Das Beste aus Esslingen.
Unbegrenzt lesen mit EZ Plus.
Das Beste aus Esslingen. Mit EZ Plus unbegrenzt Inhalte der Esslinger Zeitung lesen.
Mehr als nur das Sparschwein füllen

Anzeige

Finanzen

Mehr als nur das Sparschwein füllen

 

Mehr als nur das Sparschwein füllen

Nicht nur in Deutschland legen die Menschen gern Geld zur Seite – ob für schlechte Zeiten, die eigene Immobilie oder den Ruhestand: Den Wunsch, ein Vermögen aufzubauen, teilen Menschen aus aller Welt. Um schon Kinder für den Umgang mit Geld zu sensibilisieren, gibt es seit 1925 den Weltspartag. Am 28. Oktober 2022 findet er zum 97. Mal statt.

Mit langem Atem zum Vermögen

Eltern und Großeltern sollten möglichst einfache Strategien wählen, wenn sie Geld für Kinder anlegen möchten. Bei der Kontoeröffnung klärt man ein paar wichtige Fragen besser frühzeitig ab.

Ein Auslandsjahr nach dem Abitur, der Führerschein oder sogar schon ein Grundstein für die Rente: Viele Eltern und Großeltern wollen dem Nachwuchs mit einem finanziellen Polster dabei unterstützen. „Egal wofür sie sparen, sie sollten so früh wie möglich damit anfangen“, rät Stefan Adam, Finanzberater der Verbraucherzentrale in Niedersachsen.

Beim Investieren für den Nachwuchs gibt es einen Vorteil: die Zeit. Kinder erhalten das Geld in der Regel erst in etwa 18 Jahren. Bei den nach wie vor niedrigen Zinsen ist ein solch langer Anlagehorizont hilfreich, um auf größere Beträge zu kommen. „Dafür ist es sinnvoll, auch für Kinder in Aktien zu investieren“, sagt Adam. Denn derzeit gibt es nur dort die Chance auf eine ordentliche Rendite. Und über einen ausreichend langen Zeitraum sinkt auch das Risiko eines solchen Investments. Börsencrashs lassen sich aussitzen. Eine Auswertung des Deutschen Aktieninstituts zeigt: Schon nach einer Anlagedauer von 15 Jahren waren Anleger immer im Plus, wenn sie etwa in den Deutschen Aktienindex (Dax) investierten. „Versicherungen oder Sparkonten sollten Eltern dagegen nicht wählen. Auf den Konten gibt es derzeit kaum noch Zinsen und bei den Policen überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht“, sagt der Experte. Fragen und Antworten:

- Welche Produkte eignen sich?

Bei der Geldanlage sollten es Sparerinnen und Sparer möglichst einfach halten, das gilt erst recht, wenn für den Nachwuchs gespart werden soll, empfiehlt Stefan Adam. Er rät zu einer Investition in sogenannte ETF. Das sind Aktienfonds, die einen Aktienindex nachbilden. Sie sind unkompliziert und günstig. Gut geeignet ist ein ETF auf einen weltweiten Aktienindex, etwa auf den MSCI World. Laut Stiftung Warentest hat ein solcher ETF in den vergangenen 20 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von knapp 7 Prozent erzielt – und das trotz Crash während der Finanzkrise.

Wer für den Nachwuchs bereits etwas Geld zurückgelegt hat, kann das auf einen Schlag in Fonds investieren. Für regelmäßiges Sparen eignet sich ein ETF-Sparplan. Viele Broker und Banken bieten diese schon ab 25 Euro im Monat an.

- Wem soll Konto oder Depot gehören?

Bevor es mit dem Sparen losgeht, müssen Eltern sich Gedanken machen. Sollen Konto und Depot dem Kind gehören? Oder richten sie eines auf ihren eigenen Namen ein, sparen dort aber für den Nachwuchs? Die Folgen dieser Entscheidung sind nicht zu unterschätzen. „Ist der Nachwuchs der Kontobesitzer, dann gehört auch das Ersparte dem Kind“, sagt Dirk Stein. „Eltern sind bis zum 18. Geburtstag lediglich verfügungsberechtigt. Sie dürfen das Geld nur für das Kind ausgeben“, erklärt der Verbraucherexperte beim Bundesverband deutscher Banken. Abhebungen, um etwa finanzielle Engpässe der Eltern zu überwinden, sind also tabu.

Der Vorteil dieser Variante ist, dass Kinder bei der Steuer ihren eigenen Sparerfreibetrag haben. „Gerade wenn die Verwandtschaft mit spart, kommen schnell größere Beträge zusammen, die Erträge abwerfen“, sagt Stein. „Mit ihrem eigenen Freibetrag müssen Kinder dann keine Steuern darauf zahlen.“ Aus steuerlicher Sicht sei diese Variante am sinnvollsten.

Legen Eltern dagegen auf ihren eigenen Namen Geld für den Nachwuchs weg, zählen die Erträge zu ihrer Steuerschuld dazu. Der Vorteil ist aber, dass sie die Kontrolle über das Ersparte haben, auch wenn das Kind volljährig wird. Wer also befürchtet, dass Sohn oder Tochter mit 18 Jahren das Geld verjubelt, kann diese Variante wählen. Zusätzlich hilft das beim Bafög-Antrag: Damit Studierende Anspruch auf die Förderung haben, dürfen sie derzeit kaum Vermögen besitzen.

- Worauf müssen Großeltern achten?

Auch Großeltern haben die Wahl, auf wessen Namen das Konto laufen soll. Möchten sie allerdings für das Enkelkind ein Konto eröffnen, bedeutet das ganz schön viel Papierkram, sagt Stein. Denn die Eltern müssen dem zustimmen, bei der Eröffnung sogar anwesend sein oder eine Vollmacht für das Postident-Verfahren ausstellen. Finanzexperte Stein plädiert deshalb dafür, es lieber möglichst einfach zu halten: „Am besten eröffnen die Eltern ein Konto für das Kind, darauf kann jeder Verwandte Geld einzahlen.“

- Was passiert, wenn das Kind volljährig ist?

Sofern das Konto oder Depot dem Kind gehört, kann es ab diesem Zeitpunkt mit dem Geld machen, was es möchte. Lief das Konto bislang dagegen auf die Eltern, müssen sie es dem Nachwuchs per Schenkung übertragen.

Steckt das Ersparte in ETF, müssen sich Eltern außerdem überlegen, was damit passieren soll. Am einfachsten ist es, wenn der Nachwuchs ab dann selbst das Ruder übernimmt und einfach weiterspart. Dann bilden die bisher gekauften Anteile das Fundament des künftigen Vermögens.

Soll dagegen zum 18. Geburtstag ein gewisser Geldbetrag verfügbar sein, zum Beispiel um einen Auslandsaufenthalt zu bezahlen, müssen sie schon früher aktiv werden. „Dann sollten Eltern etwa fünf Jahre vorher anfangen umzuschichten und das Geld sicher anzulegen“, rät Adam.

Auch hier empfiehlt er, praktisch vorzugehen. „Am besten verkauft man einfach pro Jahr ein Fünftel der Anteile und schiebt das Geld auf ein Tagesgeldkonto. Dann ist es verfügbar, wenn der Nachwuchs es braucht.“ Und niemand muss sich Gedanken machen, wann der beste Zeitpunkt zum Verkaufen ist. Annika Krempel

Sparen fürs Kind

Mit Finanzpolster ins Erwachsenenleben starten – das möchten viele Eltern ihren Kindern ermöglichen. Doch wie anfangen?

Inflation, Rezession, Klima, Krieg: Momentan weiß niemand, wohin die Reise geht. Und da soll man langfristig für seine Kinder Geld anlegen? In welcher Form: Ausbildungsversicherung, Sparplan, Festgeld, Depot? Eigentlich ist es einfach, meint die Zeitschrift „Finanztest“. Für eine langfristige Sparanlage für Kinder bieten sich besonders ETF-Sparpläne auf einen weltweiten Aktienindex an. Das empfiehlt „Finanztest“ in der aktuellen Ausgabe (11/2022). Das Risiko ist hier breit gestreut und das Depot in der Regel günstig, bei einigen Banken sogar kostenlos. Wer regelmäßig Geld anlegt, muss bei ETF-Sparplänen allerdings mit Kaufgebühren rechnen – je nach Anbieter betrugen diese im Test (19 Angebote bei Filial- und Direktbanken für eine Sparrate von 50 Euro monatlich) zwischen 1,20 und 33 Euro jährlich. Drei Angebote kamen jedoch sogar ohne Gebühren aus.

Empfehlenswert ist, auf eine thesaurierende Variante eines ETF zu achten, das bedeutet, dass die jährliche Rendite automatisch wieder angelegt wird. So wird der Zinseffekt genutzt. Weltweit anlegende ETF hätten sich in der Vergangenheit gelohnt: Über einen Zeitraum von 18 Jahren hätte es im Durchschnitt 8,5 Prozent Sparplanrendite pro Jahr gegeben. Wer aber kürzer als zehn Jahre anlegen will und oder gar kein Risiko eingehen möchte, ist laut „Finanztest“ auch mit einer Festgeldanlage gut beraten. Die Zinsen steigen derzeit – bis zu 3 Prozent Zinsen für eine Anlagedauer von fünf Jahren sind hier möglich. Versicherungsangebote oder Gold-Sparpläne empfiehlt „Finanztest“ nicht, weil die Rendite niedrig oder Gebühren hoch sind.

Vor dem Sparen sollten Eltern überlegen wie viel Geld sie für den Nachwuchs anlegen möchten und in wessen Namen. Ist es auf den Namen des Kindes angelegt und die Erträge nicht zu hoch müssen sie nicht versteuert werden. Aber: Übersteigt das Gesparte 15 000 Euro, könnte es später mit einem Bafög-Antrag schwierig werden. tmn

Neue Artikel
esslinger-zeitung.de wurde gerade aktualisiert. Wollen Sie die Seite neu laden?