Krisenprävention, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und die Aufnahme von allen Kriegsflüchtlingen fließen, betonten unter anderen Henning Zierock, Mitbegründer der Gesellschaft Kultur des Friedens, Wiltrud Rösch-Metzler von Pax Christi sowie Paul Russmann von der ökumenischen Initiative „Ohne Rüstung leben“. In der Öffentlichkeit müssten auch Friedensaktivisten zu Wort kommen, nicht immer nur jene, die nach einer Flugverbotszone riefen, so Zierock. Letzteres könne zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Russland und den Nato-Staaten führen – mit den unabsehbaren Folgen eines Flächenbrandes. Die GKF habe nun in einem aktuellen Schreiben Papst Franziskus um weitere Vermittlung in diesem Krieg gebeten.

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Am Sonntagabend trafen sich auch noch die Jugendverbände verschiedener Parteien auf dem Schlossplatz, um dort der Opfer des Krieges zu gedenken.