Ein Ausflug mit dem Rollator kann auf dem Kopfsteinpflaster in der Altstadt sehr mühsam sein. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Melanie Braun
Es sorgt für einige Aufregung, dass die Stadt die Allmandgasse und die Krämerstraße in den kommenden Wochen mit Kopfsteinpflaster ausstatten will. Viele Esslinger sehen das geplante Pflaster als potenzielle Stolperfalle für Senioren – und halten es angesichts der vielen modernen Bauten in der Gegend auch aus gestalterischen Gründen für nicht notwendig. Auch der Stadtseniorenrat kann die Haltung der Stadtverwaltung in dieser Frage nicht verstehen.

Stadt verweist auf Alternativstrecken

Die Stadt plant, in der alten Allmandgasse in Richtung Oberer Metzgerbach kleines Kopfsteinpflaster und in der Krämerstraße zwischen der neuen Allmandgasse und der Sirnauer Straße großes Kopfsteinpflaster zu verlegen. Dazwischen soll ein neuer Belag aus den gleichen glatten Granitplatten angelegt werden, die auch schon vor der Kreissparkasse liegen. Damit will das Rathaus die gestalterischen Vorgaben für die Altstadt umsetzen. Wer nicht über Kopfsteinpflaster laufen wolle, habe von der Allmandgasse aus genügend Alternativen, in die Stadt zu gelangen: etwa über die neue Allmandgasse oder aber an der Kreissparkasse vorbei und dann über die Vogelsangstraße, heißt es.
Allerdings befindet sich in der Allmandgasse eine Senioren-Residenz, die vor etwa zehn Jahren neu eröffnet wurde. Die Bewohner, von denen viele auf einen Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen sind, befürchten, dass sie angesichts des Holperpflasters künftig nur noch mit großer Mühe in die Stadt kommen. Das haben sie jüngst öffentlich kundgetan. Nun melden sich auch andere zu Wort, die das Vorhaben der Stadt ebenfalls nicht nachvollziehen können.
Auch an den Stadtseniorenrat haben sich einige gewandt. Etwa eine Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, und die auch einen langen Brief an Oberbürgermeister Jürgen Zieger geschrieben hat. Sie fragt, warum ausgerechnet diese Straßen mit Kopfsteinpflaster ausgestattet werden müssten, wenn gleichzeitig etwa die Pliensaustraße und die Innere Brücke mit glatten Platten belegt seien, obwohl es dort – anders als rund um die Senioren-Residenz – zahlreiche Kulturdenkmäler gibt. Diese seien auch zu erhalten, betont sie: Sie spende selbst regelmäßig für den Denkmalschutz. Doch in ihrem Wohnviertel sei Kopfsteinpflaster aus historischen Gründen nicht notwendig – zumal dieses im Winter sehr glatt und damit noch gefährlicher werden könne. Und die Alternativstrecken, die die Stadtverwaltung anführt, seien für viele Senioren zu lang.
Beim Stadtseniorenrat sieht man das ähnlich. Der Vorsitzende Manfred Mätzke sagt: „Ich verstehe nicht, warum das Kopfsteinpflaster in der Allmandgasse und der Krämerstraße so wichtig sein soll.“ In dieser Ecke sei so viel neu gebaut worden, dass es nicht darum gehen könne, historische Ensembles zu bewahren – zumal diese Straßen seit Jahren asphaltiert sind. Er wundere sich, warum man diesen nun einen holprigen Belag verpassen will: „Ich denke, dass man hier die Belange der Senioren in der Allmandgasse berücksichtigen sollte.“
Leider sei niemand auf die Idee gekommen, den Stadtseniorenrat zu dem Treffen von Anwohnern und Vertretern der Stadtverwaltung vor zwei Wochen einzuladen. Man sei im Prinzip gar nicht in die Diskussion einbezogen worden. Allerdings fasst Mätzke sich in dieser Sache auch an die eigene Nase: Bislang sei der Stadtseniorenrat lediglich im Sozialausschuss präsent, nicht aber im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU), in dem unter anderem über Bauthemen diskutiert wird. Man habe bislang nicht bedacht, dass gerade Bauvorhaben auch eine große Relevanz für Senioren haben könnten. „Aber wären wir bei diesem Thema im ATU gewesen, hätten wir wahrscheinlich gesagt: Kopfsteinpflaster ist gut und schön, aber es macht nicht nur Älteren Probleme, sondern auch jüngeren Menschen mit Behinderung oder Leuten mit Kinderwagen“, sagt Mätzke.

Stadtseniorenrat will mehr Einfluss

Immerhin animiere ihn dieser Fall nun dazu, sich in seinem Verein und bei der Stadt dafür einzusetzen, dass der Stadtseniorenrat künftig auch im ATU sitzt. Und Mätzke denkt noch weiter. Denn für ihn ist dieser Fall symptomatisch für die Stellung des Stadtseniorenrats in Esslingen: „Wir haben kaum Einflussmöglichkeiten“, bemängelt er. In anderen Städten hätten die Seniorenräte etwa ein grundsätzliches Rederecht im Gemeinderat und dürften sich aktiv beteiligen – das sei in Esslingen schon qua Satzung nicht möglich. Deshalb wolle er mit seinem Verein auch darüber diskutieren, ob diese Satzung überhaupt noch zeitgemäß ist.