Schafzüchter Michael Straußberger bei seinen Tieren. Wie nun nachgewiesen wurde, hatte ein Wolf drei seiner Lämmer gerissen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - In der grün-schwarzen Landesregierung sorgt eine Debatte über den Umgang mit Wölfen für schlechte Stimmung. Hintergrund ist ein Vorfall, bei dem ein Wolf am 7. Oktober drei Lämmer bei Widdern (Kreis Heilbronn) auf einer Weide gerissen hat.

Agrarminister Peter Hauk (CDU) forderte daraufhin eine Regulierung des Wolfsbestandes, „das heißt auch bejagen oder Fallen stellen“. Die Grünen setzen etwa auf Herdenschutzhunde und einen Dialog zwischen Nutztierhaltern, Naturschützern und Politik, sagte der Naturschutzexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Markus Rösler.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) versuchte gestern, die Wogen zu glätten. Er erinnerte daran, dass es im Südwesten bislang keinen Bestand an Wölfen gibt, sondern nur einzelne Tiere. Er meinte daher zu Hauks Forderung: „Von einer Bestandsregelung sind wir weit entfernt.“

Insektensterben bewegt mehr

Zu einem möglichen Abschuss äußerte sich der Regierungschef nicht konkret. Jedenfalls sei das Thema schwierig, auch tiefenpsychologisch betrachtet. „Dass der Wolf böse ist, wissen wir aus Grimms Märchen. Ob er nun wirklich so böse ist, ist eine ganz andere Frage“, meinte Kretschmann. Die Debatte über den Wolf halte er für überzogen. Das Insektensterben bewege ihn mehr, räumte er ein.

Unter bestimmten Umständen ist schon heute der Abschuss von Wölfen möglich, wie aus einem Handlungsleitfaden der Landesregierung zu entnehmen ist. Etwa, wenn ein Wolf aggressiv auf Menschen reagiert, ohne provoziert worden zu sein. In weniger schweren Fällen soll laut dem Leitfaden versucht werden, den Wolf zu vergrämen, also ihn zum Beispiel mit Leuchtraketen zu vertreiben.

Für das Umweltministerium steht der Abschuss aber nicht zur Debatte, da sich die Diskussion um „ganz normale Wölfe“ drehe. „Es ist nicht an der Zeit, darüber zu reden, wie wir normale Wölfe wieder loswerden, sondern wie es ein vernünftiges Miteinander gibt.“ Morgen wird das Thema bei einer Anhörung im Landtag debattiert.

Kritik an Hauks Äußerungen gab es vom Naturschutzbund (Nabu). Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) plädierte dafür, die Haltung von Hunden zu erleichtern, die Wölfe von Herden fernhalten könnten. Eine Verordnung müsse entsprechend ausgelegt werden. Dass dies möglich sei, habe das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits im Sommer klargestellt. Hauks Ministerium vertrete da aber eine andere Linie. Hauk widersprach und stellte klar, dass er dem Einsatz von Herdenschutzhunden nicht entgegenstehe. Hauk warnte vor einem blauäugigen Umgang mit dem Wolf. Niemand wolle den Wolf ausrotten. Aber eine Regulierung sei nötig - im Zweifel auch durch eine Bejagung. Und es müsse auch den Willen geben, Vergrämungsmaßnahmen tatsächlich auch einzusetzen.

Der Landesschafzuchtverband erklärte, es sei zwar möglich, Schafherden besser zu schützen - etwa mit Elektrozäunen oder Schutzhunden. Flächendeckend sei aber beides nicht machbar, sagte Geschäftsführerin Anette Wohlfahrt dem SWR. Wer für die Schäden aufkomme, die ein Wolf anrichte, sei noch nicht vollständig geklärt.