Die drei Brüder mit dem Pokal im Eingangsbereich der Eßlinger Zeitung, von links: Yannik, Lukas und Louis Taxis.                          Foto: /Herbert Rudel

Zusammenhalt, Freude und auch mal Reibereien: Das Bruder-Trio Yannik, Louis und Lukas Taxis trifft mit verschiedenen Vereinen beim EZ-Handballpokal aufeinander.

In der Welt des Handballs gibt es Geschichten, die weit über die Auslinien des Spielfelds hinausreichen – Geschichten von Leidenschaft, Wettbewerb und von familiärer Bindung. So bietet der EZ-Handballpokal, der am Samstag um 11 Uhr im Sportpark Weil startet, unter anderem die Bühne für drei Brüder, die für drei verschiedene Vereine in unterschiedlichen Spielklassen spielen und freilich das Ziel haben, den Pokal am Ende in die Höhe zu recken. Das Bruder-Trio besteht aus dem 25-jährigen Yannik, der mit dem TSV Deizisau in der Baden Württemberg-Oberliga am höchsten spielt und mit seinem 22-jährigen Bruder Louis, der beim Landesligisten HSG Ebersbach/Bünzwangen die Bälle wirft, im Elternhaus in Deizisau wohnt sowie dem 28-jährigen Lukas Taxis, der für den Verbandsligisten TSV Denkendorf aufläuft.

Familienduell auf dem Spielfeld

Es stand also im Vorfeld des Turniers die Frage im Raum, ob die familiäre Bindung die sportliche Rivalität überstrahlen oder für einen noch intensiveren Wettbewerb sorgen wird? Sie ließ sich jedoch schnell beantworten, denn bereits als die drei Taxis-Brüder den Eingangsbereich der Eßlinger Zeitung zum Gespräch betraten, konnten sie es sich nicht verkneifen, sich gegenseitig anzustacheln. „Würde sich nicht gut anfühlen, gegen seinen Bruder zu verlieren, oder?“, fragt Yannik seine Geschwister. Die Vorfreude auf den ansehenden EZ-Pokal sowie auf ein mögliches Familienduell auf dem Spielfeld war auf alle Fälle zu spüren.

Zum ersten Aufeinandertreffen der Geschwister kommt es bereits in der Vorrunde, wenn Lukas mit den Denkendorfern auf seinen jüngsten Bruder Louis mit der HSG trifft. „Es ist schon witzig, beim EZ-Pokal gegeneinander spielen zu können, und schon ein kleiner Ansporn, weil man sich die Schmach natürlich nicht geben will, gegen seine Geschwister zu verlieren“, betont Lukas und fügt hinzu: „Es wird sicherlich eine besondere Atmosphäre werden, worauf wir uns alle freuen.“ Yannik, der nach seiner langwierigen Verletzung erst im Dezember für die Deizisauer wieder auflaufen und erst eine Handvoll Partien in der BWOL bestreiten konnte, erhofft sich ein Duell zwischen ihm und Lukas in der K. O.-Phase. „Die Hauptsache ist, dass wir verletzungsfrei bleiben, denn das verfolgt Deizisau schon die ganze Saison über und unser Minimalziel ist das Halbfinale“ sagt Yannik und richtet sich mit einem Lächeln an seine beiden Geschwister: „Vielleicht trifft man sich ja dann im Spiel um Platz drei, wenn ihr es bis dahin überhaupt schafft.“

„Es gab also für uns keine Chance, dem Handball zu entkommen“

Das Verhältnis der Geschwister ist immer ein gutes gewesen und auch der Kontakt untereinander ist niemals abgebrochen. „Ein Verhältnis, wie man es eben unter Geschwistern kennt – und klar, da sind dann schon ab und zu Reibereien und Späße dabei“, sagt Lukas und ergänzt: „Wir haben immer alles zu dritt gemacht, also trainiert, Handballspiele angeschaut und uns nebenher miteinander mit dem Ball beschäftigt.“ Die Mutter, die in Deizisau gespielt hat, brachte das Bruder-Trio jeweils schon im jungen Alter zum Handball, sie sind so „von Anfang an mit der Situation in der Halle aufwachsen“ und waren immer bei den Spielen auf der Tribüne mit dabei. „Unsere Mutter hat mir im Vorfeld erzählt, dass sie mit mir beim ersten EZ-Pokal schwanger war und beim zweiten war ich dann quasi schon dabei“, erzählt Lukas, der als Heilerziehungspfleger arbeitet, und Louis fügt hinzu: „Es gab also für uns als Kinder keine Chance, dem Handball zu entkommen.“

Start bei der JSG Deizisau/Denkendorf

Begonnen haben sie ihre handballerische Laufbahn bei der JSG Deizisau/Denkendorf – die Partnerschaft der beiden Vereine im Jugendbereich wurde 2019 aufgelöst – und sind jeweils in der A-Jugend zum TSV Denkendorf gewechselt. „Das war ein guter Einstieg, auch weil Denkendorf damals noch nicht so hoch wie heute gespielt hat“, erzählt Louis. Während Yannik dann des häufigeren beim TSV Deizisau mittrainieren durfte und „mit Glück, da damals ein Linksaußen bei Deizisau aufhörte, in die Rolle herangeführt wurde“, blieb Lukas bei den Denkendorfern: „Mich hat es dann nirgends mehr anders hin verschlagen und ich habe mich in Denkendorf immer wohl gefühlt. So kann ich Kind und Arbeit in Einklang bringen und trotzdem meistens zum Training kommen, denn höherklassig zu spielen wäre da für mich zeitlich nicht mehr drin.“ Bei Louis war der Weg jedoch ein anderer: Er wechselte nach einem Jahr in der A-Jugend beim TSV zum TV Reichenbach, bei dem er vier lange blieb. „Gegen Ende hat es dann mit dem Trainer nicht mehr ganz gepasst und ich war die meiste Zeit bei der zweiten Mannschaft im Team“, erklärt Louis. So wechselte der 22-Jährige zur HSG Ebersbach/Bünzwangen. „Und da läuft es doch jetzt wieder für dich“, wirft Lukas ein.

Das Turnier im Sportpark Weil sehen alle Drei als eine gelungene Vorbereitung für die kommenden Rückrundenspiele. Louis möchte mit der HSG ganz vorne in der Landesliga mitspielen, Lukas sich mit den Denkendorfern „weiter oben in der Verbandsliga-Tabelle platzieren“ und bei Yannik kreisen die Gedanken schon um ein mögliches Abschneiden in der Abstiegsrunde. Zuvor steht aber noch der EZ-Pokal an, den natürlich jeder von den Dreien gerne gewinnen möchte, um die anderen beiden mindestens bis zum nächsten gemeinsamen Turnier damit aufzuziehen.