Auch der Austausch eines älteren Heizkessels gegen einen modernen Brennwertkessel mit gleichem Energierohstoff kommt ganz ohne ein Nachrüsten nicht aus. Foto: www.co2online.de - www.co2online.de

Brennwertheizungen gelten als effizient, weil sie zusätzlich zur Energie des Brennstoffs die in den Abgasen enthaltene Wärme nutzen.

BerlinBrennwertheizungen gelten als effizient, weil sie zusätzlich zur Energie des Brennstoffs die in den Abgasen enthaltene Wärme nutzen. Viele Hausbesitzer, die bei derselben Energiequelle bleiben wollen, ersetzen deshalb ihre älteren Öl- oder Gasheizungen durch Brennwerttechnik. Der Vorteil: Die notwendige Infrastruktur ist bereits vorhanden. Ein Umstieg von einem Brennstoff auf den anderen ginge auch, zöge aber teure Investitionen nach sich.

Warum ist die Brennwerttechnologie besser als die alten Anlagen?

Anders als beim herkömmlichen Heizkessel, aus dem heißer Wasserdampf ungenutzt durch den Schornstein entweicht, werden bei der Brennwerttechnik die Abgase so weit abgekühlt, dass der darin enthaltene Wasserdampf teilweise zu flüssigem Wasser kondensiert. So kann die Energie, die im Dampf enthalten ist, zur Raumheizung genutzt werden. „Es kommt darauf an, dass die Rücklauftemperatur des Heizwassers möglichst gering ist“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin. „Je kühler das Heizwasser, desto höher der Brennwerteffekt.“

Wie lässt sich die Rücklauftemperatur gering halten?

Die gewünschte Rücklauftemperatur kann nicht einfach an der Anlage eingestellt werden. Sie hängt mit der Vorlauftemperatur der Heizung zusammen, die möglichst gering gewählt werden muss. „Üblich sind 70 Grad Vorlauftemperatur für 50 Grad Rücklauftemperatur am kältesten Tag des Jahres“, erläutert Wagnitz. Zu berücksichtigen sind zusätzlich noch Gegebenheiten im Haus wie der Dämmstandard und die Größe der Heizkörper.

Allerdings: In den Werkseinstellungen der Anlagen sind meist 75 Grad vorgegeben. „Damit wollen die Hersteller sicherstellen, dass niemand friert. Aber in Gebäuden mit guter Dämmung kommt man mit deutlich niedrigeren Vorlauftemperaturen aus“, so Wagnitz. „Und kann damit bis zu zehn Prozent Heizenergie sparen.“

Wichtig ist es also, dass die neue Heizung bei der Inbetriebnahme auf den eigenen Bedarf angepasst wird. Dazu gehören der hydraulische Abgleich, das Einstellen der Heizkurve, der Austausch der Heizungspumpe, das Dämmen der Heizungsrohre und gegebenenfalls der Einbau voreinstellbarer Thermostatventile.

Braucht es bauliche Veränderungen beim Umstieg?

Wegen der niedrigen Abgastemperaturen, die bei der Brennwerttechnik entstehen, muss der Schornstein umgerüstet werden. „Die Abgase sind zu kühl, um aus eigener Kraft im Schornstein nach oben zu steigen“, erklärt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Die Durchmesser der alten Schornsteine sind zu groß, da sie für Heizungen mit Abgasen von 140 Grad und mehr ausgelegt wurden. Heute hat das Abgas moderner Brennwertheizungen nur maximal 80 Grad. „Da reicht der Auftrieb nicht mehr aus, um bis ganz nach oben zu kommen“, so Wagnitz. Also muss es mit Hilfe eines Gebläses nach oben gepustet werden. „Und in den Schornstein wird eine neue Abgasleitung eingezogen, die einen wesentlich geringeren Querschnitt hat.“ Während ältere Schornsteine einen Innendurchmesser von 14 bis 20 Zentimetern hatten, genügt für moderne Heizungen in einem Einfamilienhaus laut Gula die Hälfte. Wie groß der Querschnitt der neuen Rohre sein muss, hängt aber auch vom verwendeten Brennstoff ab. Flüssige und gasförmige Brennstoffe brauchen 6 bis 10 Zentimeter.

Stefan Materne von der Energieberatung der Verbraucherzentralen rät, auf die Materialwahl zu achten, denn das Kondensat ist säurehaltig. Es braucht daher eine gegen Feuchtigkeit unempfindliche, gasdichte und säurebeständige Abgasleitung. Für öl- und gasbasierter Brennwertheizungen eignen sich am besten Rohre aus Kunststoff oder Edelstahl.

Was ist effizienter – Öl oder Gas?

„Gasheizungen sind auf dem Papier etwas effizienter als Ölheizungen“, sagt Wagnitz. Ihr Wirkungsgrad liegt bei 109 Prozent, der von Öl-Brennwertheizungen nur bei 103 Prozent. „Je mehr Wasserdampf entsteht, desto höher ist der Brennwert“, erklärt Wagnitz. Da Erdgas mehr Wasserstoff enthält als Öl, ist beim Gas der Brennwerteffekt größer.

Dass Wirkungsgrade über 100 Prozent erreicht werden – was physikalisch eigentlich unmöglich ist – liegt an der Technik der Brennwertheizungen. „Weil Brennwertgeräte auch die Wärmeenergie in den Abgasen nutzen, liegen die Wirkungsgrade über dem Heizwert“, erklärt Marcus Weber von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. „Richtiger wäre es, als Berechnungsgrundlage den Brennwert des Energieträgers als 100-Prozent-Marke anzusetzen.“

Als Brennwert bezeichnet man die gesamte im Energieträger vorhandene Energie, also sowohl den Energieertrag aus der Verbrennung als auch den Wärmegewinn aus der Kondensation der Abgase. Bei dieser Rechnung ergeben sich dann Nutzungsgrade bei Brennwertgeräten von 94 bis 96 Prozent. „Wenn man den Bezugspunkt auf den Brennwert setzt, also auf die maximal nutzbare Energiemenge, dann sind beide Techniken in etwa gleich effizient“, sagt Wagnitz.