Alex Hanimann Foto: Gaby Weiß - Gaby Weiß

Der Schweizer Künstler Alex Hanimann eröffnet am Sonntag seine Ausstellung „Same but different“ in der Villa Merkel. Die Arbeiten möglichst perfekt zu präsentieren, ist für Künstler und Galerie gleichermaßen eine Herausforderung.

EsslingenWelches Bild soll in welchem Raum hängen, und welches Objekt soll wie und wo platziert werden? Im Gespräch erzählt der Schweizer Künstler Alex Hanimann, dessen Ausstellung „Same but different“ am Sonntag in der Villa Merkel eröffnet wird, wie er die Inszenierung seiner Ausstellungen vorbereitet, plant und realisiert.

Wie entsteht das Raum-Konzept für eine Ausstellung?
Ich habe den Grundriss, ich fertige einen Aufriss der Wände und platziere da meine Arbeiten en miniature vorab auf dem Papier. Ich visualisiere das für mich und habe dann das Gefühl: Das funktioniert so. Dann komme ich an den Ausstellungsort, in die Galerie, in das Museum. Die Arbeiten sind angeliefert worden und werden ausgepackt. Und ich sehe: Das passt. Oder: Halt, da ist etwas zu viel. Oder: Dort fehlt noch etwas. Ich stelle vor Ort dann fest, dass meine Vorstellung, die ich mir anhand des Plans von den Räumen gemacht habe, nicht dem entspricht, was ich vor Ort vorfinde. Das zwingt mich dann dazu, einen Teil meiner ursprünglichen Ideen loszulassen, beziehungsweise diese weiterzudenken. So wird das Konzept vor Ort noch einmal angepasst, geschärft und präzisiert.

Wie viel ist Planung, wie viel ist Improvisation beim Aufbau einer Ausstellung?
Das ist jedes Mal anders. Es kann zu hundert Prozent aufgehen, und es gibt Künstlerkollegen, die einen Plan machen, der dann exakt passt. Bei mir ist das nie so ganz perfekt. Ich brauche den Ort, und ich muss vor Ort die finale Entscheidung treffen. Es kann immer wieder passieren, dass mein Konzept, meine Vorstellung nicht auf Anhieb funktioniert, und ich stelle die Hälfte der Arbeiten dann noch einmal um. Aber das ist doch eher selten. In der Regel funktionieren 70 bis 80 Prozent der im Vorfeld gemachten Überlegungen.

Fürchtet man sich davor, kurz vor der Vernissage etwas ändern zu müssen?
Nein, nicht mehr. Als junger Künstler ist man da natürlich schon gelegentlich unsicher: Wie reagiere ich? Was soll ich jetzt machen? Aber mit jeder Ausstellung, die man einrichtet, wächst die Erfahrung, festigt sich das Vertrauen: Ich weiß, dass meine Vorstellungen nie ganz perfekt sind, ich weiß aber auch, dass ich dann vor Ort beim Einrichten reagieren kann.

Und wer hat das letzte Wort, wenn es während des Aufbaus der Ausstellung zu Unstimmigkeiten kommt – der Künstler oder der Galerie-Leiter?
Es geht in Ausstellungen und beim Aufbau von Ausstellungen immer um Menschen. Und jeder Mensch funktioniert anders. Es gibt egomanische Künstler: „Das muss hierhin, das muss dorthin. So wird es gemacht.“ Und umgekehrt gibt es autoritäre Kuratoren: „Ich weiß schon genau, wie wir das machen. Und fertig. Das ist immer wieder anders.“ Andreas Baur von der Villa Merkel zählt zu den Kuratoren, deren Konzept es ist, eine Ausstellung im Dialog mit dem Künstler oder der Künstlerin zu entwickeln. Es wird diskutiert, Argumente werden abgewogen, und dann findet man gemeinsam eine Lösung.

Würden Sie lieber in einem White Cube, einem völlig weißen Raum, ausstellen, als in einem Kulturdenkmal und ehemaligen Wohnhaus wie der Villa Merkel?
Zeitgenössische Kunst wird seit den 70er-Jahren an sehr unterschiedlichen, oft ungewöhnlichen Orten gezeigt. Das heißt, es gehört zu meinem Job, auch auf die unterschiedlichen Gegebenheiten und Orte reagieren zu können. Ich muss mich mit immer wieder anderen Räumen auseinandersetzen, mich in sie hineindenken und dafür entsprechende Ausstellungen entwickeln. Jeder Raum ist eine ganz besondere Herausforderung. Räume können einen auch auf neue Ideen bringen. Ich bin diesbezüglich sehr offen. Es ist also nicht eine Frage, ob White Cube oder Villa – es geht vielmehr darum, an beiden Orten die Werke optimal zu inszenieren.

Das Interview führte Gaby Weiß.

Die Ausstellung „Same but different“ von Alex Hanimann wird am Sonntag, 15. September, um 11 Uhr in der Villa Merkel (Pulverwiesen 25) eröffnet und ist dort bis 17. November zu sehen.