5.12.2018 In Köngen wurde wegen einer chemischen Reaktion eine Firma evakuiert.

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Bei einer chemischen Reaktion bei der Firma Chemoform in Köngen ist giftiges Chlorgas freigesetzt worden. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften war zur Entschärfung der Situation im Einsatz.

KöngenEinsatzkräfte in gelben Schutzanzügen und Atemmasken neben dem Einkaufszentrum Kö 8: In der Firma Chemoform in Köngen ist es am Mittwochmorgen zu einer ungewollten chemischen Reaktion mehrerer Stoffe in einer Maschine gekommen, in deren Folge eine Art undurchsichtiger Nebel austrat. Schnell machte die Vermutung die Runde, es könne sich um Chlorgas handeln – schließlich stellt Chemoform Produkte aus dem Bereich Wellness, Hygiene und Pflege für Schwimmbäder und Saunen her. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei war in die Nürtinger Straße ausgerückt. Noch am Vormittag kam die Entwarnung von Polizeipressesprecher Michael Schaal, es bestehe „keine Gefahr für die Bevölkerung“. Das Gebiet habe nicht evakuiert werden müssen. Doch was da eigentlich ausgetreten war, stand bis zum Nachmittag nicht zweifelsfrei fest. Erst gegen 15.30 Uhr bestätigte Carsten Zander, ein Sprecher des Feuerwehrkreisverbands Esslingen: „Es war tatsächlich Chlorgas.“

Dieses ist ab einer gewissen Konzentration gesundheitsschädlich. Einige derer, die in Köngen womöglich mit den Dämpfen in Berührung gekommen waren, verspürten denn auch Atemwegsreizungen. Vorläufigen Angaben der Polizei zufolge wurden acht Personen ambulant behandelt, ein weiterer Mitarbeiter wurde demnach in eine Klinik gebracht. Ein Sprecher der Firma Chemoform sagte dagegen, fünf Mitarbeiter hätten sich untersuchen lassen, davon zwei stationär. Diese seien noch am selben Tag entlassen worden und wieder im Firmengebäude gewesen. Verletzungen seien nicht festgestellt worden. Der Notarzt habe der Belegschaft allerdings erklärt, bei welchen möglichen späteren Symptomen die Mitarbeiter sich ärztlich untersuchen lassen sollten. Dem Firmensprecher zufolge, war die Belegschaft wohl keinen Chlorgaskonzentrationen über den gesundheitsschädlichen Grenzwerten ausgesetzt.

Schnell reagiert

Leitung und Belegschaft von Chemoform haben bei Erkennen der Situation wohl geistesgegenwärtig reagiert. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte kurz nach 9.30 Uhr hatten die 46 Mitarbeiter den Berichten von Polizei und Feuerwehr zufolge das Gebäude bereits verlassen. Auch die Belüftungsanlage sei schon abgeschaltet worden. „Die Firma hat richtig gehandelt“, sagt Carsten Zander. Aus dem betroffenen Bereich sei kein Gas rausgedrungen. Wie Messungen später bestätigten, bestand keine Gefahr für die Umwelt. Schnell habe sich vor Ort das Fachpersonal zu erkennen gegeben, sagt Zander, und wichtige Informationen weitergeben. „Wir gingen dann vom schlimmsten Szenario, der Freisetzung giftiger Stoffe aus, und haben entsprechend gehandelt“, sagt Zander. Der Bereich sei ja bereits geräumt gewesen, man habe mit der Polizei das Gelände abgesperrt, den Gefahrgutzug der Feuerwehr Nürtingen sowie den Messzug der Feuerwehr Ostfildern alarmiert. Der Einsatz sei ruhig abgelaufen. Die Gefahrstoffe, deren Reaktion abgeklungen war, wurden in Behälter gepackt und der Firma übergeben. Im Anschluss belüftete die Feuerwehr die Räume. Um 14 Uhr war der Einsatz beendet. Die Polizei war mit sechs Streifenwagenbesatzungen vor Ort, die Feuerwehr mit rund 95 Einsatzkräften. Die Spezialisten des Arbeitsbereichs Gewerbe/Umwelt der Polizei haben nun die Ermittlungen zur Ursache des Gefahrgutunfalls aufgenommen.

Ursache unsicher

Bei Chemoform ist man sich darüber noch nicht sicher. Man werde alles sorgfältig analysieren. Der Firmensprecher betont, dass viel in moderne Technik investiert werde – auch zur Sicherheit der Mitarbeiter und der Umwelt. Ihm zufolge geschah die chemische Reaktion in einer neuen Filtereinrichtung. „Die Stoffe, die wir heute in der Abfüllung hatten, sind nicht reaktiv“, stellt der Sprecher klar. Chemoform führe keine chemischen Reaktionen durch, sondern fülle nur ab. „Das ist ein deutlich geringeres Gefahrenpotenzial.“ Am Tag des Unfalls sei auch kein Chlor abgefüllt worden, sondern unter anderem „Chlorkill“ – ein Produkt, mit dem zu hohe Chlorkonzentrationen beseitigt werden. Großen Schaden hat die Anlage nicht genommen. Am Donnerstag will man den Betrieb wie gewohnt wieder aufnehmen.