Die immersive Ausstellung „Tutanchamun“ ist bis zum 25. Februar in der Schleyerhalle zu sehen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Vor einem Jahr war „Monets Garden“ der Überraschungserfolg von Stuttgart – mit „Tutanchamun“ wird’s in der Schleyerhalle noch spektakulärer. „Wahnsinn“, hört man hier oft.

Einem Ritterschlag kommt’s gleich, was Jelle de Jong, dem CEO des Unternehmens  Madrid Artes Digitales, in Kairo widerfahren ist. Das Ägyptische Museum ist so begeistert von der in Europa entwickelten Ausstellung „Tutanchamun“, dass sie nun auch dort in voller Schönheit gezeigt wird. Die Experten sind voll des Lobes: Nicht nur die Fakten stimmen und werden auf faszinierende Weise präsentiert, auch die Entertainment-Qualitäten sind so groß, dass die Massen strömen.

Kaum ein archäologischer Fund hat die Welt so berührt wie der des Grabes von Tutanchamun. Der 1323 vor Christus im Alter von nur 19 Jahren gestorbene Kindpharao löst bis heute eine magische Faszination aus.

Das Metaversum feiert seine Weltpremiere in Stuttgart

In Madrid haben vor einem Jahr 350 000 Menschen die Ausstellung „Tutanchamun“ besucht, bei der man über 100 Jahre nach dem Sensationsfund der ägyptischen Schatzkammer auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern in die Welt der Götter und Pharaonen des alte Ägypten eintauchen kann, dank der digitalen Möglichkeiten so hautnah, als stecke man selbst in der Pyramide mitten drin. Die nächsten Stationen der immersiven Schau waren Wien, Hamburg und Kairo.

Nun also ist Stuttgart dran – und hier wird man mehr sehen als in den andern Städten. Offiziell los geht’s im Anbau der Schleyerhalle an diesem Mittwoch, 10 Uhr. Beim Opening am Dienstag für geladene Gäste und Presse war die Begeisterung riesig. Zum Start in Stuttgart ist der spanische Kurator Nacho Ares gekommen, der sich über das große Lob der ersten Betrachter freut.

Einer der Mitproduzenten von „Tutanchamun“ ist Henk van der Meijden, der 86-jährige Chef des Weltweihnachtscircus auf dem Cannstatter Wasen. Seit 29 Jahren kommt er mit den besten Artisten der Welt nach Stuttgart. Den Menschen in der von ihm geliebten Stadt will er mit der immersiven Ausstellung in der Nachbarschaft seines Zirkuszelts noch mehr bieten als andernorts. Weltpremiere feiert in der Schleyerhalle nun das Metaversum, das nach aufwendiger Herstellung eine irrwitzige Expedition an der Seite von Howard Carter, dem Entdecker des nahezu unberaubten Grabes von Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben, ermöglicht. Dazu muss man eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen.

„Henk wollte, dass die Menschen in Stuttgart noch mehr staunen können“, sagt Jelle Jong, der einst oft selbst beim Weltweihnachtscircus mitgearbeitet hat und nun von Madrid aus die weltweite Erfolgsreise von „Tutanchamun“ organisiert (eine der nächsten Stationen ist Rio in Brasilien).

Vorsicht, auch der Boden „lebt“

Hinter dem Begriff Metaversum steckt die Idee, verschiedene Handlungsräume durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realität zu einer Wirklichkeit zu vereinigen. Plötzlich sieht sich der Besucher, wenn er die Brille trägt, wieder, wie er mit einer Lampe in der Hand durch dunkle Gänge bis zum Grab wandelt. Immersive Kunstausstellungen sind auch in Deutschland zu Kassenschlagern geworden. Um ganz in die Welt des alten Ägyptens eintauchen zu können, werden die Besucherinnen und Besucher durch mehrere Erlebnisräume geführt, in denen zum Teil auch der Boden „lebt“. Vorsicht also und nicht erschrecken, wenn plötzlich ein Skorpion an einem vorbeirast. Wirklichkeit und digitale Wunder vermischen sich.

Dass mit Stardust International, dem Unternehmen von Henk van der Meijden, Theatermacher mit an Bord sind, ist deutlich zu spüren. „Wir haben für die Ausstellung neue Musik komponieren lassen“, sagt Jelle de Jong. Die Dramaturgie mit Mitteln des Theaters stimmt. Die Investitionen dafür waren hoch. Doch die Millionen sollen sich wieder einspielen, weil die Erfolgsreise von „Tutanchamun“ in die ganze Welt führt. De Jong freut sich: „In Stuttgart war der Vorverkauf für die Ausstellung besser als in allen anderen Städten.“

Deutscher Partner in Stuttgart ist Nepomuk Schessl,  Geschäftsführer der Alegria Exhibition, der sich freut: „Nach dem Erfolg von ,Monets Garten‘ sind wir sehr stolz darauf, noch ein digitales Multimediahighlight präsentieren zu können.“ Auch für die nächsten Jahre gibt es Pläne. Solange die Schleyerhalle steht, wird der Ort beibehalten, ansonsten wollen die Veranstalter neue Räume für immersive Spektakel suchen.

Die Ausstellung ist vom 6. Dezember bis zum 25. Februar täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Tickets gibt es unter: https://www.tutanchamun-immersiv.de oder unter der Rufnummer 0711 / 25 55 442 für 24 Euro unter der Woche, samstags und sonntags für 26 Euro.

Was bedeutet der Begriff immersiv?

Virtual Reality
bezeichnet eine digitale, künstliche Welt, die mithilfe von spezieller Softund Hardware erlebbar gemacht wird und ein immersives Erlebnis ermöglicht. Durch die Nutzung einer VR-Brille wird mittels der hochauflösenden Displays, 360°- oder 3D-Inhalten und auditiven Elementen, ein vollkommenes Abtauchen in die virtuelle Welt ermöglicht. In der „Free Roaming Virtual Reality-Experience“ bewegen sich die Besucherinnen und Besucher dabei frei im Raum.