Banksys Bild «Love is in the Bin» (M) zwischen Alten Meistern in der Staatsgalerie Stuttgart. Foto: Sebastian Gollnow Foto: DPA - Sebastian Gollnow

In Stuttgart hängt das berühmt gewordene Banksy-Werk «Love is in the Bin» inmitten Alter Meister. Ob es dorthin gehört? Das sollen die Besucher diskutieren.

Stuttgart (dpa/lsw)Bereits kurz nach Öffnung der Staatsgalerie am Donnerstag zieht es die ersten Besucher in den Saal mit den Werken Alter Meister. Was sie am Morgen hierher gelockt hat, wird durch eine Plexiglasscheibe geschützt und hebt sich deutlich von den Öl-Gemälden ab. Für vorerst ein Jahr wird in Stuttgart das während einer Kunstauktion geschredderte Bild «Girl with Balloon» des Street-Art-Künstlers Banksy zu sehen sein.

«Banksy ist ein guter Marketingstratege», sagte Direktorin Christiane Lange. Mit dem Akt der Zerstörung hab er ein neues Werk geschaffen, das sie in der Tradition der Sammlungsschwerpunkte ihres Hauses sehe.

Direkt neben Banksys Bild, das seit der spektakulären Selbstzerstörung «Love is in the Bin» heißt, hängt ein Selbstporträt von Rembrandt van Rijn. Eine bewusste Kombination, wie Lange hervorhebt: Rembrandt sei bereits seinerzeit eine Marke gewesen. Das gelinge auch Banksy. Doch im Gegensatz zum niederländischen Maler hüte er seine Identität.

Wer sich hinter dem Namen des international bekannten Künstlers verbirgt, ist nicht bekannt. Mit der Präsentation des geschredderten Werks möchte das Museum auch Fragen darüber aufwerfen, was genau ein Kunstwerk eigentlich ausmacht.

Berühmt wurde Banksys Bild, als es sich während der Auktion bei Sotheby's durch eine in den Rahmen eingebaute Schredder-Konstruktion zum Teil selbst zerstörte. Eine anonyme europäische Sammlerin hatte es da gerade für umgerechnet knapp 1,2 Millionen Euro ersteigert.

«Love is in the Bin» soll nur vorübergehend zwischen der Sammlung Alter Meister hängen. Geplant ist ein Ortswechsel alle acht Wochen, so dass sich Museumsbesucher gezielt auf die Suche nach ihm begeben müssen. Gezeigt wird außerdem ein während der Auktion gedrehtes Video, das den Moment der Selbstzerstörung einfängt.

Die Sorge, das Bild könnte sich im Museum versehentlich vollends zerschneiden, ist übrigens unbegründet: Die Batterie des Schredders wurde vorsorglich ausgebaut, versicherte Lange.

Die Direktorin hofft mit der Leihgabe auch Menschen zu erreichen, die nur noch digital unterwegs sind und nicht zu den klassischen Museumsbesuchern zählen. «Schön, dass wir eine Ikone dieser Generation in unser Haus holen.» Zuletzt hatte die Staatsgalerie mit knapp 200 000 Besuchern in 2018 einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet (2017: rund 243 600).

Lust auf einen Museumsbesuch sollen auch andere Ausstellungen wecken, die dieses Jahr anlaufen: Gezeigt werden ab 14. März etwa Gemälde und Zeichnungen der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Stolz ist man auch auf eine gemeinsame Schau mit frühen Bildern der vier Maler Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke und Anselm Kiefer.

Anlässlich des Bauhaus-Jubiläums wird sich die Ausstellung «Weissenhof City» mit den Spuren der Bauhaus-Architekten und -Künstler in Stuttgart auseinandersetzen. Ende des Jahres soll eine Sonderausstellung die Arbeit des bedeutenden venezianischen Malers Giovanni Battista Tiepolo würdigen.