Schematische Darstellung der Buslinie 109 während der Vollsperrung der Geiselbachstraße. Quelle: Unbekannt

Der Bezirksbeirat Obertürkheim hat einer Buslinie von RSKN über die Weinberge nach Obertürkheim während der Vollsperrung der Geiselbachstraße zugestimmt.

Esslingen/Obertürkheim (red) Im Zeitraum zwischen März 2020 und Juni 2021 wird der Geiselbachkanal in der Mittleren Beutau neu gebaut. Dafür muss dieser Abschnitt während der gesamten Bauzeit für den Verkehr gesperrt werden, wie wir berichteten.

Am Ende der zweistündigen Debatte fiel die Entscheidung des Obertürkheimer Bezirksbeirats einstimmig aus: Die Lokalpolitiker gaben grünes Licht für die vorübergehende Verlängerung der Buslinie 109 von Rüdern in Esslingen über die Tiroler Straße nach Obertürkheim. Grundlage für die im Endeffekt auch von der Mehrheit der Anwohner akzeptierte Lösung waren Zugeständnisse, die die Esslinger Stadtverwaltung machte. Die Obertürkheimer leisten Nachbarschaftshilfe. Esslingen muss die Kanalisation in der Geiselbachstraße erneuern. Dafür muss die wichtige Verbindungsstraße von Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde nach Esslingen komplett gesperrt werden. Die Vollsperrung und damit auch die Interimsbuslinie nach Obertürkheim soll im kommenden März beginnen und bis Juni 2021 dauern. 15 Monate, in denen die Bewohner der Esslinger Stadtteile umständliche Umleitungen in Kauf nehmen müssen. Experten befürchten Staus. Damit möglichst viele Anwohner aufs Auto verzichten, will Esslingen ihnen eine attraktive Busverbindung ins Neckartal anbieten. Ihr Vorschlag: Die Buslinie 109 soll von Rüdern aus über die Tiroler Straße zum Bahnhof Obertürkheim verlängert werden.

Um die Mobilität während der Vollsperrung zu verbessern, soll die Buslinie 109 während der Vollsperrung von der Sulzgrieser Steige über Rüdern, Uhlbach bis zur S-Bahnhaltestelle Obertürkheim und zurück verkehren. Mit der Anbindung des ÖPNV an das S-Bahnnetz wird den Menschen in RSKN eine attraktive Alternative zum Auto angeboten. In den Hauptverkehrszeiten von 6 – 9 Uhr und von 12 – 20 Uhr wird mit 12 Meter langen Standardbussen gefahren, zwischen 9 und 12 Uhr sollen Kleinbusse eingesetzt werden.

Bushaltestelle für Uhlbacher
Als die Pläne vor einem Jahr bekannt wurden, liefen die Uhlbacher Sturm. Sie fürchten noch mehr Schleichwegverkehr, Lärm sowie Schäden an ihren Häusern. Im voll besetzten Saal des evangelischen Gemeindehauses stellte Uwe Heinemann, der Leiter des Esslinger Tiefbauamts, am Mittwochabend den Bezirksbeiräten und Bewohnern vor, was sie geplant haben, um Beeinträchtigungen gering zu halten. Damit nur die Busse, einige Gartenbesitzer und landwirtschaftlicher Verkehr die Straße zwischen Rüdern und Uhlbach nutzen können, wird ein Poller anderen Verkehrsteilnehmern die Durchfahrt versperren. „Hundert Meter oberhalb der letzten Häuser in Uhlbach, auf der Gemarkungsgrenze, werden wir einen hydraulisch-elektrisch bedienbaren Poller installieren“, berichtet Heinemann. Mit einem Transponder können die Busfahrer den Poller senken und sich freie Durchfahrt verschaffen.

Auch Gartenbesitzer, die ein Grundstück an der Tiroler Straße haben, landwirtschaftliche Betriebe und berechtigte Personen wie Ärzte mit Patienten im Nachbarbezirk können einen Transponder beantragen. „Die berechtige Person erhält dann einen Transponder kostenlos. Wir werden aber restriktiv vorgehen, um Missbrauch mit den Transpondern zu verhindern“, erklärte Ulf Weidle vom Stuttgarter Ordnungsamt. Als Dank für das Entgegenkommen der Uhlbacher wird der Poller auch nach Ende der 15-monatigen Interimszeit erhalten bleiben. „Und den lange gehegten Wunsch der Anwohner der Tiroler Straße erfüllen, den Schleichwegverkehr einzudämmen“, betonte Weidle. Die Buslinie 109 wird in den Hauptverkehrszeiten von 6 Uhr bis 9 Uhr und von 15 bis 20 Uhr im 15-Minuten-Takt fahren. Von 9 Uhr bis 15 Uhr fahren die Busse dann alle 30 Minuten, wobei von 9 bis 12 Uhr nur ein 7,5-Meter großer Minibus eingesetzt wird. Damit wird ein weiterer Wunsch der Uhlbacher erfüllt.

31 Parkplätze fallen weg
Wermutstropfen für die Anwohner: Damit die Busse auf der Tiroler- und der Luise-Benger-Straße fahren können, werden 31 Parkplätze am Fahrbahnrand entfallen. „Im engen Kurvenbereich der Luise-Benger-Straße wird eine Lichtsignalanlage aufgestellt, die Behinderungen durch Gegenverkehr verhindern soll“, sagt Heinemann.

Obertürkheims Bezirksbeiräte begrüßten die Kompromisslösung, regten aber noch einige Verbesserungen an. So wünschten sich viele Anwohner je eine Zusteigemöglichkeit in die Interimslinie 109 in der Tiroler Straße und am Uhlbacher Platz. „Es wäre ein Witz, wenn der Bus an den Uhlbachern vorbeifährt, und diese müssten ins Auto steigen, um zum Einkaufen zu fahren“, meinte Bezirksbeirat Eckhart Jäger (SPD).

Außerdem fürchten Ortskundige, dass der Schleichverkehr durch den Poller nicht aufzuhalten ist. „Die Autofahrer suchen andere Möglichkeiten über Feldwege“, meinte Markus Nanz. Freie Wähler-Bezirksbeirat Christian Zaiß richtet das Augenmerk auf die Feldwege, die von Rüdern in Richtung Asangstraße führen. „Auf denen herrscht heute bereits reger Schleichverkehr. Dieser wird sich verstärken. Das birgt für uns Wengerter, die in den Reben arbeiten, und für Spaziergänger immer wieder Unfallgefahren.“ Die Bezirksbeiräte forderten dort bauliche Änderungen oder mehr Kontrollen. „Wenn wir feststellen, dass sich der Verkehr von März an verlagern wird, werden wir reagieren und beispielsweise die Feldwege mit einem Felsen sperren“, versprachen Weidle und Heinemann.

Im nächsten Schritt muss die Stadt Stuttgart die offizielle Genehmigung erteilen. Anschließend wird der Mobilitätsausschuss der Stadt Esslingen die Umsetzung voraussichtlich auf seiner nächsten Sitzung am 20.11. beraten. Dann ist die letzte Hürde für den S-Bahnzubringer aus RSKN, der mit der Vollsperrung ab Ende März verkehren soll, genommen.