Wenn plötzlich ein Kind ins Haus kommt, müssen sich auch Hunde neu orientieren. Foto: imago /Shotshop/Nailia

Ein Kind im ändert vieles. Doch nicht nur für die Eltern beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wie man den Hund darauf vorbereitet, dass bald ein Baby ins Haus kommt.

Nehmen Sie das da mal mit“, sagt die Hebamme auf der Entbindungsstation und überreicht einen vom neugeborenen Baby getragenen Strampler und mehrere Tücher. Sie hatte gehört, dass zu Hause eine Hündin wartet. Der Plan: Das Tier soll zu Hause an den Wäschestücken schnuppern und sich vorab mit dem Geruch des Kindes vertraut machen, das bald in die Wohnung einziehen wird. Das Prozedere wird täglich wiederholt, bis das Baby erstmals nach Hause kommt. Dann nämlich soll die Hündin denken: „Der Geruch kommt mir bekannt vor. Herzlich willkommen.“

„Das schadet auf jeden Fall nicht“, sagt der Hundetrainer Heiko Kasner. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er seit mehr als zehn Jahren eine Hundeschule in Stuttgart. Zu ihren Kunden gehören auch werdende Eltern. „Berücksichtigt werden sollten da mehrere Ebenen“, sagt der Hundetrainer. Es geht auch um die Frage, wie die Beziehung zwischen Mensch und Hund bisher ausgesehen hat. „Der extreme Fall wäre, dass der Hund denkt, er müsse die Menschen vor einem Eindringling beschützen, und sie vor dem Kind verteidigt“, sagt Kasner. „ Kritisch wäre auch, wenn der Hund den Halter nicht ernst nimmt, nicht gehorcht und gewohnt ist, sein eigenes Ding durchzuziehen.“

Wie sieht die Beziehung aus?

Besonders Letzteres sei der Schlüssel zu allem, wenn künftig ein Baby die Familie bereichert: Es müssen Grenzen abgesteckt werden, in denen Hunde nicht nur auf Zuruf „funktionieren“, sondern diese auch akzeptieren. „Klare Regeln“, sagt Kasner. „Das hilft, um da etwas Struktur reinzubringen.“ Der Slogan seiner Hundeschule: „Mein Hund darf alles, er muss nur damit aufhören, wenn ich es ihm sage.“

Im normalen Hundeleben bedeutetet das: Spielen, rennen und Quatsch machen ist kein Problem, doch wenn Radfahrer vorbeikommen, dann muss der Hund auf Abruf eine Pause einlegen. Auf der Couch liegen? Auch kein Problem, solange der Hund diese wieder verlässt, wenn es ihm angetragen wird – normale Hundeerziehung. Wenn diese vorhanden ist, dann sei auch ein Kind im Regelfall keine große Hürde für das Tier. „Wenn Hunde grundsätzlich gut erzogen sind, dann ist ein Kind lediglich ein neues Thema und nichts Grundsätzliches. Dann darf der Hund eben ab jetzt nicht mehr auf die Couch.“

Den Hund einladen

Eine strikte Trennung zwischen Kind und Hund hält Kasner für kaum praktikabel. Er plädiert dafür, Hunde zum gemeinsamen Leben mit einem Kind einzuladen. Nach dem Motto: „Du darfst daran teilhaben, aber nur, wenn ich dir das erlaube.“ Denn die Entscheidung, wann, wie und besonders wie weit der Hund integriert wird, liege beim Menschen, nicht beim Hund.

Doch zwischen all der Theorie darf nicht außer außer Acht gelassen werden , dass jede Beziehung, jeder Mensch, jeder Hund grundverschieden ist. Bei Hunden aus dem Tierschutz beispielsweise kann man sich nicht sicher sein, welche negative Erfahrungen sie gemacht haben – vielleicht sogar mit Kindern. Der Hundetrainer rät zu maßvoller Vorsicht und unbedingter Aufmerksamkeit, um in etwaigen Gefahrensituationen sofort gegensteuern zu können.

Und auch das sollte nicht vergessen werden: Spätestens wenn Kinder etwas älter werden, müssen auch sie im Umgang mit dem Tier geschult werden und Grenzen erlernen, die zu respektieren sind. Denn allzu oft gehen Kleinkinder ungewollt ruppig mit Tieren um. „Wenn sich der Hund zurückzieht, muss man auch dem Kind vermitteln, dass es den Hund in Ruhe lassen muss.“