Hat sich kurz nach Kriegsbeginn gegründet: der Free-Shop in Weil der Stadt. Foto: Jürgen Bach

Über den AK Asyl wurden in Weil der Stadt zu Kriegsbeginn schnell Geflüchtete privat vermittelt – die Freundschaften halten bis heute.

Die ukrainische Klavierlehrerin ihres Sohnes hatte verzweifelt nach einer Unterkunft für geflüchtete Bekannte gesucht – damit ging alles los, erinnert sich Ute Wolfangel, die gemeinsam mit Claudia Wolf den AK Asyl in Weil der Stadt leitet. Keine vier Wochen nach Beginn des Krieges waren bereits 50 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Keplerstadt angekommen, machten mit Bürgermeister Christian Walter und dem Ersten Beigeordneten Jürgen Katz einen Rundgang durch die Stadt.

Schnell ging das alles damals: Es hätten sich gleich vier Übersetzerinnen gemeldet, ein Freeshop gründete sich, in dem die Geflüchteten neue Kleidung oder Hygieneartikel abholen konnten, viele Privatleute öffneten ihre Türen. „Wir mussten bis heute niemanden in eine öffentliche Unterkunft stecken“, berichtet Wolfangel. „Es sind alle privat untergekommen.“

180 ukrainische Menschen sind in Weil der Stadt angekommen

Die „enorme Solidarität“ in Weil der Stadt hält bis heute an – gerade organisieren die gleichen Helfer, die auch im vergangenen Jahr aktiv waren, eine Aktion für die Türkei und Syrien. „Es hat sich eine riesige Helferschaft entwickelt“, sagt Wolfangel. Zwischen Gastfamilien und ukrainischen Geflüchteten sind in vielen Fällen enge Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Trotzdem: „Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind im Herzen immer zuhause“, so Wolfangel. Viele seien aber froh, dass sie gerade in Weil der Stadt angekommen seien. Hier hätten auch die Behörden schnell und effizient mitgezogen. In der Keplerstadt sind heute fast 180 ukrainische Menschen untergebracht, davon 160 in privaten Liegenschaften.

Die Geflüchteten sind, so berichtet die Vorsitzende, gut angekommen, sprechen inzwischen Deutsch. „Man spürt ganz viel Dankbarkeit. Bei allem Schmerz geht es ihnen hier gut.“ Ob der Krieg bald vorbei ist oder noch lange anhält – diesbezüglich gehe das Stimmungsbild unter den Ukrainerinnen und Ukrainern auseinander. „Eins ist klar“, sagt Ute Wolfangel abschließend. „Die Menschen wollen ihr Land nicht aufgeben.“