Der Gang durch die historischen Gewächshäuser lohnt sich aufgrund der Blütenpracht aktuell vielleicht noch mehr als sonst. Foto: Wilhelma Stuttgart/

Für die meisten Besucherinnen und Besucher sind die Tiere die Stars in der Wilhelma. Aber blühende Azaleen sind ein Grund, warum ein Gang durch die Gewächshäuser vielleicht besonders jetzt lohnt.

Für die meisten Besucher der Wilhelma führt der gewohnheitsmäßige Rundgang zuerst an den pinken Flamingos vorbei und führt schnurstracks zu den Seehunden. Wer das dieser Tage so praktiziert und dann womöglich den Fischen einen Besuch abstattet, verpasst aber womöglich was: Denn gleich links nach dem Eingang geht es in die historische Gewächshauszeile des Stuttgarter Zoos – und dort wird Besuchern ein Blütenmeer in Rot- und Rosa-Tönen bis hin zu Purpur und Lachsfarben geboten, wie es dort nur selten zu sehen ist. Der Grund dafür ist die Blütezeit der Azaleen.

Die Wilhelma-Gärtner haben die vielseitigen Blütenstars im Azaleenhaus geschmackvoll arrangiert, wie der Zoo mitteilt: Als Büsche und Hochstamm-Bäumchen, in Pyramidenform geschnitten oder als zierliche Topfpflanze. Als „Star“ der Ausstellung wird die knapp zwei Meter hohen Pyramide der Sorte „Mistral“ mit rosafarbenen Blüten, die ins Pink übergehen, genannt.

In diesem Jahr sind die Rhododendrongewächse, die es eher kühl, aber hell lieben, etwa vier Wochen später dran als sonst. „Wir hatten in Stuttgart ein kaltes und extrem dunkles Frühjahr“, sagt Gärtnermeister Christian Mikoteit. In Japan und China seien die farbenprächtigen Blütenwunder, die dort schon seit Jahrhunderten gezüchtet werden, überwiegend in Bergregionen über 1000 Meter heimisch. Sie sollen dort als Symbol des Lebens gelten, ihnen wird außerdem eine stimmungsaufhellende und ausgleichende Wirkung nachgesagt.

Noch heute Azaleen, die bereits König Wilhelm I. gehörten

Von Ostasien kamen Azaleen gegen Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa – „und vor etwa 170 Jahren auch nach Stuttgart in die Sammlung König Wilhelm I. von Württemberg.“ Von den über 80 Sorten der heutigen Azaleensammlung im Zoologisch-Botanischen Garten sollen gar noch sechs Pflanzen aus dem historischen Bestand des Monarchen stammen.

Der Name geht auf das griechische Wort azaleos zurück, das soviel wie „trocken“, „hart“ oder „dürr“ bedeutet und sich auf die Blätter bezieht. Die Blätter der verschiedenen Azaleenarten seien so unterschiedlich wie die Blüten. „Sie können groß oder klein, behaart oder glatt, hell- oder dunkelgrün sein oder sich im Herbst verfärben“, wie es nach angaben der Wilhelma heißt. Viele Azaleen seien auch immergrün. Eines Eigenschaft teilten sich die Blätter aber: Relativ hart und robust zu sein.

Die überbordende Blütenpracht im Azaleenhaus ist noch bis Anfang Mai zu sehen. Anschließend ziehen die Pflanzen ins Freiland um, wo sie an einem geschützten, halbschattigen Ort Kraft tanken können für die nächste Blühsaison. Apropos Freiland: Auch hier lohnt aktuell ein Gang durch den botanischen Garten, anstatt den Rundgang über den breiten, gebogenen Weg nach oben Richtung Affen fortzusetzen. Denn auch dort beginnen viele andere Blumen zu blühen.