Martina Wörner, Katharina Weber und Christine Heix (von links), hier mit dem kleinen Fritz, haben viel für Familien erreicht. Foto: /Robin Rudel

Nach 20 Jahren übergeben Martina Wörner und Christiane Heix die Kindertagesstätte „Nesthäkchen“ an die Gemeinde. Der Verein Kinder- und Elternzentrum hört auf.

Mit einem weinenden Auge sagen Martina Wörner und Christiane Heix dem Kinder- und Elternzentrum (KEZ) in Neuhausen nach 20 Jahren Lebewohl. Die Kindertagesstätte „Nesthäkchen“für Jungen und Mädchen unter drei Jahren wird künftig von der Gemeinde Neuhausen betrieben. Der Wunsch, ein festes Zentrum für die Beratung von Eltern dauerhaft zu etablieren, ist für die zwei Frauen nicht in Erfüllung gegangen. Doch die engagierten Mütter haben es geschafft, verlässliche Betreuung für Kinder in Eigenregie möglich zu machen.

Als die beiden ihr Projekt anstießen, war die Situation anders als heute. „Vor 20 Jahren taten sich viele Frauen schwer, verlässliche Kinderbetreuung zu finden“, blickt Martina Wörner zurück. Da habe noch das Vorurteil geherrscht, dass Frauen zuhause bleiben und sich um die Kinder kümmern sollten.

Viel Aufklärungsarbeit

Da wollten die Schulsekretärin Wörner und die Krankenschwester Heix gegensteuern. Viel Aufklärungsarbeit haben die kommunikativen Frauen in Neuhausen geleistet. 16 Jahre lang haben sie die Kindertagesstätte „Nesthäkchen“ im Bürgertreff und Betreuten Wohnen im Ostertagshof etabliert. Mit farbenfrohen Handabdrücken haben sich die Jungen und Mädchen, die dort betreut wurden, auf Leinwänden verewigt. „Wir fördern die Kinder ganz individuell“, sagt die Erzieherin Katharina Weber. Die Kindertagesstätte wird von Profis geführt. Die engagierten Mütter kümmerten sich um die anderen Angebote, die das Zentrum in seiner 20-jährigen Geschichte geschaffen hat. Dazu gehören neben vielem anderen eine Babysitterausbildung mit Vermittlung, Vorträge und die Einrichtung einer „Kelly-Insel“ als Anlaufstelle für Kinder in Not.

„Zwar haben unsere eigenen Kinder damals nicht mehr von dem Angebot profitieren können“, sagt Christiane Heix. Die gelernte Krankenschwester wusste aber bei der Gründung des KEZ nur zu gut, was es für Mütter bedeutet, die in ihrem Beruf arbeiten wollen. Deshalb hat sie gemeinsam mit Martina Wörner die verlässlichen Strukturen geschaffen. Unterstützt wurden die engagierten Frauen im Vorstandsteam von Erika Schmielau, Christine Frey und Sandra Bauknecht. „Mit der Zeit ist es aber immer schwerer geworden, Nachwuchs zu finden“, gibt Wörner zu bedenken. Deshalb haben sich die Frauen nun entschieden, den Verein aufzulösen. Dass die Kommune das „Nesthäkchen“ übernimmt, macht die beiden Gründerinnen glücklich. So bleibe das Angebot erhalten, und für die Erzieherinnen und die Kinder ändere sich erst mal nichts. Die Tagesstätte, die von 7 bis 17 Uhr offen hat und die flexible Zeiten anbietet, betreibt das KEZ in Kooperation mit der Firma Balluff. Das Unternehmen hat sich feste Betreuungsplätze für die Mitarbeiter gesichert.

Kleinkindbetreuung, die Kooperation mit Firmen und ehrenamtliche Initiativen liegen heute im Trend. Das war vor 20 Jahren nicht so, und Frauen mussten mit Vorurteilen kämpfen. Das Modell aus Neuhausen erregte aber in der ganzen Region Aufmerksamkeit: „Manches von dem, was ihr damals mit euren Visionen und Ideen ganz neu angestoßen habt, ist heute in Neuhausen selbst und in vielen Orten in Baden-Württemberg Standard“, würdigte Bürgermeister Ingo Hacker das Engagement von Martina Wörner und Christiane Heix. Vor 16 Jahren war die Betreuung von Kindern unter drei Jahren nach seinen Worten „etwas Besonderes“.

Familien im Ostertagshof

Bürgertreff
 Die Tagesstätte „Nesthäkchen“ hat ihre Räume im Ostertagshof in Neuhausen. Die Leiterin Katharina Weber legt Wert darauf, dass die Kinder mit den Senioren in Kontakt kommen: „Sie verstehen sich sehr gut.“

Krabbelgruppen
 Durch das Kinder- und Elternzentrum gab es immer wieder Berührungspunkte mit dem Bürgertreff im Ostertagshof. Die Leiterin Magdalena Heinrichs will das Haus auch künftig für Krabbelgruppen und Familien öffnen.

Treff für Generationen
 Im Bürgertreff gibt es Angebote für Kinder und Jugendliche. Dazu zählen Kunstprojekte und Praktika für Schüler. Kinder musizieren für die betagten Gäste. Informationen: www.neuhausen-buergertreff.de