Öffentliche Räume des Köngener Schlosses werden für Familienfeiern vermietet. Foto: Horst Rudel

Der Erhalt des Köngener Schlosses war für die Gemeinde Köngen ein Kraftakt. Heute hat dort die Staufen AG ihre Geschäftsräume, es gibt Jazzkonzerte und Hochzeiten.

Jazzgrößen aus aller Welt waren schon beim Jazz-Club im Köngener Schloss zu Gast. Die ehrenamtlichen Veranstalter nutzen die ehemalige Kapelle. Ein großer Teil der repräsentativen Räume in der Blumenstraße ist an die Unternehmensberatung Staufen AG vermietet. „Mit dieser Nutzung haben wir es geschafft, das wertvolle Denkmal zu erhalten“, sagt Alt-Bürgermeister Hans Weil. Auch im Rittersaal finden Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen statt. Dann hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit, das aufwendig restaurierte Gemäuer zu besuchen. Für Hochzeiten und andere Feste werden die Räume vermietet.

Wer hat das Köngener Schloss erbaut?

Auf dem Gelände des Köngener Schlosses stand schon im 14. Jahrhundert eine Burganlage mit Wassergraben. Diese ließ Anna Gräfin von Aichelberg 1398 erweitern. Die Anlage war von einer Mauer umgeben. Die Außenmauern zur Nord- und Westseite stammen aus dieser Zeit. Albrecht Thumb von Neuburg, Probst des Ellwanger Klosters, wurde 1525 Schlossherr. Urkunden ist zu entnehmen, dass er Türme, Brücken und Brunnen errichten ließ. Dann wurde die Burg zum Schloss im Renaissance-Stil umgebaut. Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss immer wieder baulich verändert; 1620 auch vom Landesbaumeister Heinrich Schickhardt.

Welche bekannten Persönlichkeiten haben im Köngener Schloss gelebt?

1739 wurde der im Besitz der Thumb von Neuburg verbliebene hintere Schlossteil an das Haus Württemberg verkauft. Das Gebäude wurde im 18. Jahrhundert als Beamtensitz, Fruchtkasten und „kirchräthliches Actendepot“ genutzt. Das Schloss wurde 1825 vom Vizepräsidenten der Verfassungskommission des Königreichs Württemberg, Jakob Friedrich Weishaar, grundlegend umgebaut. So wurden der Ost- und Südflügel des Schlosses und die Mauer abgerissen und der Wassergraben zugeschüttet. Das Hintere Schloss wurde von dem Architekten Karl Marcell Heigelin im Stil eines klassizistischen Landhauses umgebaut und mit einem Walmdach ausgestattet. Nach dem Tod von Weishaars Ehefrau Marie 1886 wurde das Schloss vorerst nicht genutzt. Im Jahr 1900 arbeiteten dort Maler – die holländische Künstlerin Anna Peters und der Landschaftsmaler Christian Mali. Das Schloss zerfiel im 20. Jahrhundert immer mehr, bis sich die Gemeinde Köngen 1991 entschloss, es zu kaufen und zu erhalten.

Lesen Sie auch: Schöne Ausflugsziele rund um Stuttgart im Überblick

Wie lief die Sanierung?

Ältere Köngenerinnen und Köngener erinnern sich noch daran, wie im Schloss Fußball gespielt wurde. Solche Nutzung hat viel von der Bausubstanz zerstört. Alt-Bürgermeister Hans Weil hat vehement dafür gekämpft, die wertvolle Bausubstanz zu erhalten und wieder herzustellen. Der Architekt Frank Hihn entwickelte ein Sanierungskonzept, um möglichst viel von dem zerfallenden Denkmal zu retten: „Die enge Kooperation mit dem Denkmalschutz hat das Projekt erst möglich gemacht.“ Aufwendig restauriert wurden auch die Wandmalereien im Rittersaal, die römische und deutsche Kaiser zeigen – die Kunstwerke stammen vermutlich aus der Zeit der Renaissance. In den Räumen, die heute von der Unternehmensberatung Staufen AG genutzt werden, sind die kunstvollen Decken aus Stuck erhalten und weitere Wandmalereien freigelegt worden. Das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg bedachte die Gemeinde Köngen mit einem Preis im Rahmen des Wettbewerbs „Bauen und Wohnen im Bestand“. Zwölf Jahre dauerte die Sanierung, die insgesamt 12.5 Millionen Euro gekostet hat. Alt-Bürgermeister Weil ist es geglückt, diese Ausgabe zu stemmen, weil die Staufen AG als finanzkräftiger Mieter eingestiegen ist.

Wie wird das Schloss heute genutzt?

„Es war nicht einfach, den Menschen zu vermitteln, dass wir dieses wertvolle Denkmal erhalten müssen“, blickt Weil zurück. Deshalb ist der ehemalige Schultes glücklich, dass der Jazz-Club Schloss Köngen die Räume von Anfang an mit hochkarätigen Konzerten bespielt hat. „Das trug viel zur Akzeptanz bei.“ Nach dem Tod des Gründers Gerhard Götz hat ein engagiertes Team um Johannes Laxander und Albrecht Nissler den Club einem neuen Publikum geöffnet. Außerdem vermietet die Gemeinde die öffentlich zugänglichen Räume wie den Schlosskeller, die Kapelle und den Rittersaal.

Welches gastronomische Angebot findet sich rund um das Köngener Schloss?

An Veranstaltungstagen ist das Schloss zugänglich. Doch auch an anderen Tagen lohnt es sich, das Gebäude von außen zu betrachten. Wer etwa vor einem Jazzkonzert Essen gehen möchte, hat die Qual der Wahl. Das Hotel-Restaurant Schwanen, die Alte Vogtei und das Gasthaus Ochsen sind wenige Gehminuten entfernt – allerdings empfiehlt sich eine Reservierung. Neben dem Schloss führt die Familie Zimmermann das Hofgut. Die modern restaurierten Räume bieten nicht nur Platz für Seninare und Schulungen. Dort gibt es auch ein Hofcafé.

Feiern im Schloss Köngen

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Schlossgut
 Zum Ensemble des Köngener Schlosses gehört auch das Schlossgut. Das hat die Familie Zimmermann restauriert und zu Hofcafé mit großzügigen Tagungsräumen ausgebaut. Ab dem 11. September ist dort mittwochs und sonntags von 14 bis 18 Uhr das öffentliche Hofcafé; ab Oktober nur noch mittwochs: www.schlossgut-koengen.de

Hochzeiten und mehr
 Wer die Räume mieten will, darf bei Claudia Hanninger, Telefon 07024/8007-66 einen Termin vereinbaren. Der Belegungsplan und weitere Informationen sind auf der Homepage der Gemeinde zu finden: www.koengen.de