In der Kirche von Sankt Karl Borromäus in Winnenden gab sich ein Hochstapler als Priester aus. (Archivbild) Foto: /Gottfried Stoppel

Das Stuttgarter Amtsgericht verhängt einen Haftstrafe für einen jungen Mann, der sich unter anderem in Winnenden als katholischer Priester ausgegeben hat. Seine Motivation: Er wollte etwas stehlen.

Ein falscher Priester, der auch in Winnenden sein Unwesen trieb, muss für 15 Monate ins Gefängnis. Das Amtsgericht Stuttgart hat in dieser Woche den Mann zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Der 22-Jährige hatte sich als katholischer Geistlicher ausgegeben, Kinder getauft, Gottesdienste gefeiert und kostbare liturgische Gegenstände gestohlen. Das Urteil wegen Missbrauchs von Titeln und Berufsbezeichnungen sowie wegen Betrugs und Computerbetrugs ist noch nicht rechtskräftig, wie ein Gerichtssprecher am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.

Der Mann soll sich in betrügerischer Absicht als Pfarrer ausgegeben haben. Im vergangenen Sommer wohnte er für einige Tage im Pfarrhaus der Gemeinde Sankt Borromäus in Winnenden. Auf die Schliche war ihm dort der Vorsitzende des Kirchengemeinderats gekommen. Nach dessen Aussage hatte sich der junge Mann Tausende Euro in die eigene Tasche gesteckt.

Betrüger hob an einem Tag 24 Mal Geld ab

Vom Konto der Gemeinde, das nur für Zeltlager verwendet wird, hatte er 5700 Euro abgebucht. Die EC-Karte dazu befand sich nebst PIN-Nummer in einer Schublade im Pfarrhaus. Der Vorsitzende fand seinerzeit heraus, dass der Täter mit der EC-Karte insgesamt 30 Abbuchungen getätigt hatte; an einem Tag 24 Mal hintereinander. Weil die Bankautomaten täglich nur eine bestimmte Maximalsumme auszahlen, besuchte der falsche Geistliche vier Lebensmittelmärkte mehrmals hintereinander und ließ sich dort zu seinen Einkäufen jeweils 200 Euro in bar auszahlen. Er hat aber noch mehr auf dem Kerbholz: Auf Rechnung des Bistums Speyer soll er einen Kelch, eine Hostienschale und eine Stola bestellt haben.

Die Bistümer Rottenburg-Stuttgart und Speyer hatten danach vor dem Mann gewarnt und Anzeige erstattet. Er saß zuvor bereits wegen eines anderen Delikts in Haft. Die Bistümer Rottenburg-Stuttgart und Speyer hatten vor ihm gewarnt und Anzeige erstattet.